Einleitender Impuls:
Hand aufs Herz: Wann hast Du zuletzt etwas hingegeben, das Dir wirklich wichtig war? Und nein, ich rede nicht davon, die letzte Chipstüte zu teilen oder jemandem im Stau den Vortritt zu lassen. Johannes spricht hier von einer Liebe, die alles auf den Tisch legt – ohne Vorbehalt, ohne Rückversicherung. Es ist die Art von Liebe, die Jesus vorgelebt hat, als er sagte: „Ich gebe mein Leben – für Dich.“ Und bevor Du jetzt denkst, das sei nur eine nette Metapher: Diese Liebe ist kein Kuschelthema, sie ist radikal, mutig und verlangt, dass wir ehrlich mit uns selbst sind.
Aber mal ehrlich, fühlt sich das nicht ein bisschen unbequem an? Für andere „das Leben hinlegen“ klingt entweder übertrieben oder nach Märtyrertum – beides nicht gerade Alltagstauglich. Doch vielleicht fordert Johannes uns hier gar nicht auf, gleich unser Leben zu riskieren, sondern es bewusst zu investieren. Liebe heißt manchmal, die eigene Zeit, die Komfortzone oder den Stolz hinzulegen. Es heißt, das Handy wegzulegen, um wirklich zuzuhören. Oder diese Extra-Meile zu gehen, selbst wenn niemand zuschaut. Liebe ist nicht bequem – aber sie ist genau das, was die Welt so dringend braucht.
Und hier kommt der spannende Teil: Was wäre, wenn Du diesen Text heute zu Deiner Tagesordnung machst? Schau nicht auf die riesigen Gesten, sondern starte im Kleinen: Ein Lächeln, ein Anruf, ein ehrliches „Wie geht’s Dir wirklich?“ Es ist ein Abenteuer, das Dich mehr fordert, als Du erwartest – und mehr erfüllt, als Du für möglich hältst. Liebe ist nicht nur ein Wort. Sie ist ein Weg. Und es wäre gut, wenn Du ihn heute gehst.
Hingabe, Liebe in Aktion, Radikale Nachfolge, Authentische Beziehungen
Fragen zur Vertiefung oder für Gruppengespräche:
- Wann hast Du das letzte Mal bewusst etwas für jemanden getan, ohne dafür etwas zurückzuerwarten?
- Was hindert Dich manchmal daran, anderen Liebe sichtbar zu zeigen?
- Wie würde Dein Alltag aussehen, wenn Du Liebe nicht nur denken, sondern aktiv leben würdest?
Parallele Bibeltexte als Slogans:
Johannes 15:13 — „Größere Liebe gibt es nicht“
Galater 2:20 — „Ich lebe, weil Christus in mir lebt“
Markus 10:45 — „Dienen statt bedient zu werden“
Römer 12:1 — „Ein lebendiges Opfer für Gott“
Wenn Du wissen willst, warum diese Liebe nicht nur herausfordernd, sondern auch transformierend ist, dann bleib dran und lass uns tiefer eintauchen – mit echten Antworten auf echte Fragen.
Die Informationen für den Impuls hole ich mir meistens aus BibleHub.com damit auch du es nachschlagen kannst.
Schön, dass wir gemeinsam tiefer in 1. Johannes 3,16 eintauchen dürfen. Bevor wir beginnen, lass uns diese Reise mit einem Gebet starten:
Lieber Vater, danke, dass Du uns in Deinem Wort zeigst, was wahre Liebe bedeutet. Du hast uns durch Jesus ein lebendiges Beispiel gegeben – eine Liebe, die nicht nur Worte sind, sondern ein Opfer, das Leben schenkt. Öffne unsere Herzen, damit wir diese Tiefe verstehen und auch in unserem Alltag ausleben können. Zeig uns, wie wir diese Liebe weitergeben dürfen, um Licht und Hoffnung in diese Welt zu bringen.
In Jesu Namen beten wir,
Amen.
Der Text:
Zunächst werfen wir einen Blick auf den Text in verschiedenen Bibelübersetzungen. Dadurch gewinnen wir ein tieferes Verständnis und können die unterschiedlichen Nuancen des Textes in den jeweiligen Übersetzungen oder Übertragungen besser erfassen. Dazu vergleichen wir die Elberfelder 2006 (ELB 2006), Schlachter 2000 (SLT), Luther 2017 (LU17), Basis Bibel (BB) und die Hoffnung für alle 2015 (Hfa).
