Johannes 5,24 Wenn das stimmt, dann ändert sich alles! → „Ich sage euch die Wahrheit: Wer meine Botschaft hört und dem glaubt, der mich gesandt hat, der hat das ewige Leben. Ihn wird das Urteil Gottes nicht treffen, er hat die Grenze vom Tod zum Leben schon überschritten“

Fettgedrucktes für schnell Leser…

Einleitender Impuls:

Manchmal hört man eine Aussage so oft, dass sie an Wirkung verliert. Aber stell dir vor, jemand schaut dir in die Augen und sagt mit absoluter Überzeugung: „Du hast ewiges Leben. Jetzt. Nicht irgendwann. Jetzt.“ Würde dich das schockieren? Oder würdest du misstrauisch reagieren und denken: „Naja, mal schauen, ob das wirklich so einfach ist…“?

Das Problem ist: Wir sind nicht darauf programmiert, bedingungslos zu vertrauen. Wir wollen Sicherheiten, Beweise, einen Plan B. Doch Jesus stellt sich hin und sagt: „Glaub mir. Das reicht.“ Kein Kleingedrucktes, keine Fußnoten. Nur eine Zusage, die unser gesamtes Sicherheitsdenken über den Haufen wirft. Und genau da wird’s spannend: Leben wir so, als wäre das wahr? Oder verhalten wir uns immer noch so, als müssten wir uns unser Heil erarbeiten?

Wenn Jesus recht hat – und er hat recht – dann ist die Frage nicht mehr, ob du zu Gott gehörst, sondern wie du mit dieser Freiheit umgehst. Denn wer weiß, dass sein Leben bei Gott sicher ist, kann anders leben: ehrlicher, mutiger, angstfreier. Vielleicht ist das heute dein Reminder, dass du nichts mehr beweisen musst. Dein Wert steht längst fest. Vertrau dem. Und lebe entsprechend.

Glaube, Vertrauen, Identität, Freiheit

Fragen zur Vertiefung oder für Gruppengespräche:

  1. Wo fällt es dir schwer, wirklich zu glauben, dass Gottes Zusage für dich gilt?
  2. Welche alten Sicherheiten oder Ängste halten dich davon ab, in dieser neuen Realität zu leben?
  3. Wie würde dein Alltag aussehen, wenn du wirklich angstfrei in Gottes Verheißung stehst?

Parallele Bibeltexte als Slogans:

Römer 8:1 — „Keine Verdammnis für die, die in Christus Jesus sind“

Johannes 11:25 — „Ich bin die Auferstehung und das Leben“

Hebräer 11:1 — „Glaube ist eine feste Zuversicht auf das, was man hofft“

1. Johannes 5:12 — „Wer den Sohn hat, der hat das Leben“

Wenn du wissen willst, warum Jesus mit einem einzigen Satz das ganze Konzept von Angst, Leistung und Unsicherheit über den Haufen wirft – und wie du das für dich nutzen kannst – dann tauche mit mir tiefer ein!

Die Informationen für den Impuls hole ich mir meistens aus BibleHub.com damit auch du es nachschlagen kannst.


Schön, dass wir uns mit diesem kraftvollen Vers aus Johannes 5,24 beschäftigen. Bevor wir eintauchen, lass uns die Betrachtung mit einem Gebet beginnen:

Lieber Vater, danke, dass Dein Wort nicht nur alte Buchstaben auf vergilbtem Pergament sind, sondern lebendige Wahrheit, die uns heute noch trifft. Du sagst, dass wer Dein Wort hört und an Dich glaubt, vom Tod ins Leben übergeht – eine kühne, gewaltige Zusage! Öffne unser Herz, damit wir nicht nur verstehen, sondern erleben, was das bedeutet. Lass uns den Sprung wagen, raus aus Unsicherheit, rein in Dein echtes, ewiges Leben.

In Jesu Namen beten wir,

Amen.

Der Text:

Zunächst werfen wir einen Blick auf den Text in verschiedenen Bibelübersetzungen. Dadurch gewinnen wir ein tieferes Verständnis und können die unterschiedlichen Nuancen des Textes in den jeweiligen Übersetzungen oder Übertragungen besser erfassen. Dazu vergleichen wir die Elberfelder 2006 (ELB 2006), Schlachter 2000 (SLT), Luther 2017 (LU17), Basis Bibel (BB) und die Hoffnung für alle 2015 (Hfa).

Johannes 5,24

ELB 2006 Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer mein Wort hört und glaubt dem, der mich gesandt hat, der hat ewiges Leben und kommt nicht ins Gericht, sondern er ist aus dem Tod in das Leben übergegangen.

