Einleitender Impuls:
Kinder Gottes gesucht – Friedensmacher mit Mut und Herz – Matthäus 5,9 „Glückselig sind die Friedensstifter, denn sie werden Kinder Gottes heißen.“
Mal ehrlich, wenn wir das lesen, klingt es wie ein Postkartenmotiv, oder? Aber was Jesus hier wirklich sagt, ist eine ziemliche Herausforderung: Ein Friedensstifter zu sein bedeutet nicht, jedem Streit aus dem Weg zu gehen oder alles in Harmonie zu wickeln. Es heißt, aktiv für Frieden zu sorgen, Brücken zu bauen, auch wenn der Weg dahin holprig und voller Egos ist – unser eigenes eingeschlossen. Jesus verspricht den Friedensstiftern eine besondere Ehre: Sie werden als Kinder Gottes anerkannt, in gewisser Weise als Menschen, die den Herzschlag Gottes verkörpern. Das ist mehr als eine nette Idee; es ist ein Ruf zur echten Menschlichkeit.
Jetzt mal zum Nachdenken: Ein Friedensstifter zu sein klingt edel, aber das ist harte Arbeit. Es bedeutet, die eigenen Reaktionen im Griff zu haben, nicht sofort auszuteilen, und stattdessen zu fragen, was der andere gerade wirklich braucht. Es ist nicht „den anderen in Ruhe lassen“, sondern mitten reinzugehen, da zu sein, wo Versöhnung gebraucht wird. Das ist nichts für Konfliktphobiker. Jesus macht klar: Frieden ist kein Selbstläufer – es braucht Mut und Entschlossenheit, um den ersten Schritt zu machen, sich die Hände schmutzig zu machen und Verantwortung zu übernehmen.
Was, wenn wir das heute mal ernst nehmen? Stell dir vor, dein Tag heute ist dein Übungsfeld, dein Labor, um ein kleines Stück Frieden zu schaffen. Vielleicht durch ein Gespräch, bei dem du zuhörst statt zu urteilen, oder durch eine simple Geste der Wertschätzung. Frieden stiften ist nicht immer leicht, aber es lohnt sich, denn es macht uns ein Stück weit mehr zu dem, was Gott sich für uns vorstellt: Menschen, die die Welt nicht einfach „ertragen“, sondern sie aktiv ein wenig heller und wärmer machen.
Fragen zur Vertiefung oder für Gruppengespräche:
- Wo in deinem Leben gibt es Beziehungen, in denen du Frieden schaffen könntest?
- Wann hast du zuletzt bewusst einen Schritt zurück gemacht, um die Perspektive eines anderen zu verstehen?
- Welche Herausforderung siehst du darin, ein Friedensstifter zu sein, und wie gehst du damit um?
Parallele Bibeltexte als Slogans:
Römer 12:18 — „So viel an euch liegt, haltet Frieden“
Jesaja 26:3 — „Den festen Herzen bewahrst du in Frieden“
Hebräer 12:14 — „Jagt dem Frieden nach“
Psalm 34:15 — „Suche Frieden und jage ihm nach“
Wenn diese Gedanken an dir rütteln (und das sollten sie!), dann findest du in Anschluss die Schritte die ich für diesen Impuls gegangen bin – da tauchen wir tiefer ein und erkunden, wie dieser Auftrag praktisch und inspirierend in deinen Alltag passt. Die Informationen hole ich mir meistens aus BibleHub.com damit auch du es nachschlagen kannst.
Schön, dass wir gemeinsam tiefer in das Thema Frieden eintauchen. Bevor wir uns Matthäus 5,9 anschauen, lass uns die Betrachtung mit einem Gebet beginnen.
Lieber Vater, Du bist der Ursprung von allem Frieden. Öffne unser Herz und unseren Geist, damit wir verstehen, was es bedeutet, Deine Kinder zu sein und den Frieden zu fördern, den Du uns vorlebst. Hilf uns, in Deiner Liebe zu wachsen, und erfülle uns mit Weisheit, wenn wir Matthäus 5,9 betrachten: „Selig sind, die Frieden stiften, denn sie werden Kinder Gottes heißen.“ Schenke uns den Mut, selbst dort Frieden zu säen, wo der Boden steinig ist, und lass uns Deine Liebe und Deinen Frieden authentisch leben.