1 . Johannes 3,16
ELB 2006 Hieran haben wir die Liebe erkannt, dass er für uns sein Leben hingegeben hat; auch wir sind schuldig, für die Brüder das Leben hinzugeben.
SLT Daran haben wir die Liebe erkannt, dass Er sein Leben für uns hingegeben hat; auch wir sind es schuldig, für die Brüder das Leben hinzugeben.
LU17 Daran haben wir die Liebe erkannt, dass Er sein Leben für uns gelassen hat; und wir sollen auch das Leben für die Brüder lassen.
BB Jesus Christus hat sein Leben für uns eingesetzt. Daran haben wir erkannt, was Liebe ist. Deshalb müssen auch wir unser Leben für unsere Geschwister einsetzen.
HfA Wie sehr Christus uns liebt, haben wir daran erkannt, dass er sein Leben für uns opferte. Ebenso müssen auch wir bereit sein, unser Leben für unsere Geschwister hinzugeben.
Der Kontext:
In diesem Abschnitt geht es darum, die grundlegenden Fragen – das „Wer“, „Wo“, „Was“, „Wann“ und „Warum“ – zu klären. Das Ziel ist es, ein besseres Bild von der Welt und den Umständen zu zeichnen, in denen dieser Vers verfasst wurde. So bekommen wir ein tieferes Verständnis für die Botschaft, bevor wir uns den Details widmen.
Kurzgesagt… In 1. Johannes 3,16 finden wir uns mitten in einem leidenschaftlichen Appell an die christliche Gemeinschaft. Johannes, der Verfasser, legt das Herzstück des Evangeliums auf den Tisch: Liebe, die nicht nur Worte, sondern Taten sind. Der Kontext? Ein Brief voller Licht und Schatten, der sich mit nichts weniger als der Frage befasst, wie man als Christ tatsächlich lebt – und nicht nur so tut, als ob.
Zu den Details… Der erste Johannesbrief wurde vermutlich gegen Ende des ersten Jahrhunderts geschrieben. Die Kirche war damals in einer Phase der Herausforderung und Klärung. Eine Welle von falschen Lehren (man nennt sie oft Gnostizismus) durchflutete die Gemeinden. Diese Strömung wollte den Glauben entkoppeln: Glaube ohne Liebe, Erkenntnis ohne Gemeinschaft, Spiritualität ohne Verantwortung. Johannes sah die Gefahr und schrieb, um klarzustellen: Wahres Christsein bedeutet, in der Liebe verwurzelt zu sein – und das nicht als abstraktes Konzept, sondern konkret und sichtbar.
Die Verse um 1. Johannes 3,16 sind wie ein Plädoyer: Johannes vergleicht die wahre Liebe Gottes mit einem Lebensstil, der egoistisch oder gleichgültig ist. Das Thema Spannung taucht hier auf, denn Johannes malt einen Kontrast zwischen Licht und Dunkelheit, zwischen den „Kindern Gottes“ und den „Kindern des Teufels“. Und ja, das klingt dramatisch, weil es das auch ist. Der Autor fordert radikale Echtheit: Entweder Du liebst wie Jesus – oder Du hast den Kern des Glaubens nicht verstanden.
Dieser Brief ist also mehr als nur eine Anleitung zum guten Benehmen; es ist eine Kampfansage gegen Heuchelei und Lauheit. 1. Johannes 3,16 ist dabei der emotionale Gipfel. Hier bringt Johannes all die Theorien und großen Worte auf den Punkt: Liebe sieht so aus, dass jemand sein Leben für andere hingibt. Es ist ein kraftvoller Moment im Brief, der eine klare Botschaft sendet: Christsein ist Liebe in Aktion, selbst wenn es etwas kostet.