SLT Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer mein Wort hört und dem glaubt, der mich gesandt hat, der hat ewiges Leben und kommt nicht ins Gericht, sondern er ist vom Tod zum Leben hindurchgedrungen.

LU17 Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer mein Wort hört und glaubt dem, der mich gesandt hat, der hat das ewige Leben und kommt nicht in das Gericht, sondern er ist vom Tode zum Leben hindurchgedrungen.

BB Amen, amen, das sage ich euch: Wer mein Wort hört und dem glaubt, der mich beauftragt hat, hat das ewige Leben. Er kommt nicht vor Gottes Gericht, sondern ist aus dem Tod ins Leben hinübergegangen.

HfA Ich sage euch die Wahrheit: Wer meine Botschaft hört und dem glaubt, der mich gesandt hat, der hat das ewige Leben. Ihn wird das Urteil Gottes nicht treffen, er hat die Grenze vom Tod zum Leben schon überschritten.

Der Kontext:

In diesem Abschnitt geht es darum, die grundlegenden Fragen – das „Wer“, „Wo“, „Was“, „Wann“ und „Warum“ – zu klären. Das Ziel ist es, ein besseres Bild von der Welt und den Umständen zu zeichnen, in denen dieser Vers verfasst wurde. So bekommen wir ein tieferes Verständnis für die Botschaft, bevor wir uns den Details widmen.

Kurzgesagt: Jesus lässt in Johannes 5,24 eine Bombe platzen: Wer an ihn glaubt, hat ewiges Leben und wird nicht gerichtet. Zack, Punkt. Eine Aussage, die so radikal ist, dass sie entweder Hoffnung gibt oder alle Alarmglocken schrillen lässt – je nachdem, auf welcher Seite man steht. Um das zu verstehen, müssen wir uns anschauen, was davor passiert ist. Denn dieser Satz kommt nicht aus dem Nichts, sondern mitten in einem Konflikt, der bereits heftig am Brodeln ist.

Previously on „Das Evangelium nach Johannes“: Die Szene spielt in Jerusalem, am Teich Bethesda. Jesus heilt einen Mann, der seit 38 Jahren gelähmt war. Ein krasser Moment – aber statt Applaus gibt’s Ärger. Warum? Weil Jesus das Ganze am Sabbat tut, und das bringt die religiösen Eliten auf die Palme. Die offizielle Begründung: „Das ist Arbeit, und Arbeit am Sabbat ist verboten.“ Die eigentliche Wut kocht aber woanders: Jesus stellt sich mit dieser Tat auf eine Stufe mit Gott. Nicht nur, weil er heilt, sondern weil er das Gesetz nicht bricht, sondern erfüllt – und das, indem er es in einer Autorität auslegt, die die Pharisäer für sich beanspruchen. Kurz gesagt: Jesus sprengt die religiösen Hierarchien und fordert die Machtverhältnisse heraus.

Das führt zu einem intensiven Wortgefecht, in dem Jesus nicht nur erklärt, warum er das Recht hat, so zu handeln, sondern gleich das ganze Bild auf den Kopf stellt: Er ist nicht einfach ein Prophet oder Lehrer – er ist derjenige, der Leben gibt, der richtet und der über das ewige Schicksal entscheidet. Und genau an diesem Punkt fällt unser Vers. „Wer mein Wort hört und dem glaubt, der mich gesandt hat, der hat ewiges Leben und kommt nicht ins Gericht, sondern ist aus dem Tod in das Leben übergegangen.“ Das ist mehr als eine fromme Floskel – es ist ein direkter Kontrast zu allem, was bis dahin über Gericht und Rettung geglaubt wurde.

Warum ist das so ein Sprengsatz? Weil das Konzept von Leben und Tod damals klar geregelt war: Gott allein ist der Richter, er allein gibt Leben. Doch Jesus setzt sich hier direkt auf Gottes Stuhl und sagt: „Ich bin das Leben. Ich entscheide über ewige Rettung.“ Das ist entweder die krasseste Offenbarung oder die schlimmste Gotteslästerung, je nachdem, wen du fragst. Kein Wunder also, dass der Konflikt eskaliert. Für seine Anhänger bedeutet diese Aussage eine Revolution – Glauben ist nicht mehr eine Liste von Regeln, sondern eine Beziehung zu Jesus. Für seine Gegner ist es das ultimative Sakrileg.

