Matthäus 22,37 Mit Herz, Seele und Verstand: Die radikalste Liebeserklärung aller Zeiten → „Jesus antwortete ihm: »›Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, mit ganzer Hingabe und mit deinem ganzen Verstand.‹“

Einleitender Impuls:

Das klingt erstmal nach einem fetten Anspruch, oder? So, als ob Gott sagt: „Alles oder nichts, Baby!“ Aber Moment mal – geht’s hier wirklich darum, dass wir uns wie ein übermotivierter Workaholic in die Liebe zu Gott stürzen? Nicht wirklich. Es geht um etwas Tieferes: Gott will nicht ein Stück von dir, sondern dich ganz. Und nicht, weil er ein egomanischer Chef ist, der alles unter Kontrolle haben will, sondern weil er weiß, dass diese Liebe dich komplettieren kann. Das Herz, die Seele, der Verstand – all das, was dich ausmacht – wird erst wirklich lebendig, wenn es in Beziehung zu Gott steht. Klingt krass, oder? Aber überleg mal: Wofür schlägt dein Herz? Woran hängt deine Seele? Womit beschäftigst du deinen Verstand?

Ich weiß, es klingt fast absurd, das in den hektischen Alltag zu integrieren. „Gott lieben mit Herz, Seele und Verstand? Ich hab ja nicht mal Zeit, meine Mails zu beantworten!“ Aber vielleicht liegt genau hier der Schlüssel. Liebe zu Gott ist kein Termin, den du dir in den Kalender einträgst. Es ist ein Lebensstil. Es bedeutet, dass dein Herz nicht mehr für jede Kleinigkeit zersplittert, dass deine Seele nicht ständig nach Bestätigung hungert und dass dein Verstand nicht wie ein Hamster im Rad nach Sinn sucht. Es wäre gut, wenn du heute mal innehaltest und dir diese Frage stellst: Was passiert, wenn ich mein Leben auf Gott ausrichte? Nicht perfekt, nicht fehlerlos – aber ehrlich.

Was wäre, wenn du diesen Tag mit einem simplen Gedanken beginnst: „Gott, zeig mir, wie ich Dich heute lieben kann?“ Vielleicht entdeckst du, dass Liebe zu Gott nicht immer große Worte oder spektakuläre Taten braucht. Manchmal ist es ein Moment der Stille, ein freundliches Wort zu jemandem oder die Entscheidung, deine Sorgen loszulassen. Lass diesen Text eine Einladung sein, nicht ein Checkpoint. Er ruft dich nicht zum Perfektionismus, sondern zur Beziehung. Und wenn du dich darauf einlässt, könnte dein Tag ganz anders aussehen – klarer, echter, erfüllter. Probier’s aus. Du wirst überrascht sein.

Fragen zur Vertiefung oder für Gruppengespräche:

  1. Was hält dich zurück, Gott mit deinem ganzen Herzen zu lieben?
  2. Wie kannst du deinen Alltag so gestalten, dass dein Glaube mehr Raum bekommt?
  3. Was bedeutet es für dich persönlich, mit Seele und Verstand zu lieben – und wie zeigt sich das in deinen Entscheidungen?

Parallele Bibeltexte als Slogans:

Deuteronomium 6:5 — „Liebe den Herrn mit allem, was du bist“

Lukas 10:27 — „Liebe, die das Leben verändert“

1. Johannes 4:19 — „Wir lieben, weil er uns zuerst geliebt hat“

Römer 12:1 — „Euer Leben als lebendiges Opfer“

Wenn du dich fragst, was diese Liebe konkret bedeutet und wie sie dein Leben verändern kann, dann lies weiter. In der Vertiefung gehen wir gemeinsam den Weg, diesen Text nicht nur zu verstehen, sondern auch zu leben.

Die Informationen für den Impuls hole ich mir meistens aus BibleHub.com damit auch du es nachschlagen kannst.