In Jesu Namen beten wir,
Amen.
Der Text:
Zunächst werfen wir einen Blick auf den Text in verschiedenen Bibelübersetzungen. Dadurch gewinnen wir ein tieferes Verständnis und können die unterschiedlichen Nuancen des Textes in den jeweiligen Übersetzungen oder Übertragungen besser erfassen. Dazu vergleichen wir die Elberfelder 2006 (ELB 2006), Schlachter 2000 (SLT), Luther 2017 (LU17), Basis Bibel (BB) und die Hoffnung für alle 2015 (Hfa).
Matthäus 5,9
ELB 2006 Glückselig die Friedensstifter, denn sie werden Söhne Gottes heißen.
SLT Glückselig sind die Friedfertigen, denn sie werden Söhne Gottes heißen!
LU17 Selig sind, die Frieden stiften; denn sie werden Gottes Kinder heißen.
BB Glückselig sind die, die Frieden stiften. Denn sie werden Kinder Gottes heißen.
HfA Glücklich sind, die Frieden stiften, denn Gott wird sie seine Kinder nennen.
Der Kontext:
In diesem Abschnitt geht es darum, die grundlegenden Fragen – das „Wer“, „Wo“, „Was“, „Wann“ und „Warum“ – zu klären. Das Ziel ist es, ein besseres Bild von der Welt und den Umständen zu zeichnen, in denen dieser Vers verfasst wurde. So bekommen wir ein tieferes Verständnis für die Botschaft, bevor wir uns den Details widmen.
Kurzgesagt: Matthäus 5,9 ist ein kleiner Vers in einer der wohl berühmtesten Predigten aller Zeiten – der Bergpredigt. In dieser Szene spricht Jesus zu einer großen Menschenmenge und setzt Maßstäbe, die radikal anders sind als das, was die Leute gewohnt sind. Er erklärt, wie das Reich Gottes aussieht und wer darin „glücklich“ oder „selig“ genannt wird. Die Rolle der Friedensstifter ist dabei eine von mehreren Eigenschaften, die Jesus hervorhebt, um zu zeigen, was es bedeutet, ein Teil dieses göttlichen Reiches zu sein.
Der Vers Matthäus 5,9 gehört zu den sogenannten „Seligpreisungen“, eine Sammlung von Aussagen, die jeweils mit „Selig sind…“ beginnen. Jesus sitzt dabei auf einem Hügel – daher der Name Bergpredigt – und die Menschen haben sich um ihn versammelt, neugierig auf diesen Mann, der sowohl durch seine Wunder als auch durch seine Art, zu lehren, auffällt. Die Botschaft, die er hier verkündet, ist ein echtes Kontrastprogramm zu den Vorstellungen, die das Volk damals von Glück und Erfolg hatte. Statt Reichtum, Macht oder Ansehen nennt Jesus Eigenschaften wie Demut, Sanftmut und eben auch Friedensstiftung als Eigenschaften, die im Reich Gottes hochgeschätzt werden.
Der religiöse und kulturelle Kontext spielt dabei eine große Rolle: Die Menschen, die Jesus hier zuhören, leben unter römischer Herrschaft. Die Römer waren die dominierende Macht, und ihre Herrschaft brachte für viele Juden mehr Frust als Frieden. Viele hofften auf einen Retter, einen Messias, der sie von der Unterdrückung befreien würde – jemand, der mit politischer und militärischer Macht eingreift. Doch Jesus überrascht alle, indem er nicht zur Waffe aufruft, sondern eine ganz andere Richtung einschlägt: Er spricht von Frieden, Sanftmut und Barmherzigkeit.