Und genau hier wird’s spannend. Denn Jesus redet nicht nur über eine theoretische Zukunft – er sagt nicht „du wirst einmal ewiges Leben haben“, sondern „du hast es jetzt schon.“ Mit anderen Worten: Die Entscheidung über Leben und Tod passiert nicht erst am Jüngsten Tag, sondern hier und jetzt. Das verändert alles. Und es wirft eine riesige Frage auf: Was bedeutet es, vom Tod ins Leben überzugehen?

Darum geht’s im nächsten Schritt.

Die Schlüsselwörter:

In diesem Abschnitt wollen wir uns genauer mit den Schlüsselwörtern aus dem Text befassen. Diese Worte tragen tiefere Bedeutungen, die oft in der Übersetzung verloren gehen oder nicht auf den ersten Blick ersichtlich sind. Wir werden die wichtigsten Begriffe aus dem ursprünglichen Text herausnehmen und ihre Bedeutung näher betrachten. Dabei schauen wir nicht nur auf die wörtliche Übersetzung, sondern auch darauf, was sie für das Leben und den Glauben bedeuten. Das hilft uns, die Tiefe und Kraft dieses Verses besser zu verstehen und ihn auf eine neue Weise zu erleben.

Johannes 5,24 – Ursprünglicher Text (Nestle-Aland 28):

Ἀμὴν ἀμὴν λέγω ὑμῖν ὅτι ὁ τὸν λόγον μου ἀκούων καὶ πιστεύων τῷ πέμψαντί με ἔχει ζωὴν αἰώνιον καὶ εἰς κρίσιν οὐκ ἔρχεται, ἀλλὰ μεταβέβηκεν ἐκ τοῦ θανάτου εἰς τὴν ζωήν.

Übersetzung Johannes 5,24 (Elberfelder 2006):

„Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer mein Wort hört und glaubt dem, der mich gesandt hat, der hat ewiges Leben und kommt nicht ins Gericht, sondern er ist aus dem Tod in das Leben übergegangen.“