Schön, dass wir gemeinsam in Matthäus 22,37 eintauchen dürfen. Bevor wir den Vers näher betrachten, lass uns mit einem Gebet beginnen:

Lieber Vater, es berührt uns, wie Dein Wort uns immer wieder neu herausfordert und in die Tiefe führt. In Matthäus 22,37 rufst Du uns dazu auf, Dich mit unserem ganzen Herzen, unserer ganzen Seele und unserem ganzen Verstand zu lieben. Das klingt so einfach, doch wir wissen, wie oft wir daran scheitern. Bitte hilf uns, den Text nicht nur zu lesen, sondern wirklich zu verstehen, was es bedeutet, Dich so vollkommen zu lieben. Zeig uns, was das konkret für unser Leben heißt, und schenke uns den Mut, dem Ruf Deiner Liebe zu folgen.

In Jesu Namen beten wir,

Amen.

Der Text:

Zunächst werfen wir einen Blick auf den Text in verschiedenen Bibelübersetzungen. Dadurch gewinnen wir ein tieferes Verständnis und können die unterschiedlichen Nuancen des Textes in den jeweiligen Übersetzungen oder Übertragungen besser erfassen. Dazu vergleichen wir die Elberfelder 2006 (ELB 2006), Schlachter 2000 (SLT), Luther 2017 (LU17), Basis Bibel (BB) und die Hoffnung für alle 2015 (Hfa).

Matthäus 22,37

ELB 2006 Er aber sprach zu ihm: »Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele und mit deinem ganzen Verstand.«

SLT Und Jesus sprach zu ihm: »Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele und mit deinem ganzen Denken«.

LU17 Jesus aber sprach zu ihm: »Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüt« .

BB Jesus antwortete: »›Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen, mit deiner ganzen Seele und mit deinem ganzen Denken.‹

HfA Jesus antwortete ihm: »›Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, mit ganzer Hingabe und mit deinem ganzen Verstand.‹

Der Kontext:

In diesem Abschnitt geht es darum, die grundlegenden Fragen – das „Wer“, „Wo“, „Was“, „Wann“ und „Warum“ – zu klären. Das Ziel ist es, ein besseres Bild von der Welt und den Umständen zu zeichnen, in denen dieser Vers verfasst wurde. So bekommen wir ein tieferes Verständnis für die Botschaft, bevor wir uns den Details widmen.

Kurzgesagt… In Matthäus 22,37 befinden wir uns mitten in einer hitzigen Diskussion zwischen Jesus und den religiösen Experten seiner Zeit. Es geht um nichts Geringeres als die Essenz des Glaubens. Jesus antwortet auf eine scheinbar harmlose Frage mit einer Antwort, die nicht nur die Gelehrten, sondern jeden Hörer herausfordert: Liebe Gott mit allem, was Du bist.

Jetzt zu den Details: Die Szene spielt in der letzten Woche vor der Kreuzigung, also zu einem Zeitpunkt, an dem die Spannung zwischen Jesus und den religiösen Führern ihren Höhepunkt erreicht. Jesus ist in Jerusalem und verbringt viel Zeit im Tempel, wo er lehrt und sich den vielen Fragen stellt, die ihm gestellt werden – und das nicht aus reinem Interesse. Die Pharisäer und Sadduzäer, die zwei großen religiösen Gruppen seiner Zeit, versuchen, ihn in eine Falle zu locken. Es geht ihnen darum, ihn öffentlich bloßzustellen und seine Autorität zu untergraben.

Die Frage, die schließlich zu Matthäus 22,37 führt, kommt von einem Schriftgelehrten, einem Experten für das Gesetz. Er fragt Jesus: „Meister, welches ist das größte Gebot im Gesetz?“ Klingt zunächst unschuldig, oder? Aber im Hintergrund lauert ein gefährlicher Subtext. Im Judentum gab es 613 Gebote, die alle wichtig waren. Sich auf eines zu fokussieren, konnte leicht als Ignoranz oder Häresie ausgelegt werden. Egal, welche Antwort Jesus gibt, die Wahrscheinlichkeit, jemanden zu verärgern, ist extrem hoch. Die Frage ist also nicht nur eine theologische Diskussion, sondern ein cleverer Versuch, Jesus in eine Sackgasse zu treiben.