Auch religiös sind die Dinge im Umbruch. Die Pharisäer und Schriftgelehrten predigen ein strenges Halten der Gesetze, und viele Menschen fühlen sich durch diese Anforderungen fast erdrückt. Jesus tritt nun auf und spricht von einem „neuen“ Verständnis des Gesetzes – nicht als kalter Regelkatalog, sondern als etwas, das im Herzen beginnt, eine lebendige und barmherzige Beziehung zu Gott und den Mitmenschen. Der Aufruf zur Friedensstiftung ist dabei ein Schlüssel: Er zeigt, dass Gott nicht an äußeren Konflikten und Machtspielen interessiert ist, sondern an einer inneren Haltung, die versöhnt, heilend und einladend wirkt.
Die Spannung im Text? Nun, sie liegt in der Tatsache dass diese Botschaft, für die meisten Zuhörer absolut unerwartet kommt. Jesus malt hier ein Bild vom Reich Gottes, das radikal anders ist als die Vision eines politischen Befreiers. Für viele ist das schwer zu begreifen: Statt eines Messias, der den Feind besiegt, spricht Jesus von einem Friedensreich, das sich von innen nach außen ausbreitet.
Die Schlüsselwörter:
In diesem Abschnitt wollen wir uns genauer mit den Schlüsselwörtern aus dem Text befassen. Diese Worte tragen tiefere Bedeutungen, die oft in der Übersetzung verloren gehen oder nicht auf den ersten Blick ersichtlich sind. Wir werden die wichtigsten Begriffe aus dem ursprünglichen Text herausnehmen und ihre Bedeutung näher betrachten. Dabei schauen wir nicht nur auf die wörtliche Übersetzung, sondern auch darauf, was sie für das Leben und den Glauben bedeuten. Das hilft uns, die Tiefe und Kraft dieses Verses besser zu verstehen und ihn auf eine neue Weise zu erleben.
Matthäus 5,9 Ursprünglicher Text (Nestle-Aland 28. Edition)
μακάριοι οἱ εἰρηνοποιοί, ὅτι αὐτοὶ υἱοὶ θεοῦ κληθήσονται.
Übersetzung von Matthäus 5,9 Elberfelder 2006:
„Glückselig die Friedensstifter, denn sie werden Söhne Gottes heißen.“
Semantisch-pragmatische Kommentierung der Schlüsselwörter
- μακάριοι (makarioi) „Glückselig“: Das griechische Wort „μακάριος“ wird meist mit „glückselig“ oder „gesegnet“ übersetzt. Es beschreibt einen Zustand tiefen Glücks, der nicht auf äußeren Umständen basiert, sondern Ausdruck göttlicher Gnade ist. Hier spricht Jesus den Friedensstiftern ein Glück zu, das über irdisches Wohl hinausgeht und eine Nähe zur göttlichen Freude vermittelt.
- εἰρηνοποιοί (eirēnopoioi) „Friedensstifter“: Das Wort „εἰρηνοποιός“ setzt sich aus „εἰρήνη“ (Frieden) und „ποιέω“ (machen, schaffen) zusammen. Es beschreibt jemanden, der aktiv Frieden schafft – nicht passiv, sondern als Vermittler, der zwischen Konfliktparteien harmonische Beziehungen herstellt. Jesus wertet hier das bewusste, schöpferische Handeln zugunsten des Friedens als eine göttliche Eigenschaft und erhebt den Friedensstifter zu einer idealen Rolle im Reich Gottes.
- υἱοὶ (huioi) „Söhne“: Im Kontext des Neuen Testaments hat „υἱός“ (Sohn) oft die Bedeutung von Kindern Gottes im übertragenen Sinn. Hier wird also nicht nur eine biologische Verwandtschaft ausgedrückt, sondern eine spirituelle Nähe und Zugehörigkeit. Ein „Sohn Gottes“ zu sein, bedeutet, Teil der göttlichen Familie und damit auch ein Erbe göttlicher Prinzipien, wie des Friedens, zu tragen.
- θεοῦ (theou) „Gottes“: Der Genitiv „θεοῦ“ zeigt an, dass diese Beziehung zu Gott besteht. Die Friedensstifter sind nicht nur beliebige „Söhne“, sondern „Söhne Gottes“, was eine tiefe Verbindung zu Gott selbst aufzeigt und den Anspruch unterstreicht, dass sie göttliche Werte wie Frieden und Liebe widerspiegeln.