Die Schlüsselwörter:
In diesem Abschnitt wollen wir uns genauer mit den Schlüsselwörtern aus dem Text befassen. Diese Worte tragen tiefere Bedeutungen, die oft in der Übersetzung verloren gehen oder nicht auf den ersten Blick ersichtlich sind. Wir werden die wichtigsten Begriffe aus dem ursprünglichen Text herausnehmen und ihre Bedeutung näher betrachten. Dabei schauen wir nicht nur auf die wörtliche Übersetzung, sondern auch darauf, was sie für das Leben und den Glauben bedeuten. Das hilft uns, die Tiefe und Kraft dieses Verses besser zu verstehen und ihn auf eine neue Weise zu erleben.
1 Johannes 3,16 Ursprünglicher Text (Nestle-Aland 28):
ἐν τούτῳ ἐγνώκαμεν τὴν ἀγάπην, ὅτι ἐκεῖνος ὑπὲρ ἡμῶν τὴν ψυχὴν αὐτοῦ ἔθηκεν, καὶ ἡμεῖς ὀφείλομεν ὑπὲρ τῶν ἀδελφῶν τὰς ψυχὰς θεῖναι.
Übersetzung von 1. Johannes 3,16 (Elberfelder 2006):
„Hieran haben wir die Liebe erkannt, dass er für uns sein Leben hingegeben hat; auch wir sind schuldig, für die Brüder das Leben hinzugeben.“
Semantisch-pragmatische Kommentierung der Schlüsselwörter
- ἐγνώκαμεν (egnōkamen) „haben wir erkannt“: Dieses Verb steht im Perfekt, was darauf hinweist, dass es sich um eine abgeschlossene Erfahrung handelt, die fortdauernde Wirkung hat. Es geht um ein tiefes, erfahrungsbasiertes Erkennen – Liebe wurde nicht durch bloße Theorie entdeckt, sondern durch Jesus’ Opfer real und greifbar.
- ἀγάπην (agapēn) „Liebe“: Das hier verwendete Wort für Liebe (ἀγάπη) steht für die höchste Form der Liebe – selbstlos, hingebungsvoll, bereit, sich für andere hinzugeben. Es ist Liebe, die mehr handelt als fühlt; Liebe, die gibt, auch wenn es kostet.
- ψυχὴν (psychēn) „Leben/Seele“: Dieses Wort umfasst nicht nur das physische Leben, sondern auch das innere Wesen eines Menschen – seine Seele, Identität, Persönlichkeit. Wenn Jesus „sein Leben hingibt“, bedeutet das totale Hingabe seines gesamten Seins.
- ἔθηκεν (ethēken) „hingegeben hat“: Das Verb „τίθημι“ bedeutet „setzen, legen“ und wird hier metaphorisch für die völlige Selbsthingabe verwendet. Jesus hat sein Leben nicht verloren; er hat es bewusst niedergelegt – ein freiwilliges, absichtliches Opfer.
- ὀφείλομεν (opheilomen) „sind schuldig“: Dieses Verb drückt eine Verpflichtung aus – nicht nur eine Empfehlung oder Option. Es ist eine moralische, fast rechtliche Bindung: Wenn Jesus das für uns getan hat, schulden wir dieselbe Haltung gegenüber anderen.
- ἀδελφῶν (adelphōn) „Brüder“: Im Neuen Testament wird dieses Wort oft für Glaubensgeschwister gebraucht. Es schließt alle ein, die durch den Glauben zu einer Familie Gottes gehören – ein radikal verbindender Begriff.
- ψυχὰς (psychas) „Leben“: In der Mehrzahl gebraucht, erweitert es die Vorstellung von Hingabe: nicht nur einmalig oder auf einen begrenzten Kreis, sondern beständig und für die Gemeinschaft der Gläubigen.
- θεῖναι (theinai) „hinzulegen“: Wieder begegnet uns das Bild des bewussten Ablegens oder Hingebens. Es ruft dazu auf, dass auch wir unser Leben (im Sinne von Zeit, Energie, Ressourcen) wie ein Geschenk niederlegen – nicht gezwungen, sondern aus Liebe.