Jesus jedoch antwortet ohne zu zögern – und zwar nicht nur mit einer Antwort, sondern mit einer Zusammenfassung, die das Herzstück des gesamten Glaubens offenlegt: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen, mit deiner ganzen Seele und mit deinem ganzen Verstand.“ Jesus zitiert dabei aus der Thora, genauer gesagt aus 5. Mose 6,5, einem zentralen Teil des jüdischen Glaubensbekenntnisses, dem Schema Israel. Das ist der Punkt, an dem alle Beteiligten kurz innehalten müssen. Denn was Jesus hier tut, ist so elegant wie schlagkräftig: Er hebt die Diskussion auf eine Ebene, bei der es nicht mehr um juristische Haarspaltereien geht, sondern um die Frage, was wahre Hingabe an Gott bedeutet.

Im geistig-religiösen Kontext geht es hier also um das Kernstück des jüdischen Glaubens. Die Liebe zu Gott ist keine emotionale Laune, sondern eine ganzheitliche Verpflichtung, die das gesamte Leben durchdringt – vom Denken über das Fühlen bis hin zum Handeln. Jesus zeigt, dass wahre Religion nicht in Regeln und Diskussionen steckt, sondern in einer tiefen, ungeteilten Beziehung zu Gott.

Und hier liegt die Spannung, die der Text entfaltet: Für die Schriftgelehrten war das Gesetz eine Wissenschaft, ein System aus Regeln und Vorschriften, das die Beziehung zu Gott definierte. Für Jesus hingegen ist das Gesetz nur der Rahmen; das eigentliche Bild ist die Liebe. Das stellt die damalige religiöse Ordnung auf den Kopf – und ist gleichzeitig eine Botschaft, die bis heute nichts von ihrer Kraft verloren hat.

Die Schlüsselwörter:

In diesem Abschnitt wollen wir uns genauer mit den Schlüsselwörtern aus dem Text befassen. Diese Worte tragen tiefere Bedeutungen, die oft in der Übersetzung verloren gehen oder nicht auf den ersten Blick ersichtlich sind. Wir werden die wichtigsten Begriffe aus dem ursprünglichen Text herausnehmen und ihre Bedeutung näher betrachten. Dabei schauen wir nicht nur auf die wörtliche Übersetzung, sondern auch darauf, was sie für das Leben und den Glauben bedeuten. Das hilft uns, die Tiefe und Kraft dieses Verses besser zu verstehen und ihn auf eine neue Weise zu erleben.

Matthäus 22,37 Ursprünglicher Text (Nestle-Aland 28):

ὁ δὲ ἔφη αὐτῷ· ἀγαπήσεις κύριον τὸν θεόν σου ἐν ὅλῃ τῇ καρδίᾳ σου καὶ ἐν ὅλῃ τῇ ψυχῇ σου καὶ ἐν ὅλῃ τῇ διανοίᾳ σου·

Übersetzung von Matthäus 22,37 (Elberfelder 2006):

„Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele und mit deinem ganzen Verstand.“

Semantisch-pragmatische Kommentierung der Schlüsselwörter:

  • ἀγαπήσεις (agapēseis) „Du sollst lieben“: Das Verb „ἀγαπάω“ (agapaō) beschreibt eine tiefe, selbstlose und wohlwollende Liebe. Im Futur aktiv Indikativ steht es als eine klare Anweisung, nicht als Möglichkeit oder Vorschlag. Hier geht es nicht nur um eine emotionale Zuneigung, sondern um eine bewusste Entscheidung, die Gott in den Mittelpunkt stellt. Diese Liebe ist allumfassend und verlangt nach einer vollen Hingabe.
  • κύριον (kyrion) „Herrn“: „κύριος“ (kyrios) wird hier als Titel für Gott verwendet, der seine Autorität und Souveränität betont. Der Begriff verweist auf Gottes Herrschaft und darauf, dass er nicht nur ein Gott unter vielen ist, sondern der einzige Herrscher, der Anspruch auf unser ganzes Leben erhebt.
  • θεόν (theon) „Gott“: Das Wort „θεός“ (theos) steht hier im Akkusativ und unterstreicht die direkte Ausrichtung des Gebots: Gott selbst ist das Zentrum der Liebe. Dies ist keine abstrakte Idee, sondern ein sehr persönlicher Bezug auf den einen Gott, der sowohl in der jüdischen als auch in der christlichen Tradition als der Schöpfer und Erhalter alles Lebens verstanden wird.
  • ὅλῃ (holē) „ganzen“: Dieses Adjektiv wird dreimal wiederholt und verleiht dem Text eine starke Betonung. Es fordert eine totale Hingabe – nichts bleibt außen vor. Die Liebe zu Gott soll nicht fragmentiert oder halbherzig sein, sondern ganzheitlich und vollständig.
  • καρδίᾳ (kardia) „Herzen“: Das „Herz“ im biblischen Kontext ist nicht nur der Sitz der Emotionen, sondern auch der Ort des Denkens, Wollens und Fühlens. Es repräsentiert das Zentrum des menschlichen Seins und die Quelle von Entscheidungen und Absichten. Gott mit dem ganzen Herzen zu lieben, bedeutet also, ihn zum Mittelpunkt aller Lebensbereiche zu machen.
  • ψυχῇ (psychē) „Seele“: Die „ψυχή“ (psychē) beschreibt den immateriellen Teil des Menschen – das Leben, die Lebenskraft oder die Existenz selbst. Mit der ganzen Seele zu lieben bedeutet, dass unsere gesamte Lebenskraft und unser Sein auf Gott ausgerichtet sein sollen.
  • διανοίᾳ (dianoia) „Verstand“: „διανοία“ (dianoia) verweist auf den Verstand und die intellektuelle Dimension der Liebe zu Gott. Hier geht es um das bewusste Nachdenken, Erkennen und Verstehen, dass Gott in allem der Mittelpunkt ist. Es wird also auch der rationale Teil des Menschen einbezogen, der Gott in Weisheit und Wahrheit erfassen soll.

Ein Kommentar zum Text:

Wenn wir Matthäus 22,37 betrachten, stehen wir vor einer Aussage, die einerseits simpel und glasklar erscheint – und doch so tief und vielschichtig ist, dass sie uns fast erschlägt. „Liebe Gott mit deinem ganzen Herzen, deiner ganzen Seele und deinem ganzen Verstand.“ Easy, oder? Aber lass uns mal ehrlich sein: Wenn du das liest, denkst du dir vielleicht, „Wie bitte soll das gehen? Und was genau bedeutet das überhaupt?“ Willkommen in der theologischen Achterbahn.

Jesus zitiert hier das sogenannte Schema Israel aus Deuteronomium 6,4–5, einem der zentralen Glaubensbekenntnisse des Judentums: „Höre, Israel: Der Herr, unser Gott, der Herr ist einer. Und du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen, mit deiner ganzen Seele und mit all deiner Kraft.“ Für seine jüdischen Zuhörer war das so bekannt wie für uns das „Vaterunser“. Es war das Herzstück ihres Glaubens und wurde täglich gebetet. Doch Jesus nimmt dieses alte Bekenntnis und setzt es in einen neuen Kontext – inmitten einer Diskussion mit den Pharisäern, die ihn herausfordern wollten.

Das Besondere daran? Jesus erweitert die ursprüngliche Aussage mit einem neuen Aspekt: den Verstand (griechisch: διανοία, dianoia). Das ist bemerkenswert, denn in der antiken Welt galt der Verstand oft als Gegenspieler der Spiritualität. Doch Jesus macht deutlich, dass Gott keine blinde Gefolgschaft möchte. Deine Liebe zu Gott sollte durchdacht, reflektiert und bewusst sein – nicht bloß emotional oder mechanisch. Er ruft uns dazu auf, unsere ganze Persönlichkeit einzubringen: Herz (καρδία, kardia), den Sitz von Gefühlen und Entscheidungen; Seele (ψυχή, psychē), die Quelle unseres Lebens; und Verstand, der Ort, an dem wir erkennen und verstehen. Alles soll in Harmonie auf Gott ausgerichtet sein.