- κληθήσονται (klēthēsontai) „werden … heißen“: Dieses Verb im Futur Passiv weist darauf hin, dass die Friedensstifter in der Zukunft als „Söhne Gottes“ bezeichnet werden. Es ist eine Art Zusage – ein göttliches Prädikat. Durch ihr Handeln im Frieden werden sie mit einer besonderen Ehre und Identität ausgezeichnet, die von Gott selbst kommt.
Ein Kommentar zum Text:
Matthäus 5,9 ist einer dieser Verse, die so kurz und knackig wirken, dass man fast vergisst, wie tief sie wirklich gehen. Hier spricht Jesus über die Friedensstifter – ein Begriff, der mehr ist als ein netter Hinweis auf ein bisschen Harmonie. Der griechische Ausdruck, „εἰρηνοποιοί“ (eirēnopoioi), ist besonders interessant: Er setzt sich aus „εἰρήνη“ (eirēnē) für „Frieden“ und „ποιέω“ (poieo) für „machen“ oder „schaffen“ zusammen. Friedensstifter sind also nicht bloß Leute, die irgendwie den Konflikten ausweichen, sondern regelrechte Friedenshandwerker. Hier steckt eine aktive Komponente drin, fast so, als ob Jesus sagen will: „Leute, Frieden passiert nicht von selbst. Er muss gemacht, gebaut und gepflegt werden.“
Das führt uns zur theologischen Tiefe der „Seligpreisung“. „Selig sind die Friedensstifter“ – oder, wie es wörtlich übersetzt heißt: „μακάριοι“ (makarioi), „glückselig“, „glückselig zu nennen“. Dieses „makarios“ drückt nicht nur einen simplen Zustand des Wohlgefühls aus, sondern eine Form von Gnade und Erfüllung, die von Gott selbst kommt. In der griechischen Welt wurde dieses Wort oft für das göttliche Glück der Götter verwendet – hier bei Jesus aber wird es auf ganz gewöhnliche Menschen angewendet, die durch ihren Einsatz für den Frieden etwas Göttliches in die Welt bringen.
Was Jesus hier macht, ist gleichzeitig ein wenig provokant: Er erhebt den Friedensstifter, den „Macher“ des Friedens, zu einer Position, die typisch messianisch oder göttlich klingt. Im Alten Testament wird Gott immer wieder als derjenige beschrieben, der Frieden bringt und den Frieden selbst verkörpert (z.B. Jesaja 9,5). Diese Verheißung eines göttlichen Friedensreichs zieht sich wie ein roter Faden durch die Prophetien, besonders in Zeiten des Exils und der Fremdherrschaft. Dass nun ausgerechnet wir Menschen diese Friedensmission übernehmen sollen – ja, das fordert heraus. Frieden stiften bedeutet nämlich, sich in die Spannungen der Welt hineinzugeben, dort Brücken zu bauen, wo andere nur Mauern sehen.
Schauen wir auf den zweiten Teil des Verses: „denn sie werden Söhne Gottes heißen“. „υἱοὶ θεοῦ“ (huioi theou) – „Söhne Gottes“. Dieser Ausdruck hat in der jüdischen Tradition eine besondere Bedeutung. Ein „Sohn Gottes“ war jemand, der im besonderen Sinne nach Gottes Art handelt. Er lebt und verkörpert göttliche Prinzipien. Im alttestamentlichen Kontext wurden die „Söhne Gottes“ oft als Engel bezeichnet oder als Bezeichnung für das Volk Israel selbst verwendet (siehe Hosea 1,10). Doch hier wird diese Würde einer ganz spezifischen Gruppe gegeben – den Friedensstiftern. Es ist fast so, als ob Jesus sagen möchte: „Ihr seid meiner Familie am nächsten, wenn ihr Frieden in diese Welt bringt.“
Und das ist auch der eigentliche Kern dieser Botschaft. Jesus stellt die Friedensstifter in eine besondere Beziehung zu Gott, nicht weil sie perfekt sind oder alles wissen, sondern weil sie den Charakter Gottes – den Friedensbringer – verkörpern. Dieses Versprechen, „Söhne Gottes“ zu sein, ist also mehr als eine Belohnung. Es ist eine Identität, ein Ruf, eine Verwandtschaft zu Gott, die sich in unserem Handeln widerspiegelt.