Semantisch-pragmatische Kommentierung der Schlüsselwörter

  • Ἀμὴν ἀμὴν (Amēn amēn) – „Wahrlich, wahrlich“ – Jesus fängt nicht mit „Hört mal zu“ oder „Lasst mich das mal erklären“ an – er droppt ein doppeltes Amen. In der damaligen Zeit war ein einfaches Amen schon stark, weil es eine Aussage bestätigte. Doppelt? Das ist der höchste Nachdruck, den Jesus in seinen Worten ausdrücken kann. Er markiert damit eine absolute, unverrückbare Wahrheit, quasi eine göttliche Unterschrift vor der eigentlichen Aussage.
  • Λέγω (legō) – „Ich sage“ – Jesus deklariert nicht nur irgendwas, sondern er setzt einen Maßstab. Das griechische Wort legō bedeutet nicht einfach „plaudern“, sondern eine autoritative, endgültige Aussage machen. In der Antike wurde es oft verwendet, wenn ein Richter ein Urteil verkündete oder ein König ein Edikt aussprach. Hier spricht Jesus mit der höchsten Autorität.
  • Λόγον (logon) – „Wort“ – Dieses Wort geht tief. Logos bedeutet nicht nur „gesprochene Worte“, sondern auch die göttliche Botschaft, das lebendige Wort Gottes. In Johannes 1,1 wird Jesus selbst als „der Logos“ bezeichnet – das bedeutet, dass Jesus hier nicht nur von Worten redet, sondern von der ultimativen Wahrheit, die von Gott kommt. Wer „sein Wort“ hört, empfängt also nicht nur eine Lehre, sondern begegnet der göttlichen Realität.
  • Ἀκούων (akouōn) – „hören“ – Hören ist nicht gleich hören. Akouōn bedeutet nicht nur „etwas akustisch wahrnehmen“, sondern aufmerksam zuhören, annehmen und darauf reagieren. In biblischem Kontext bedeutet „hören“ immer auch „gehorchen“ – nicht weil man muss, sondern weil das Wort lebendig ist und eine Antwort erfordert. Jesus sagt also: Wer nicht nur meine Worte hört, sondern sich davon erfassen lässt…
  • Πιστεύων (pisteuōn) – „glauben“ – Das ist ein zentrales Wort. Pisteuō bedeutet mehr als „für wahr halten“ – es bedeutet vertrauen, sich darauf verlassen, eine tiefe innere Sicherheit haben. Im jüdischen Denken ist Glaube nicht nur intellektuelles Zustimmen, sondern eine existenzielle Bindung. Jesus fordert hier also nicht „Glaub mir einfach“, sondern „Vertraue mir mit deinem ganzen Sein.“
  • Πέμψαντί (pempsanti) – „gesandt“Das – Hier wird’s spannend. Jesus sagt nicht „wer an mich glaubt“, sondern „wer dem glaubt, der mich gesandt hat.“ Das unterstreicht seine göttliche Mission. Im Judentum hatte ein Gesandter (Shaliach) dieselbe Autorität wie der, der ihn geschickt hat. Jesus spricht hier mit göttlicher Vollmacht – seine Worte sind Gottes Worte.
  • Ἔχει (echei) – „hat“ – Kleine Nuance, große Bedeutung. Jesus sagt nicht „wird haben“, sondern „hat“ (Präsensform). Ewiges Leben ist also kein zukünftiges Versprechen, sondern eine gegenwärtige Realität. Wer Jesus glaubt, ist schon jetzt lebendig in Gott.
  • Ζωὴν αἰώνιον (zōēn aiōnion) – „ewiges Leben“ – Zōē bedeutet nicht nur „Leben“ im biologischen Sinne, sondern das wahre, unzerstörbare Leben, das von Gott kommt. Aiōnios bedeutet „jenseits der Zeit“, „ohne Ende“ – aber nicht nur in Länge, sondern auch in Qualität. Es geht nicht nur darum, ewig zu existieren, sondern in Gottes Dimension zu leben.
  • Κρίσιν (krisin) – „Gericht“ – Krisis bedeutet nicht nur „Gericht“ im rechtlichen Sinne, sondern auch die Scheidung zwischen zwei Zuständen, die finale Entscheidung. Wer an Jesus glaubt, ist nicht mehr in dieser Situation des Urteils – er hat sich bereits auf die Seite des Lebens gestellt.
  • Μεταβέβηκεν (metabebēken) – „hinübergegangen“ – Ein unfassbar starkes Wort. Metabainō bedeutet „von einem Zustand in einen anderen wechseln“. Es beschreibt eine vollendete Bewegung – kein Prozess, sondern einen abgeschlossenen Wechsel. Jesus sagt also nicht: „Du wirst irgendwann ins Leben übergehen“, sondern „es ist bereits geschehen.“
  • Θανάτου (thanatou) – „Tod“ – Thanatos ist nicht nur der physische Tod, sondern der spirituelle Zustand der Trennung von Gott. Jesus redet hier also nicht nur vom biologischen Sterben, sondern von einem Leben, das geistlich tot ist.
  • Ζωήν (zōēn) – „Leben“ – Zum Abschluss wieder dieses Schlüsselwort: Zōē – das echte, göttliche, unzerstörbare Leben. Jesus spricht hier von einer Realität, die bereits begonnen hat – für den, der ihm glaubt, gibt es keinen Tod mehr, nur Leben.

Und genau hier setzen wir beim nächsten Schritt an: Was bedeutet das Ganze aus theologischer Perspektive?

Ein Kommentar zum Text:

Es gibt Verse, die liest man, nickt zustimmend und blättert weiter. Und dann gibt es Verse wie Johannes 5,24, die einen förmlich anschreien: „Stopp! Lies das nochmal. Und nochmal. Und jetzt denk drüber nach.“ Denn was Jesus hier sagt, ist so radikal, dass es entweder die beste Nachricht deines Lebens oder eine unerhörte Provokation ist.

Schauen wir uns das mal an: „Wer mein Wort hört und glaubt dem, der mich gesandt hat, der hat ewiges Leben und kommt nicht ins Gericht, sondern er ist aus dem Tod in das Leben übergegangen.“ Klingt erstmal nach einer klassischen Jesus-Aussage, oder? Aber halt – wenn wir genau hinsehen, steckt hier eine echte Revolution drin.

Fangen wir mit der krassesten Behauptung an: „Hat ewiges Leben“ (ἔχει ζωὴν αἰώνιον, echei zōēn aiōnion). Grammatik-Nerds aufgepasst: Das Verb „hat“ steht im Präsens. Das bedeutet, es geht nicht um etwas, das irgendwann nach dem Tod passiert, sondern hier und jetzt. Jesus behauptet nicht: „Eines Tages, wenn du dich durch das Leben gekämpft hast, gibt’s das ewige Leben als Belohnung.“ Nein, er sagt: „Es beginnt sofort.“ Das ist ein völliger Paradigmenwechsel. Das Leben mit Gott ist keine ferne Hoffnung, sondern eine gegenwärtige Realität.