Ein Kommentar zum Text:
Manchmal braucht es nur einen einzigen Satz, um die tiefsten Wahrheiten des Glaubens auf den Punkt zu bringen – 1. Johannes 3,16 ist so ein Satz. Hier schreibt Johannes über Liebe, und zwar nicht die kitschige Art, die man auf Valentinstagskarten findet, sondern eine Liebe, die das Fundament der gesamten christlichen Botschaft bildet: „Hieran haben wir die Liebe erkannt, dass er für uns sein Leben hingegeben hat; auch wir sind schuldig, für die Brüder das Leben hinzugeben.“ Schon die ersten Worte fordern uns heraus. Was heißt es, Liebe zu „erkennen“ (ἐγνώκαμεν, egnōkamen)? Im Neuen Testament bedeutet dieses Erkennen mehr als intellektuelles Wissen. Es ist ein begreifendes Verstehen durch Erfahrung – etwas, das uns trifft, uns prägt und unser Leben verändert. Liebe ist hier kein Gedanke, sie ist ein Ereignis.
Johannes malt dieses Ereignis mit dem Opfer Jesu Christi aus. Das Wort, das für „hingegeben hat“ verwendet wird (ἔθηκεν, ethēken), ist nicht zufällig gewählt. Es bedeutet wörtlich, etwas hinzulegen – sein Leben wie ein kostbares Geschenk auf den Altar der Menschheit. Dabei schwingt eine unfassbare Freiwilligkeit mit, die durch Jesu Worte in Johannes 10,17–18 bestätigt wird: „Niemand nimmt es von mir, sondern ich lasse es von mir aus.“ Liebe, so erklärt Johannes, ist immer ein bewusster Akt, kein Zufall, keine Pflicht, sondern ein Entschluss, selbst dann, wenn es kostet – oder vielleicht gerade dann.
Hier spüren wir die Spannung des Textes: Johannes fordert uns auf, dasselbe zu tun. Aber ehrlich – wie soll das gehen? Das Leben für jemanden hingeben? Das klingt erst mal nach Märtyrertum, und es mag uns an Geschichten aus der Kirchengeschichte erinnern, wie die von Stephanus (Apostelgeschichte 7) oder den heldenhaften Opfern der frühen Christen. Aber bevor wir in Panik verfallen: Johannes spricht nicht nur von einem physischen Tod. Das griechische Wort ψυχὴν, psychēn umfasst das gesamte Leben – unsere Zeit, unsere Energie, unsere Aufmerksamkeit. Es geht darum, unsere „Seele“ – das, was uns ausmacht – in den Dienst anderer zu stellen, ohne ständig die Kosten zu berechnen.
Wenn wir hier kurz innehalten, fällt auf, dass Johannes etwas tut, was man im akademischen Jargon eine „normative Ethik“ nennen könnte. Er fordert uns nicht einfach auf, „lieb“ zu sein, sondern gibt uns das ultimative Vorbild: Jesus selbst. Diese Ethik steht in der Tradition der alttestamentlichen Vorstellung von Gottes Barmherzigkeit, wie wir sie in Jesaja 53 finden. Der „leidende Gottesknecht“, der „sein Leben als Schuldopfer gibt“, wird in Jesus Christus real. Johannes verweist damit auf eine jahrtausendealte Linie göttlicher Selbsthingabe, die jetzt konkret wird.
Und doch gibt es eine Spannung, die sich nicht so leicht auflösen lässt. In einer Welt, die von Individualismus geprägt ist, wirkt die Idee, sich selbst völlig hinzugeben, beinahe kontrakulturell. Es ist kein Geheimnis, dass Selbstaufopferung oft als Schwäche gesehen wird. Doch das Evangelium dreht dieses Narrativ um: Stärke liegt in der Schwäche (2. Korinther 12,9), Macht in der Hingabe. Das Paradoxe daran ist, dass die größte Freiheit erst kommt, wenn wir uns anderen schenken. Oder wie es Jesus selbst in Markus 8,35 sagt: „Wer sein Leben verliert um meinetwillen, wird es gewinnen.“
Parallelstellen wie Johannes 15,12–13 unterstreichen diese Haltung: „Dies ist mein Gebot, dass ihr einander liebt, wie ich euch geliebt habe. Größere Liebe hat niemand als die, dass er sein Leben gibt für seine Freunde.“ Hier wird klar, dass die Liebe Jesu nicht nur eine schöne Inspiration ist, sondern die Maßlatte. Die Herausforderung liegt darin, diesen Standard nicht als Last zu sehen, sondern als Einladung zu einem erfüllteren Leben.