Aber Moment – ist das Ganze nicht ein wenig idealistisch? Können wir wirklich immer Frieden stiften? Hier zeigt sich eine spannende Spannung im Text. Man könnte meinen, Friedensstifter sind Idealisten, die von einer heilen Welt träumen und Konflikte einfach weglächeln. Doch die Realität, und das weiß Jesus ganz genau, sieht oft anders aus. Frieden zu schaffen ist anstrengend, ja sogar konfliktreich. Es bedeutet, sich selbst in die oft dreckigen und herausfordernden Situationen der Welt zu begeben, um genau dort – mitten im Streit – einen Raum für Versöhnung zu schaffen. Und dieser Weg ist alles andere als einfach oder konfliktfrei. Hier liegt das Paradoxe: Friedensstifter zu sein, bedeutet oft, sich selbst Konflikten auszusetzen, die wehtun. Jesus selbst ist dafür das beste Beispiel. Sein Weg des Friedens endete am Kreuz – ein klarer Hinweis darauf, dass Friedensstiftung nicht ohne Opfer, Missverständnisse und Widerstände kommt.
In Römer 12,18 sagt Paulus: „Ist’s möglich, soviel an euch liegt, so haltet mit allen Menschen Frieden.“ Paulus greift hier die gleiche Idee auf und gibt sie in realistische Bahnen: „so viel an euch liegt.“ Die Verantwortung, Frieden zu schaffen, ist also groß, aber sie liegt nicht alleine auf unseren Schultern. Manchmal sind die Umstände einfach zu festgefahren oder Menschen nicht bereit für den Frieden, und das ist in Ordnung — was ich meine, das sollten wir akzeptieren.
Schlussendlich ist die Botschaft von Matthäus 5,9 eine Einladung, den göttlichen Frieden zu verkörpern. Jesus fordert uns auf, einen aktiven Teil in Gottes Friedensplan zu übernehmen, aber ohne zu glauben, dass alles in unserer Macht liegt. Die Friedensstifter dürfen sich getrost an Gott orientieren, denn das Ziel ist nicht, die ganze Welt zu ändern – sondern dort, wo wir sind, ein kleines Abbild dieses Friedens zu hinterlassen. Friedensstifter zu sein, ist eine Identität, kein Erfolgskriterium. Es ist die Berufung, den Charakter Gottes widerzuspiegeln – und das ist ein Angebot, das uns Glück und Zufriedenheit gibt, egal, wie die äußeren Umstände aussehen.
Die SPACE-Anwendung*
Die SPACE-Anwendung ist eine Methode, um biblische Texte praktisch auf das tägliche Leben anzuwenden. Sie besteht aus fünf Schritten, die jeweils durch die Anfangsbuchstaben von „SPACE“ repräsentiert werden:
SPACE-Analyse zu Matthäus 5,9
S – Sünde (Sin)
Matthäus 5,9 bringt das Thema „Frieden stiften“ direkt auf den Tisch. Wenn wir den Friedensstifter als Ideal betrachten, dann lässt sich aus dem Vers eine Verfehlung erkennen: das bewusste oder unbewusste Vermeiden von Frieden. Vielleicht erwischen wir uns selbst dabei, wie wir Missverständnisse lieber stehen lassen oder Konflikte nicht klären, weil wir uns davor drücken, den ersten Schritt zu machen. Das ist zwar verständlich, aber auch ein Weg, der Beziehungen und Gemeinschaften auf Dauer beschädigt. Jesus zeigt uns hier also eine Art „Lebens fördernden Standard“, der auf Gemeinschaft, Versöhnung und Harmonie abzielt. Wenn wir diesen Frieden – im Kleinen wie im Großen – nicht fördern, dann handeln wir letztlich gegen das, was Gottes Herz für uns will.