Damit bricht Jesus mit der gängigen jüdischen Vorstellung von „ewigem Leben“ (חַיֵּי עוֹלָם, chayye olam), die viele seiner Zuhörer hatten. Die meisten Pharisäer glaubten an eine zukünftige Auferstehung am Ende der Zeiten (Daniel 12,2), bei der Gott dann über jeden Menschen Gericht hält. Das ewige Leben war also etwas, das man nach dem Tod bekommen konnte, aber sicher nicht vorher. Doch Jesus erklärt: „Wer mir vertraut, ist bereits drin.“ Das ist nicht weniger als ein kompletter System-Reset.

Aber es wird noch herausfordernder. Jesus spricht von einem Übergang: „Er ist aus dem Tod in das Leben übergegangen“ (μεταβέβηκεν ἐκ τοῦ θανάτου εἰς τὴν ζωήν, metabebēken ek tou thanatou eis tēn zōēn). Hier wird nicht von einem Prozess geredet, sondern von einem einmaligen, abgeschlossenen Wechsel. Das griechische Wort metabainō wurde damals für einen Grenzübergang, einen Umzug oder den Wechsel von einer rechtlichen Stellung in eine andere verwendet. Sprich: Du wohnst nicht mehr in der „Zone des Todes“ – du bist umgezogen, neuer Pass, neue Staatsbürgerschaft, kein Zurück mehr.

Das bedeutet, dass der Tod – als ultimatives Schicksal, als Trennung von Gott – für den Gläubigen keine Macht mehr hat. Und hier steckt eine gewaltige Spannung: Wir leben doch immer noch in einer Welt, in der Menschen sterben, oder? Wie kann Jesus dann sagen, dass der Gläubige bereits über den Tod hinausgegangen ist?

Hier hilft Paulus weiter. In Römer 6,4 sagt er: „Wir sind mit Christus begraben worden durch die Taufe in den Tod, damit, wie Christus aus den Toten auferweckt wurde, auch wir in einem neuen Leben wandeln.“ Und in Kolosser 3,3 schreibt er: „Denn ihr seid gestorben, und euer Leben ist verborgen mit Christus in Gott.“ Paulus nimmt diesen Gedanken auf und erklärt: Christen haben bereits eine neue Identität – sie sind „geistlich auferstanden“, auch wenn sie noch in der alten Welt leben.

Und jetzt die nächste steile These: „Kommt nicht ins Gericht“ (εἰς κρίσιν οὐκ ἔρχεται, eis krisin ouk erchetai). Das Wort krisis bedeutet nicht nur Gericht im Sinne eines Prozesses, sondern auch eine finale Scheidung zwischen zwei Zuständen. Jesus sagt hier, dass der Gläubige nicht mal mehr in die Nähe dieses Urteils kommt. Aber wie ist das mit anderen Bibelstellen zu vereinbaren, die von einem zukünftigen Gericht sprechen (z. B. Offenbarung 20,12-15)?

Hier hilft ein Blick auf Johannes 3,18: „Wer an ihn glaubt, wird nicht gerichtet; wer aber nicht glaubt, ist schon gerichtet.“ Das bedeutet: Das Urteil hat bereits begonnen. Es geht nicht darum, dass Gott irgendwann in der Zukunft abwägt, ob jemand gerettet wird oder nicht. Die Entscheidung passiert jetzt. Wer Jesus glaubt, tritt sofort in eine neue Realität ein – und das bedeutet: Keine Angst vor dem Gericht. Keine Ungewissheit. Keine Unsicherheit.

Doch hier taucht ein anderes Problem auf: Klingt das nicht zu einfach? Muss man nicht irgendwas „tun“, um gerettet zu werden? Das war genau das Problem, das Paulus in Galater 3,2-3 anspricht: „Habt ihr den Geist empfangen aus Gesetzeswerken oder aus der Botschaft des Glaubens?“ Die Antwort ist klar: Es geht nicht um Leistung, sondern um Vertrauen. Doch das war damals für viele ein Problem – und ist es bis heute. Wir Menschen wollen oft etwas leisten, uns beweisen, irgendetwas vorzeigen können. Aber Jesus nimmt uns das ab.

Und hier liegt die eigentliche Herausforderung dieses Verses: Er ist ein Skandal für die Selbstgerechten, aber die beste Nachricht für alle, die wissen, dass sie sich das Heil nicht verdienen können. Es ist reine Gnade (χάρις, charis) – ein Geschenk, das nicht erarbeitet, sondern nur empfangen werden kann.

Das bringt uns zur großen Frage: Wie leben wir mit dieser Realität? Was bedeutet es praktisch, „vom Tod ins Leben übergegangen“ zu sein? Genau das wollen wir im nächsten Schritt mit der SPACE-Anwendung durchgehen – einer Methode, die uns hilft, biblische Wahrheiten ins tägliche Leben zu übertragen.