Doch jetzt wird’s knifflig. Wenn Jesus sagt, dass dies das „größte und erste Gebot“ ist, stellt er damit implizit eine Prioritätenliste auf. Damit verbunden ist die Frage: Was bedeutet es, Gott mit allem zu lieben, ohne in einen religiösen Perfektionismus zu verfallen? Viele Menschen könnten bei dieser radikalen Forderung das Gefühl haben, zu scheitern, bevor sie überhaupt anfangen. Und hier kommt der Kern des Evangeliums ins Spiel: Diese Liebe ist keine Leistung, die du erbringen musst, sondern eine Antwort auf die Liebe, die Gott dir zuerst schenkt (vgl. 1. Johannes 4,19).

Ein weiterer spannender Punkt ist die Verbindung zu anderen Geboten. Jesus setzt unmittelbar danach die Liebe zu Gott in Relation zur Liebe zum Nächsten (Matthäus 22,39). Diese Kombination ist revolutionär, denn sie zeigt, dass die beiden nicht voneinander getrennt werden können. Du kannst nicht behaupten, Gott zu lieben, während du deinen Mitmenschen ignorierst (siehe auch 1. Johannes 4,20). Die Liebe zu Gott wird in der Liebe zu anderen sichtbar – eine Botschaft, die bis heute herausfordernd bleibt.

Aber warum ist das Gebot der Liebe so zentral? Weil es das Wesen Gottes widerspiegelt. Die Bibel sagt uns, dass Gott Liebe ist (1. Johannes 4,8) und dass wir geschaffen wurden, um diese Liebe zu erwidern und weiterzugeben. Die Struktur dieses Gebots zeigt uns auch, dass wahre Liebe eine bewusste Entscheidung ist, kein flüchtiges Gefühl. Es geht nicht nur darum, sich gut zu fühlen, sondern um Hingabe, Treue und eine Ausrichtung des gesamten Lebens.

Wenn wir diese Liebe praktizieren wollen, stehen wir oft vor Spannungen. Was ist, wenn unser Verstand nicht alles versteht, unser Herz wankelmütig ist oder unsere Seele erschöpft? Hier liegt das Paradoxe: Liebe zu Gott ist nicht etwas, das wir aus eigener Kraft „erzeugen“ können. Sie wächst aus der Beziehung zu ihm, aus dem Erkennen seiner Liebe zu uns. Und genau das fordert uns auf: nicht mit unserer Kraft zu starten, sondern mit seiner.

Dieser Text ist keine moralische To-Do-Liste, sondern eine Einladung in eine Beziehung, die unser Leben transformiert. Jesus nimmt die ewigen Worte des Gesetzes und füllt sie mit Leben, indem er zeigt, dass es letztlich um die Qualität unserer Beziehung zu Gott und zu anderen geht. Es ist weniger eine Vorschrift als eine Perspektive, die uns hilft, das Leben in seiner Fülle zu erfassen (Johannes 10,10).

Also, ja, Matthäus 22,37 klingt auf den ersten Blick wie ein himmelhoher Anspruch. Aber vielleicht ist das gar nicht das Ziel. Vielleicht will uns dieser Text zeigen, dass die Liebe zu Gott der Schlüssel ist, der unser Leben in Einklang bringt – Herz, Seele, Verstand, alles vereint in einer Beziehung, die uns nicht einengt, sondern befreit. Klingt nach einer Reise, die es wert ist, angetreten zu werden, oder?