P – Verheißung (Promise)
Die Verheißung in Matthäus 5,9 ist wie eine Umarmung von oben: „denn sie werden Söhne Gottes heißen“. Hier steckt Trost und Identität drin. Die Friedensstifter werden „Söhne Gottes“ genannt – sie bekommen eine besondere Nähe und Zugehörigkeit zu Gott zugesprochen. Wer Frieden bringt, wird nicht nur als ein Freund oder guter Mensch betrachtet, sondern als Kind Gottes anerkannt. Das ist eine Zusage von Identität und Nähe, die alles andere überstrahlt. Ein Paralleltext dazu ist Römer 8,14, wo Paulus sagt, dass die, die vom Geist Gottes geleitet werden, Kinder Gottes sind. Auch hier geht es um eine Art von Verwandtschaft und Anerkennung – Gott steht zu uns und bestätigt unsere Rolle als seine Familie.
A – Aktion (Action)
Was lässt sich aus dem Text an Handlung ableiten? Nun, wir könnten sagen, dass es gut wäre, in unserer Umgebung aktiv für Frieden zu sorgen. Das kann heißen, auf jemanden zuzugehen, mit dem wir ein ungelöstes Problem haben, oder auch im Alltag bewusst darauf zu achten, Frieden zu schaffen – zum Beispiel durch eine friedvolle, geduldige und wertschätzende Haltung gegenüber anderen. Ein aktiver Friedensstifter zu sein, heißt, im Kleinen anzufangen: indem wir vielleicht erst mal bei uns selbst schauen, ob wir in Frieden sind. Frieden im Herzen schafft Frieden in den Taten. Kleine Schritte, die dann groß werden, wenn sie von Gott getragen sind.
C – Appell (Command)
Der Appell ist klar: „Selig sind die Friedensstifter“. Die Aufforderung ist hier eher indirekt, aber sie ruft uns dazu auf, aktiv und bewusst Frieden zu schaffen. Es ist ein Aufruf, die Verantwortung für die Atmosphäre um uns herum zu übernehmen und einen Unterschied zu machen. Dieser Text sagt uns, dass wir die Welt nicht verändern müssen – aber dort, wo wir Einfluss haben, könnten wir Frieden in Worte und Taten packen und so zu kleinen „Friedensbrücken“ werden. Frieden zu stiften ist ein Ruf, der uns an den Ursprung des christlichen Glaubens zurückbringt, an die Liebe und Versöhnung, die Jesus selbst vorgelebt hat.
E – Beispiel (Example)
Ein bekanntes Beispiel für einen Friedensstifter ist Barnabas, der im Neuen Testament als Vermittler und Unterstützer auftritt. In Apostelgeschichte 9,26–27 setzt er sich für Paulus ein, als die Christen in Jerusalem diesem nicht trauten. Barnabas spricht beruhigend und ermutigend und nimmt eine vermittelnde Rolle ein, was Paulus überhaupt erst die Möglichkeit gibt, seinen Dienst fortzusetzen. Ein weiteres, weniger bekanntes Beispiel ist Abigail im Alten Testament (1. Samuel 25). Abigail stiftet Frieden, indem sie den Zorn Davids besänftigt, bevor er und seine Männer einen gewaltsamen Konflikt mit ihrem Mann Nabal beginnen. Ihr kluges und friedliches Handeln bewahrt das Leben vieler und löst die angespannte Situation auf. Beide zeigen auf verschiedene Weise, dass Frieden oft durch einen mutigen, aktiven Schritt ermöglicht wird – und dass dieser Schritt manchmal alles verändert.