Die SPACE-Anwendung*

Die SPACE-Anwendung ist eine Methode, um biblische Texte praktisch auf das tägliche Leben anzuwenden. Sie besteht aus fünf Schritten, die jeweils durch die Anfangsbuchstaben von „SPACE“ repräsentiert werden:

S – Sünde (Sin)

Es gibt eine Sünde, die dieser Vers ziemlich subtil, aber messerscharf anspricht: Die Unfähigkeit, Gott wirklich zu vertrauen. Nicht aus Bosheit, sondern weil es einfach unglaublich klingt. „Du hast bereits ewiges Leben. Du wirst nicht ins Gericht kommen. Du bist vom Tod ins Leben übergegangen.“ Klingt fast zu gut, um wahr zu sein, oder? Unser Problem ist oft nicht, dass wir das absichtlich ablehnen, sondern dass wir uns selbst im Weg stehen. Wir wollen Sicherheit. Einen Plan. Einen Nachweis, dass das wirklich funktioniert. Und dann fangen wir an zu zweifeln: „Was, wenn das doch nicht reicht? Sollte ich nicht doch noch ein bisschen was dazu beitragen?“

Das Problem mit dieser Haltung? Sie macht uns zu den Autoren unseres eigenen Heilsplans. Anstatt das zu glauben, was Jesus sagt, bauen wir gedanklich noch ein paar Sicherungsnetze ein: „Ja, Glaube ist wichtig, aber ich sollte mich trotzdem anstrengen, besser zu sein.“ Doch sobald wir anfangen, unsere Annahme bei Gott von unserem Tun abhängig zu machen, haben wir den Kern des Evangeliums verfehlt. Es geht nicht um unsere Performance – es geht um Vertrauen. Und das ist gar nicht so leicht.

P – Verheißung (Promise)

Aber genau hier setzt die Verheißung an. Jesus sagt nicht: „Ich hoffe, du bekommst irgendwann ewiges Leben.“ Er sagt: „Du hast es bereits.“ Das ist kein Vertrag mit einer Klausel im Kleingedruckten, kein „wenn du dich weiterhin gut benimmst“. Nein, es ist eine abgeschlossene Realität.

Wenn wir den Zweifel mal aus der Gleichung nehmen, dann bleibt eine der stärksten Zusagen, die wir in der Bibel finden: Wer Jesus vertraut, hat keine Angst mehr vor dem Tod. Natürlich sterben wir körperlich – aber der tiefere, ultimative Tod, die ewige Trennung von Gott? Die ist einfach nicht mehr unser Thema. In Römer 8,1 schreibt Paulus: „So gibt es nun keine Verdammnis für die, die in Christus Jesus sind.“ Das ist keine Vertröstung auf später – das ist ein Freispruch, der jetzt gilt.

A – Aktion (Action)

Und jetzt kommt der spannende Part: Wie leben wir, wenn das wirklich wahr ist? Denn Hand aufs Herz – viele Christen glauben das intellektuell, aber leben so, als müssten sie sich ihr Heil doch noch irgendwie verdienen. Es wäre gut, wenn wir lernen würden, in dieser neuen Realität wirklich zu leben.

Das beginnt bei unserer Identität. Wenn du bereits ewiges Leben hast, dann ist deine wichtigste Eigenschaft nicht mehr „Mensch, der irgendwann sterben wird“, sondern „Mensch, der schon jetzt in Gottes ewiger Wirklichkeit lebt“. Das verändert, wie wir auf Herausforderungen schauen. Es verändert, wie wir über unsere Fehler denken. Es verändert sogar, wie wir mit anderen Menschen umgehen. Wenn ich weiß, dass mein Leben bereits sicher in Gott ist, kann ich großzügiger, angstfreier und liebevoller sein.

Aber da gibt es noch etwas anderes, das wir oft übersehen: Wenn ich schon „im Leben“ bin, sollte ich dann nicht auch so leben? Die Herausforderung ist nicht, das ewige Leben erst später zu bekommen – sondern zu lernen, es schon jetzt zu verkörpern. Paulus nennt das „im Geist wandeln“ (Galater 5,16) – also nicht mehr von Angst, Leistung oder Stolz getrieben zu sein, sondern von dem Bewusstsein, dass ich jetzt schon ein Teil von Gottes neuer Wirklichkeit bin.