Wenn wir den Text durch die Linse der modernen Psychologie betrachten, erkennen wir, dass selbstlose Liebe tatsächlich positive Auswirkungen hat. Studien zeigen, dass Menschen, die großzügig und opferbereit handeln, oft glücklicher und zufriedener sind. Interessant, oder? Es ist, als hätte Johannes vor 2.000 Jahren bereits gewusst, was wir heute wissenschaftlich bestätigen können: Liebe, die gibt, verändert nicht nur den anderen, sondern auch uns selbst.
Zum Abschluss müssen wir uns die wichtigste Frage stellen: Warum tut Jesus das? Warum sollte jemand so sehr lieben, dass er sich selbst vollkommen hingibt? Johannes beantwortet diese Frage mit einem Verweis auf das Wesen Gottes: „Gott ist Liebe“ (1. Johannes 4,8). Es ist keine Strategie, kein Plan B. Liebe ist, wer Gott ist. Und wenn wir von dieser Liebe erfasst werden, bleibt uns nichts anderes übrig, als sie weiterzugeben – manchmal sogar bis zur völligen Hingabe.
So ist 1. Johannes 3,16 nicht nur ein Aufruf, sondern eine Revolution. Es fordert uns heraus, unsere Prioritäten zu hinterfragen, unsere Vorstellungen von Liebe neu zu überdenken und den Mut zu finden, etwas zu riskieren – für Gott und für andere. Es ist die Art von Text, die man nicht nur liest, sondern die einem unter die Haut geht. Eine Erinnerung daran, dass echte Liebe mehr ist als ein Gefühl – sie ist das größte Abenteuer des Lebens.
Die SPACE-Anwendung*
Die SPACE-Anwendung ist eine Methode, um biblische Texte praktisch auf das tägliche Leben anzuwenden. Sie besteht aus fünf Schritten, die jeweils durch die Anfangsbuchstaben von „SPACE“ repräsentiert werden:
S – Sünde (Sin):
Die „Sünde“ in diesem Text ist nicht unbedingt das Offensichtliche, sondern eher das, was unter der Oberfläche liegt: Gleichgültigkeit. Johannes beschreibt eine Haltung, die wir alle nur zu gut kennen – das Wegsehen, wenn andere unsere Hilfe brauchen, oder die subtile Ausrede, dass jemand anderes sich schon kümmern wird. Es ist diese Passivität, die das Gegenteil der Liebe ist, die Jesus vorgelebt hat. Wenn wir ehrlich sind, wirkt sich diese Haltung wie ein unsichtbares Gift aus: Sie macht unser Herz hart, trennt uns von anderen und – wenn wir es zulassen – auch von Gott.
P – Verheißung (Promise):
Die Verheißung ist wunderschön und tröstlich: Die Liebe, die Jesus für uns hat, ist nicht an Bedingungen geknüpft. Sie ist vollkommen und bereits Realität. Parallelstellen wie Johannes 3,16 und Römer 5,8 erinnern uns daran, dass wir diese Liebe nicht verdienen müssen – sie wurde uns schon gegeben, ohne dass wir etwas dafür tun konnten. Das heißt, egal wie oft wir scheitern oder wie kurz unsere Liebe im Vergleich zu seiner ist, diese göttliche Liebe bleibt konstant. Sie ist unser sicheres Fundament und eine unerschütterliche Quelle der Hoffnung.
A – Aktion (Action):
Wie setzen wir diesen Text praktisch um? Die offensichtliche Antwort wäre: „Liebe, wie Jesus liebt.“ Aber das ist leichter gesagt als getan. Eine gute erste Frage könnte lauten: „Wer in meinem Leben braucht gerade einen Akt der Liebe?“ Vielleicht ein Freund, der sich allein fühlt, ein Nachbar, der Unterstützung benötigt, oder ein Familienmitglied, das mehr Zeit und Aufmerksamkeit verdient. Die Antwort darauf ist individuell, aber der Kern bleibt derselbe – Liebe ist immer aktiv, nie passiv.