Die SPACE-Anwendung*

Die SPACE-Anwendung ist eine Methode, um biblische Texte praktisch auf das tägliche Leben anzuwenden. Sie besteht aus fünf Schritten, die jeweils durch die Anfangsbuchstaben von „SPACE“ repräsentiert werden:

S – Sünde (Sin):

Wenn wir ehrlich sind, treffen wir hier auf eine universelle Schwäche: unsere zerstreute, geteilte Liebe. Statt Gott mit ganzem Herzen, ganzer Seele und ganzem Verstand zu lieben, neigen wir dazu, unsere Hingabe aufzusplitten. Ein bisschen Liebe für Gott, ein bisschen für materielle Dinge, ein bisschen für Anerkennung – und schon sind wir innerlich zerrissen. Die Sünde liegt nicht unbedingt in bewussten Handlungen, sondern in dieser inneren Aufteilung, die uns davon abhält, Gott als den zentralen Bezugspunkt unseres Lebens zu sehen. Das Ergebnis? Ein Leben, das sich oft leer, orientierungslos oder überladen anfühlt, weil unser Fokus nicht auf dem Wesentlichen liegt.

P – Verheißung (Promise):

Auch wenn Matthäus 22,37 keine direkte Verheißung enthält, lässt der Kontext eine kraftvolle Zusage durchscheinen: Wenn wir Gott mit unserem ganzen Wesen lieben, finden wir in ihm die Erfüllung, die wir in all den falschen Ablenkungen vergeblich suchen. Deuteronomium 30,6 ergänzt diese Idee: „Und der HERR, dein Gott, wird dein Herz und das Herz deiner Nachkommen beschneiden, damit du den HERRN, deinen Gott, liebst von ganzem Herzen und von ganzer Seele, auf dass du lebst.“ Die Verheißung ist also, dass Gott selbst uns hilft, ihn so zu lieben, wie es gedacht ist – das ist keine Last, sondern ein Geschenk.

A – Aktion (Action):

Die Liebe zu Gott mit Herz, Seele und Verstand ist keine Checkliste, sondern ein lebenslanger Prozess. Ein erster Schritt könnte sein, bewusst innezuhalten und zu reflektieren: Was lenkt mein Herz, meine Seele und meinen Verstand ab? Es wäre gut, wenn du dir Zeit nimmst, diese Bereiche zu durchleuchten – nicht, um dich selbst zu verurteilen, sondern um zu erkennen, wo du neu ausrichten kannst. Zum Beispiel könntest du fragen: „Wofür schlägt mein Herz? Woran hängt meine Seele? Was beschäftigt meinen Verstand den ganzen Tag?“ Diese ehrlichen Fragen legen oft mehr offen, als uns lieb ist, aber genau darin liegt die Chance für Veränderung.

Ein zweiter Schritt ist das bewusste Einüben von Liebe. Klingt komisch, oder? Aber Liebe ist nicht nur ein Gefühl, sondern eine Haltung. Setz dir kleine, konkrete Ziele, wie du Gott in deinem Alltag einbeziehen kannst. Vielleicht beginnst du den Tag mit einem kurzen Gebet, in dem du Gott fragst, wie du ihn heute lieben kannst. Vielleicht liest du eine Passage aus der Bibel, die dich inspiriert, oder nimmst dir bewusst Zeit, um in der Natur seine Schöpfung zu bestaunen. Es geht nicht darum, riesige Veränderungen von heute auf morgen zu erreichen, sondern darum, Schritt für Schritt mehr Raum für Gott in deinem Leben zu schaffen.

C – Appell (Command):

Der Text ruft uns dazu auf, Gott ganzheitlich zu lieben. Das ist keine Forderung aus Pflichtgefühl, sondern eine Einladung in eine Beziehung, die unser Leben von Grund auf erneuert. Es wäre gut, wenn du das als einen täglichen Appell an dich siehst: „Heute will ich Gott mit allem lieben, was ich bin – auch wenn ich noch lerne, wie das geht.“ Fang dort an, wo du bist, und vertraue darauf, dass Gott dich in diesem Prozess führt.

E – Beispiel (Example):

Ein bekanntes Beispiel ist König David. Trotz seiner Fehler und Schwächen beschreibt ihn die Bibel als „einen Mann nach Gottes Herzen“ (1. Samuel 13,14). David zeigt, dass wahre Liebe zu Gott nicht Perfektionismus bedeutet, sondern eine Herzenshaltung, die immer wieder zurück zu Gott findet. Ein weniger bekanntes Beispiel ist Josua, der am Ende seines Lebens das Volk Israel auffordert: „Entscheidet euch heute, wem ihr dienen wollt!“ (Josua 24,15). Josua lebte eine Liebe zu Gott vor, die sich in seiner Treue und seiner Entschlossenheit zeigte – ein stilles, aber starkes Vorbild für uns.