C – Appell (Command)

Hier könnte man denken, dass Jesus uns nur ein nettes Angebot macht. Aber das hier ist mehr als eine Einladung – es ist ein radikaler Appell: „Glaub mir!“ Nicht halbherzig, nicht als Option unter vielen, sondern glaub, dass das wahr ist.

Und wenn wir das ernst nehmen, dann fordert dieser Vers eine Entscheidung. Vertrauen wir Jesus oder vertrauen wir uns selbst? Denn wenn das stimmt, was er sagt, dann ist die einzige logische Konsequenz: Wir müssen aufhören, uns selbst retten zu wollen.

E – Beispiel (Example)

Zwei biblische Beispiele bringen diese Realität auf den Punkt. Erstens: Der Verbrecher am Kreuz in Lukas 23,42-43. Ein Mann, der nichts mehr vorweisen kann. Kein gutes Leben, keine Reue-Gesten, keine Wiedergutmachung. Nur ein Satz: „Jesus, gedenke an mich, wenn du in dein Reich kommst.“ Und Jesus? „du wirst mit mir im Paradies sein.“ Keine Prüfzeit, kein „erst mal dein Leben in Ordnung bringen“. Glaube – und das reicht.

Zweitens: Maria Magdalena in Johannes 20,16-17. Nach der Auferstehung ist sie die erste, die Jesus begegnet – nicht einer der Jünger, sondern sie. Eine Frau mit Vergangenheit, eine, die von Dämonen befreit wurde, eine, die Jesus einfach glaubte, ohne zu diskutieren. Und was sagt Jesus? „Geh und erzähl es den anderen.“ Wer glaubt, bekommt nicht nur neues Leben – er wird auch gesandt, um anderen davon zu erzählen.

Und genau hier wird’s spannend. Was bedeutet das für dich? Genau das ist unser nächster Schritt: die persönliche Identifikation mit dem Text. Denn es geht nicht nur darum, das zu verstehen – sondern es wirklich für sich selbst anzunehmen.

Persönliche Identifikation mit dem Text:

In diesem Schritt stelle ich mir sogenannte „W“ Fragen: „Was möchte der Text mir sagen?“ in der suche nach der Hauptbotschaft. Dann überlege ich, „Was sagt der Text nicht?“ um Missverständnisse zu vermeiden. Ich reflektiere, „Warum ist dieser Text für mich wichtig?“ um seine Relevanz für mein Leben zu erkennen. Anschließend frage ich mich, „Wie kann ich den Text in meinem Alltag umsetzen/anwenden?“ um praktische Anwendungsmöglichkeiten zu finden. Weiterhin denke ich darüber nach, „Wie wirkt sich der Text auf meinen Glauben aus?“ um zu sehen, wie er meinen Glauben stärkt oder herausfordert. Schließlich frage ich, „Welche Schlussfolgerungen kann ich für mich aus dem Gesagten ziehen?“ um konkrete Handlungen und Einstellungen abzuleiten.

Es gibt diese Aussagen von Jesus, die einfach nett klingen. Und dann gibt es solche, die dir das Fundament unter den Füßen wegreißen – Johannes 5,24 gehört definitiv zur zweiten Kategorie.

Auf den ersten Blick könnte man meinen, Jesus macht hier eine charmante Einladung: „Hey, wenn du mir glaubst, dann hast du ewiges Leben.“ Klingt fast zu einfach, oder? Keine ellenlange To-do-Liste, kein Verhaltenskodex, kein moralischer Fitnessplan? Einfach hören und glauben – und zack, kein Gericht, kein Tod, sondern direkt „übergegangen“ in das Leben. Wenn das wirklich so ist, dann bedeutet das, dass der größte Kampf, den wir Menschen führen, kein äußerer ist, sondern ein innerer: Können wir das glauben?

Denn seien wir ehrlich: Vertrauen ist verdammt schwer. Nicht weil wir grundsätzlich misstrauisch sind, sondern weil wir trainiert wurden, alles zu hinterfragen. Wir leben in einer Welt, in der Leistung zählt, in der du dir Anerkennung erarbeiten musst, in der du beweisen musst, dass du es wert bist. Und dann kommt Jesus und sagt: „Alles, was du tun musst, ist mir zu glauben.“ Kein Bonuslevel, kein Haken, keine Extras. Einfach nur glauben, dass das hier Realität ist. Das geht so sehr gegen unsere tiefste Prägung, dass es fast unmöglich scheint.

Und genau hier setzt dieser Text an: Er will dir zeigen, dass deine tiefste Unsicherheit – ob du bei Gott angenommen bist – längst entschieden ist. Es ist kein Fragezeichen mehr, sondern ein Punkt. Oder besser noch: ein fettes Ausrufezeichen.