Doch hier hört die Sache nicht auf. Johannes fordert uns auch zu einem Mindset Wechsel auf: weg von einer konsumorientierten Haltung hin zu einer Lebensweise der Hingabe. Liebe bedeutet nicht nur, großzügig zu sein, wenn es uns passt, sondern bereit zu sein, auch dann zu geben, wenn es uns etwas kostet. Das kann unbequem sein, aber genau da entfaltet sich die wahre Kraft der Liebe. Ein konkreter Schritt könnte sein, regelmäßige „Risikomomente“ einzuplanen: Momente, in denen Du bewusst jemanden überraschst, unterstützt oder ermutigst, ohne dabei an Dich selbst zu denken.
C – Appell (Command):
Liebe Deine Brüder und Schwestern nicht nur mit Worten, sondern mit Taten. Lass Deine Liebe sichtbar und greifbar werden – so wie Jesus es vorgelebt hat.
E – Beispiel (Example):
Ein großartiges Beispiel für diese Art der Liebe finden wir bei Stephanus (Apostelgeschichte 7). Er betete sogar für seine Mörder, während er für seinen Glauben starb. Das ist Hingabe in ihrer radikalsten Form. Ein weiteres Beispiel ist Paulus in Philipper 2,17. Er beschreibt sein Leben als „ausgegossen wie ein Trankopfer“ für die Gemeinde. Beide zeigen, dass Liebe oft bedeutet, sich selbst zurückzunehmen, um andere zu erheben.
Das Spannende ist, dass solche Liebe nicht nur die Welt um uns herum verändert, sondern auch uns selbst. Sie befreit uns von dem Drang, ständig nach Sicherheit und Bequemlichkeit zu suchen, und schenkt uns stattdessen eine Freude, die tiefer reicht als das, was die Welt bieten kann. Die Einladung, diesen Text zu leben, ist deshalb keine Bürde, sondern eine Chance, das Evangelium in seiner kraftvollsten Form zu erfahren.
Persönliche Identifikation mit dem Text:
In diesem Schritt stelle ich mir sogenannte „W“ Fragen: „Was möchte der Text mir sagen?“ in der suche nach der Hauptbotschaft. Dann überlege ich, „Was sagt der Text nicht?“ um Missverständnisse zu vermeiden. Ich reflektiere, „Warum ist dieser Text für mich wichtig?“ um seine Relevanz für mein Leben zu erkennen. Anschließend frage ich mich, „Wie kann ich den Text in meinem Alltag umsetzen/anwenden?“ um praktische Anwendungsmöglichkeiten zu finden. Weiterhin denke ich darüber nach, „Wie wirkt sich der Text auf meinen Glauben aus?“ um zu sehen, wie er meinen Glauben stärkt oder herausfordert. Schließlich frage ich, „Welche Schlussfolgerungen kann ich für mich aus dem Gesagten ziehen?“ um konkrete Handlungen und Einstellungen abzuleiten.
Es gibt Texte, die uns ein wohliges Gefühl von Trost und Geborgenheit schenken – und dann gibt es 1. Johannes 3,16. Dieser Vers ist wie ein Weckruf, der uns mitten im Alltag erwischt, wenn wir es uns gerade in der Komfortzone gemütlich gemacht haben. Aber nicht im Sinne einer harschen Kritik, sondern eher wie ein guter Freund, der uns in die Augen sieht und sagt: „Du bist zu mehr fähig, als du denkst.“ Es ist kein Text, der uns runtermacht, sondern einer, der uns Mut macht. Und ja, dabei nimmt er uns auch in die Verantwortung.
Dieser Vers fordert mich auf, mich ehrlich zu fragen: Wie sieht es mit meiner Liebe aus? Und dabei geht es nicht um das große, heroische Opfer, bei dem ich mein Leben für andere riskiere – so dramatisch ist mein Alltag selten. Nein, es geht um die kleinen Momente, in denen ich mein Ego beiseitelege. Etwa dann, wenn ich abends müde bin, aber doch noch einem Freund zuhöre, der reden muss. Oder wenn ich im Alltag nicht die Augen verschließe, wenn jemand sichtbar Hilfe braucht. Es sind diese alltäglichen „Hinlegen“-Momente, die Johannes meint.