Diese beiden Beispiele machen Mut: Liebe zu Gott ist nicht an perfekte Leistungen geknüpft, sondern an die Bereitschaft, sich ihm immer wieder zuzuwenden – Herz, Seele, Verstand, alles zusammen.

Persönliche Identifikation mit dem Text:

In diesem Schritt stelle ich mir sogenannte „W“ Fragen: „Was möchte der Text mir sagen?“ in der suche nach der Hauptbotschaft. Dann überlege ich, „Was sagt der Text nicht?“ um Missverständnisse zu vermeiden. Ich reflektiere, „Warum ist dieser Text für mich wichtig?“ um seine Relevanz für mein Leben zu erkennen. Anschließend frage ich mich, „Wie kann ich den Text in meinem Alltag umsetzen/anwenden?“ um praktische Anwendungsmöglichkeiten zu finden. Weiterhin denke ich darüber nach, „Wie wirkt sich der Text auf meinen Glauben aus?“ um zu sehen, wie er meinen Glauben stärkt oder herausfordert. Schließlich frage ich, „Welche Schlussfolgerungen kann ich für mich aus dem Gesagten ziehen?“ um konkrete Handlungen und Einstellungen abzuleiten.

Matthäus 22,37 ist wie ein sanfter Weckruf, der uns daran erinnert, worauf es im Leben wirklich ankommt. Es ist ein Vers, der uns einlädt, uns aus dem Chaos des Alltags zu lösen und unsere Aufmerksamkeit auf das Wesentliche zu richten: die Liebe. Aber nicht irgendeine Liebe – sondern eine, die unser ganzes Wesen durchdringt. Das klingt erstmal wunderschön, aber auch ein bisschen einschüchternd, oder? Vielleicht denkst du: „Wie soll das gehen? Ich bin ja oft nicht mal sicher, ob ich mich selbst richtig lieben kann.“

Genau da setzt der Text an. Er will uns nicht überfordern, sondern unser Herz auf das ausrichten, was wirklich Bedeutung hat. Er sagt nicht: „Liebe perfekt oder gar nicht.“ Er sagt: „Richte dich auf Gott aus, mit allem, was du bist.“ Das ist ein Prozess, keine Endstation. Und wenn ich darüber nachdenke, merke ich, wie oft ich mich von dieser Klarheit entferne. Mein Verstand ist voll von To-Do-Listen, mein Herz springt von einer Sorge zur nächsten, und meine Seele fühlt sich manchmal wie eine alte Batterie – halb leer, halb vergessen.

Der Text spricht davon, Gott mit Herz, Seele und Verstand zu lieben. Und wenn ich ehrlich bin, spiegelt das eine Sehnsucht wider, die ich tief in mir fühle. Ich will mein Leben mit Sinn und Tiefe füllen, will spüren, dass ich für etwas Größeres lebe als nur für den nächsten Erfolg, den nächsten Urlaub oder die nächste Highlight. Der Text fordert mich heraus, mein Herz zu prüfen: Wofür schlägt es wirklich? Für Dinge, die kommen und gehen, oder für etwas, das bleibt? Und das ist keine einfache Frage. Es braucht Mut, ehrlich zu sein, und vielleicht auch die Bereitschaft, alte Gewohnheiten loszulassen.

Was der Text nicht sagt, ist genauso wichtig. Er fordert keine Leistung. Er sagt nicht: „Du bist erst wertvoll, wenn du das perfekt hinkriegst.“ Das ist eine Botschaft der Freiheit. Es geht nicht darum, ein idealer Mensch zu werden, sondern darum, authentisch zu lieben – mit allen Ecken und Kanten, mit den guten und den schwierigen Tagen. Diese Freiheit ist befreiend und doch herausfordernd, weil sie mich einlädt, die Verantwortung für mein eigenes Leben zu übernehmen. Liebe ist nicht passiv. Sie ist eine Entscheidung, jeden Tag neu.