Persönliche Identifikation mit dem Text:
In diesem Schritt stelle ich mir sogenannte „W“ Fragen: „Was möchte der Text mir sagen?“ in der suche nach der Hauptbotschaft. Dann überlege ich, „Was sagt der Text nicht?“ um Missverständnisse zu vermeiden. Ich reflektiere, „Warum ist dieser Text für mich wichtig?“ um seine Relevanz für mein Leben zu erkennen. Anschließend frage ich mich, „Wie kann ich den Text in meinem Alltag umsetzen/anwenden?“ um praktische Anwendungsmöglichkeiten zu finden. Weiterhin denke ich darüber nach, „Wie wirkt sich der Text auf meinen Glauben aus?“ um zu sehen, wie er meinen Glauben stärkt oder herausfordert. Schließlich frage ich, „Welche Schlussfolgerungen kann ich für mich aus dem Gesagten ziehen?“ um konkrete Handlungen und Einstellungen abzuleiten.
Da ist etwas Mutiges, fast Belebendes an Matthäus 5,9. Ein Vers, der sagt: „Glückselig sind die Friedensstifter.“ Für mich klingt das wie eine Einladung zum Abenteuer – aber kein Abenteuer im fernen Land, sondern mitten im Alltag. Frieden stiften ist nicht einfach ein Vermeiden von Konflikten oder ein höfliches Weglächeln von Spannungen. Es geht tiefer: Jesus spricht von einem Frieden, der mit der Bereitschaft beginnt, sich selbst zu hinterfragen und Verbindungen zu schaffen, die das Leben anderer Menschen tatsächlich verändern können. Es ist, als ob der Text mir sagen würde: „Echte Nachfolge bedeutet, einen Frieden zu bringen, der mehr mit echtem Verständnis als mit bloßem Harmoniebedürfnis zu tun hat.“
Ein Satz wie „Selig sind die Friedensstifter“ kann fast naiv klingen in einer Welt voller Spannungen, Konflikte und tiefer Gräben. Aber genau hier liegt die Tiefe und vielleicht auch die Herausforderung, die Jesus uns zumutet. Was Jesus hier anbietet, ist nicht einfach; es geht um die Bereitschaft, in das Unbequeme zu gehen. Frieden stiften bedeutet, sich mit den Konflikten des Lebens auseinanderzusetzen, nicht um sie einfach aufzulösen, sondern um einen Raum für Verständnis und echte Versöhnung zu schaffen. So gesehen, hat dieser Vers eine paradoxe Kraft: Er fordert Mut und zugleich eine liebevolle Milde, die wir in uns selbst kultivieren können.
Jesus verheißt den Friedensstiftern, dass sie „Söhne Gottes“ heißen werden. „Söhne“ – das ist mehr als eine Rolle; es ist eine Identität. Im biblischen Kontext spricht Jesus hier von einer besonderen Nähe zu Gott, als würden die Friedensstifter eine Qualität widerspiegeln, die aus dem Wesen Gottes selbst kommt. Es ist eine Identität, die wir durch unseren Umgang mit anderen Menschen finden, besonders in Konfliktsituationen. Wenn ich ehrlich bin, ist das eine Herausforderung – denn es bedeutet, dass mein Verhalten in angespannten Momenten nicht nur etwas über mich, sondern auch über mein Verhältnis zu Gott aussagt.
Einige Beispiele kommen mir hier in den Sinn. Ich denke an Abraham, der in Genesis 13 die Entscheidung trifft, Konflikte mit seinem Neffen Lot zu lösen, indem er auf sein eigenes Recht verzichtet und Lot das beste Land überlässt. Dieser Verzicht auf das eigene Wohl zugunsten des Friedens ist ein beeindruckendes Beispiel für das, was Jesus hier meint. Und dann ist da Paulus, der in Römer 12,18 eine Art „Friedensregel“ formuliert: „Wenn möglich, soviel an euch liegt, so haltet mit allen Menschen Frieden.“ Paulus versteht, dass Frieden nicht immer erreichbar ist, aber er macht auch deutlich, dass es unsere Verantwortung ist, alles uns Mögliche zu tun, um ihn zu suchen.