Was sagt der Text mir also? Liebe ist mehr als ein Gefühl – sie ist eine Haltung, ein Lebensstil. Sie erfordert, dass ich aus meiner Bequemlichkeit heraustrete und mich auf andere einlasse, auch wenn es anstrengend ist. Gleichzeitig sagt der Text nicht, dass ich mich völlig aufopfern oder aufgeben soll. Liebe bedeutet nicht, dass ich meine eigenen Grenzen missachte. Es wäre gut, wenn ich erkenne, dass wahre Liebe von Freiwilligkeit und Ehrlichkeit lebt, nicht von Pflichtgefühl oder Selbstaufgabe.
Warum ist das wichtig? Weil Liebe in dieser Form Beziehungen aufbaut, die uns wirklich erfüllen. Sie bringt uns in Kontakt mit dem, was wir am tiefsten brauchen: echte Verbindung. Es gibt nichts Befriedigenderes, als zu wissen, dass wir in den entscheidenden Momenten nicht wegsehen, sondern hingegeben handeln. Und das Schönste daran ist, dass diese Liebe ansteckend ist – wenn wir sie leben, inspiriert sie andere, dasselbe zu tun.
Wie wirkt sich das auf meinen Glauben aus? Es erdet ihn. 1. Johannes 3,16 erinnert mich daran, dass mein Glaube nicht in spirituellen Höhenflügen besteht, sondern in den realen Begegnungen mit anderen Menschen. Glaube wird lebendig, wenn ich ihn in meinen Alltag hineinlasse, nicht nur in meinen Kopf oder mein Gebet.
Und wie lässt sich der Text umsetzen? Ganz konkret: Ich könnte mir angewöhnen, täglich nach einer Möglichkeit Ausschau zu halten, Liebe sichtbar zu machen. Vielleicht ist es ein unerwarteter Anruf, ein aufrichtiges „Wie geht es Dir?“, das mehr ist als eine Floskel, oder die Entscheidung, einem Bedürftigen wirklich zu helfen, statt nur ein schlechtes Gewissen zu haben. Es geht nicht darum, alles perfekt zu machen, sondern anzufangen – mit kleinen Schritten.
Am Ende zieht dieser Text mich zu einer Erkenntnis: Liebe ist nicht nur etwas, das ich tue, sondern etwas, das mich verändert. Sie macht mich mutiger, großzügiger und ehrlicher – nicht, weil ich es muss, sondern weil ich durch die Liebe Jesu sehe, wie befreiend es ist. Und vielleicht ist das die größte Einladung von 1. Johannes 3,16: zu entdecken, dass das Geben nicht unser Leben kostet, sondern es reicher macht.
*Die SPACE-Analyse im Detail:
Sünde (Sin): In diesem Schritt überlegst du, ob der Bibeltext eine spezifische Sünde aufzeigt, vor der du dich hüten solltest. Es geht darum, persönliche Fehler oder falsche Verhaltensweisen zu erkennen, die der Text anspricht. Sprich, Sünde, wird hier als Verfehlung gegenüber den „Lebens fördernden Standards“ definiert.
Verheißung (Promise): Hier suchst du nach Verheißungen in dem Text. Das können Zusagen Gottes sein, die dir Mut, Hoffnung oder Trost geben. Diese Verheißungen sind Erinnerungen an Gottes Charakter und seine treue Fürsorge.
Aktion (Action): Dieser Teil betrachtet, welche Handlungen oder Verhaltensänderungen der Text vorschlägt. Es geht um konkrete Schritte, die du unternehmen kannst, um deinen Glauben in die Tat umzusetzen.
Appell (Command): Hier identifizierst du, ob es in dem Text ein direktes Gebot oder eine Aufforderung gibt, die Gott an seine Leser richtet. Dieser Schritt hilft dir, Gottes Willen für dein Leben besser zu verstehen.
Beispiel (Example): Schließlich suchst du nach Beispielen im Text, die du nachahmen (oder manchmal auch vermeiden) solltest. Das können Handlungen oder Charaktereigenschaften von Personen in der Bibel sein, die als Vorbild dienen.
Diese Methode hilft dabei, die Bibel nicht nur als historisches oder spirituelles Dokument zu lesen, sondern sie auch praktisch und persönlich anzuwenden. Sie dient dazu, das Wort Gottes lebendig und relevant im Alltag zu machen.