Aber Moment mal – sagt dieser Text dann nicht auch, dass es egal ist, wie ich lebe? Bedeutet das, dass ich nichts mehr hinterfragen muss? Ist das die ultimative „Glauben reicht, der Rest ist egal“-Aussage? Genau das sagt Jesus nicht. Er redet nicht von einem Ticket ins Paradies, das du einmal abstempelst und dann nie wieder anschaust. Er redet von einer neuen Realität, in der du jetzt schon lebst.

Das bedeutet: Wenn du glaubst, dann fängst du an, anders zu leben. Nicht, weil du musst. Nicht, weil du Angst hast. Sondern weil du verstanden hast, dass der Tod dich nicht mehr definieren kann. Du bist schon im Leben. Warum solltest du dann weiter in den Mustern des Todes leben? Das ist der Punkt, an dem es praktisch wird: Wenn ich wirklich begreife, dass mich nichts mehr von Gott trennen kann, dass ich kein Urteil mehr fürchten muss – wie verändert das meine Beziehungen? Meine Sorgen? Meine Entscheidungen?

Das ist keine Theologie zum Ins-Regal-Stellen. Das ist eine komplette Neuordnung deines Denkens. Wenn du weißt, dass dein Leben bei Gott sicher ist, dann kannst du es auch anders führen. Du musst dich nicht mehr selbst retten. Du musst dich nicht mehr beweisen. Du kannst loslassen.

Aber, und das ist die große Spannung in diesem Text: Loslassen ist unfassbar schwer. Es ist paradox – wir sehnen uns nach Sicherheit, aber wenn uns jemand Sicherheit gibt, hinterfragen wir sie. Jesus sagt: „Du hast ewiges Leben.“ Und wir so: „Ja, aber was ist, wenn…?“

Deshalb ist dieser Text eine Einladung, aber auch eine Herausforderung. Er zwingt dich, deine eigene Vorstellung von Kontrolle loszulassen. Er stellt dich vor die Frage: Vertraue ich Jesus wirklich? Oder halte ich mir lieber noch eine Hintertür offen, falls ich mich doch noch selbst retten muss?

Ganz ehrlich? Das hier ist nicht easy. Es ist unbequem, weil es uns zwingt, unsere alten Sicherheiten loszulassen – die Leistung, die Vergleiche, die Angst, nicht zu genügen. Aber wenn wir es wagen, diesen Schritt zu machen, dann verändert es alles.

Also, was wäre, wenn du ab heute lebst, als wäre dieser Vers wirklich wahr? Nicht nur als Theorie, sondern als gelebte Realität? Was würde das mit deinem Vertrauen, deiner Angst, deiner Freiheit machen? Vielleicht wäre es ein Risiko wert. Vielleicht wäre es sogar genau das, wonach du immer gesucht hast.


*Die SPACE-Analyse im Detail:

Sünde (Sin): In diesem Schritt überlegst du, ob der Bibeltext eine spezifische Sünde aufzeigt, vor der du dich hüten solltest. Es geht darum, persönliche Fehler oder falsche Verhaltensweisen zu erkennen, die der Text anspricht. Sprich, Sünde, wird hier als Verfehlung gegenüber den „Lebens fördernden Standards“ definiert.

Verheißung (Promise): Hier suchst du nach Verheißungen in dem Text. Das können Zusagen Gottes sein, die dir Mut, Hoffnung oder Trost geben. Diese Verheißungen sind Erinnerungen an Gottes Charakter und seine treue Fürsorge.

Aktion (Action): Dieser Teil betrachtet, welche Handlungen oder Verhaltensänderungen der Text vorschlägt. Es geht um konkrete Schritte, die du unternehmen kannst, um deinen Glauben in die Tat umzusetzen.

Appell (Command): Hier identifizierst du, ob es in dem Text ein direktes Gebot oder eine Aufforderung gibt, die Gott an seine Leser richtet. Dieser Schritt hilft dir, Gottes Willen für dein Leben besser zu verstehen.

Beispiel (Example): Schließlich suchst du nach Beispielen im Text, die du nachahmen (oder manchmal auch vermeiden) solltest. Das können Handlungen oder Charaktereigenschaften von Personen in der Bibel sein, die als Vorbild dienen.

Diese Methode hilft dabei, die Bibel nicht nur als historisches oder spirituelles Dokument zu lesen, sondern sie auch praktisch und persönlich anzuwenden. Sie dient dazu, das Wort Gottes lebendig und relevant im Alltag zu machen.