Warum ist das wichtig? Weil Liebe die Grundlage für alles andere ist. Wenn ich ehrlich schaue, wie ich meine Zeit, meine Gedanken und meine Energie investiere, wird schnell klar: Liebe ist oft nicht der Treiber. Es sind eher Ängste, Verpflichtungen oder die Sorge, irgendetwas zu verpassen. Der Text lädt mich ein, diese Muster zu durchbrechen und eine neue Perspektive einzunehmen. Liebe als Lebensstil, nicht als Gefühl — und das ist das was mich schließlich perfekt macht ; ).

Wie wirkt sich das auf meinen Glauben aus? Es erinnert mich daran, dass mein Glaube nicht in Theorien oder Regeln liegt, sondern in einer Beziehung. Gott fokussiert nicht meine Leistungen, er möchte mich – ganz, echt, ungeschminkt. Das ist eine unglaublich befreiende Wahrheit, die mich motiviert, mich nicht an den äußeren Maßstäben der Welt zu orientieren, sondern an dem, was wirklich zählt: eine Verbindung zu Gott und den Menschen um mich herum.

Im Alltag ist das die wahre Herausforderung. Es wäre gut, wenn ich mir bewusst Zeit nehme, meine Liebe zu Gott in kleinen Gesten auszudrücken. Das könnte heißen, den Tag mit einem ehrlichen Gebet zu beginnen, einen Moment der Stille zu suchen, um Gott zu begegnen, oder bewusst darauf zu achten, wie ich mit den Menschen umgehe. Liebe zu Gott zeigt sich oft in der Art, wie ich andere behandle – mit Würdigung, Geduld, Mitgefühl, Barmherzigkeit und Respekt.

Schlussendlich lerne ich aus diesem Text, dass wahre Liebe nicht nur eine Tugend ist, sondern eine Kraft, die alles zusammenhält. Sie gibt meinem Leben Richtung, Energie und Tiefe. Und auch wenn ich noch lange nicht am Ziel bin, macht es mir Mut zu wissen, dass jeder kleine Schritt zählt. Die Einladung steht – nicht als Druck, sondern als Chance, das Leben zu leben, für das ich geschaffen wurde: mit Herz, Seele und Verstand.


*Die SPACE-Analyse im Detail:

Sünde (Sin): In diesem Schritt überlegst du, ob der Bibeltext eine spezifische Sünde aufzeigt, vor der du dich hüten solltest. Es geht darum, persönliche Fehler oder falsche Verhaltensweisen zu erkennen, die der Text anspricht. Sprich, Sünde, wird hier als Verfehlung gegenüber den „Lebens fördernden Standards“ definiert.

Verheißung (Promise): Hier suchst du nach Verheißungen in dem Text. Das können Zusagen Gottes sein, die dir Mut, Hoffnung oder Trost geben. Diese Verheißungen sind Erinnerungen an Gottes Charakter und seine treue Fürsorge.

Aktion (Action): Dieser Teil betrachtet, welche Handlungen oder Verhaltensänderungen der Text vorschlägt. Es geht um konkrete Schritte, die du unternehmen kannst, um deinen Glauben in die Tat umzusetzen.

Appell (Command): Hier identifizierst du, ob es in dem Text ein direktes Gebot oder eine Aufforderung gibt, die Gott an seine Leser richtet. Dieser Schritt hilft dir, Gottes Willen für dein Leben besser zu verstehen.

Beispiel (Example): Schließlich suchst du nach Beispielen im Text, die du nachahmen (oder manchmal auch vermeiden) solltest. Das können Handlungen oder Charaktereigenschaften von Personen in der Bibel sein, die als Vorbild dienen.

Diese Methode hilft dabei, die Bibel nicht nur als historisches oder spirituelles Dokument zu lesen, sondern sie auch praktisch und persönlich anzuwenden. Sie dient dazu, das Wort Gottes lebendig und relevant im Alltag zu machen.