Eine der größten Lektionen, die ich aus Matthäus 5,9 ziehe, ist, dass Frieden stiften eine bewusste Entscheidung ist. Das bedeutet, nicht alles persönlich zu nehmen, einen Schritt zurückzutreten und die Perspektive des anderen zu suchen. Hier passt das Prinzip der Gewaltfreien Kommunikation, das Marshall Rosenberg beschreibt: indem ich die Bedürfnisse und Gefühle meines Gegenübers wirklich hören will, anstatt sofort zu reagieren. Ich merke, dass Frieden oft dort entsteht, wo ich mich darauf einlasse, dem anderen „Raum“ zu geben – Raum, um seine eigenen Perspektiven zu äußern und um auf die tieferen Gründe für das Handeln zu kommen.
Frieden ist nicht nur das Ziel, sondern der Weg. Wenn ich lerne, in mir selbst Frieden zu schaffen, verändert das, wie ich anderen begegne. Es bedeutet, in meiner inneren Haltung aufgeräumt und zentriert zu sein, bevor ich im Außen Frieden schaffen kann. Da kommt mir Viktor Frankl in den Sinn, der sagte, dass wir die letzte Freiheit, die Freiheit über unsere Haltung, nie verlieren. Wenn ich diese Haltung des Friedens in mir trage, kann ich auch in konfliktgeladenen Momenten gelassen bleiben – nicht aus Schwäche, sondern aus einer inneren Stärke.
In den kleinen, alltäglichen Begegnungen – am Arbeitsplatz, in der Familie, selbst im Straßenverkehr – kann ich diesen Text leben. Es ist, als ob er mich aufruft, in jeder Situation das „Schlimmste zu verhindern und das Beste zu fördern“, selbst wenn das bedeutet, kleine Opfer zu bringen oder nicht auf meinem Recht zu bestehen. Der Text sagt mir, dass ich nicht die ganze Welt ändern muss, aber dass ich dort, wo ich Einfluss habe, einen Unterschied machen kann. Und dieser Unterschied beginnt oft damit, mir bewusst zu machen, dass Frieden ein Geschenk ist, das wir aktiv geben und empfangen dürfen.
Dieser Vers lässt mich also am Ende fragen: Bin ich bereit, diesen Frieden zu leben, auch wenn er mich etwas kostet? Vielleicht nicht sofort und nicht perfekt, aber in kleinen Schritten, jeden Tag ein bisschen mehr. In diesem Sinne ist Matthäus 5,9 nicht einfach nur ein Vers über Harmonie, sondern ein Ruf zu einer tiefen, authentischen Form von Menschlichkeit, die sich aus einer göttlichen Quelle speist – und das ist eine Einladung, die ich nicht ablehnen möchte.
*Die SPACE-Analyse im Detail:
Sünde (Sin): In diesem Schritt überlegst du, ob der Bibeltext eine spezifische Sünde aufzeigt, vor der du dich hüten solltest. Es geht darum, persönliche Fehler oder falsche Verhaltensweisen zu erkennen, die der Text anspricht. Sprich, Sünde, wird hier als Verfehlung gegenüber den „Lebens fördernden Standards“ definiert.
Verheißung (Promise): Hier suchst du nach Verheißungen in dem Text. Das können Zusagen Gottes sein, die dir Mut, Hoffnung oder Trost geben. Diese Verheißungen sind Erinnerungen an Gottes Charakter und seine treue Fürsorge.
Aktion (Action): Dieser Teil betrachtet, welche Handlungen oder Verhaltensänderungen der Text vorschlägt. Es geht um konkrete Schritte, die du unternehmen kannst, um deinen Glauben in die Tat umzusetzen.
Appell (Command): Hier identifizierst du, ob es in dem Text ein direktes Gebot oder eine Aufforderung gibt, die Gott an seine Leser richtet. Dieser Schritt hilft dir, Gottes Willen für dein Leben besser zu verstehen.
Beispiel (Example): Schließlich suchst du nach Beispielen im Text, die du nachahmen (oder manchmal auch vermeiden) solltest. Das können Handlungen oder Charaktereigenschaften von Personen in der Bibel sein, die als Vorbild dienen.
Diese Methode hilft dabei, die Bibel nicht nur als historisches oder spirituelles Dokument zu lesen, sondern sie auch praktisch und persönlich anzuwenden. Sie dient dazu, das Wort Gottes lebendig und relevant im Alltag zu machen.
