Einleitender Impuls:
In Maleachi 3:10 fordert Gott uns heraus, ihn auf die Probe zu stellen. Das klingt erst mal verrückt, oder? Normalerweise geht es ja darum, Gott nicht zu testen. Aber hier dreht Gott den Spieß um und sagt: „Teste mich! Bring mir deinen Zehnten, vertraue mir mit dem, was du hast, und sieh, wie ich die Fenster des Himmels öffne und Segen über dich ausgieße.“ Was für ein krasses Angebot! Es geht nicht nur ums Geben, sondern darum, Gott in deinem Alltag zu vertrauen und zu erleben, wie er für dich sorgt.
Aber Achtung – das ist kein magischer Deal, bei dem du etwas gibst und sofort alles im Überfluss zurückbekommst. Es geht um mehr. Es geht darum, dein Vertrauen auf Gott zu setzen und loszulassen, was dich davon abhält, wirklich auf ihn zu bauen. Du gibst nicht, um zu bekommen. Du gibst, weil du weißt, dass Gott der ist, der dich versorgt, und weil du seinen Segen – in welcher Form auch immer – empfangen möchtest.
Fragen zur Vertiefung oder für Gruppengespräche:
- Was hindert dich manchmal daran, Gott mit deinem Besitz oder deinen Fähigkeiten zu vertrauen?
- Hast du schon einmal erlebt, dass sich Großzügigkeit auf dein Leben positiv ausgewirkt hat? Wie?
- Wie könntest du praktisch den nächsten Schritt machen, um Gott in deinem Alltag mehr zu vertrauen?
Parallele Bibeltexte als Slogans:
Matthäus 6:33 — „Sucht zuerst Gottes Reich – alles andere wird euch gegeben“
Lukas 6:38 — „Gebt, und es wird euch gegeben“
2. Korinther 9:6 — „Wer sparsam sät, wird sparsam ernten; wer großzügig sät, wird großzügig ernten“
Sprüche 3:9-10 — „Ehre den Herrn mit deinem Besitz, und deine Scheunen werden überfließen“
Und !? Möchtest du dich noch weiter in dieses Thema vertiefen? Im Anschluss findest du die Schritte die ich für diesen Impuls gegangen bin. Die Informationen hole ich mir meistens aus BibleHub.com damit auch du es nachschlagen kannst.
Bevor wir uns mit diesem spannenden Text aus Maleachi 3:10 beschäftigen, lass uns gemeinsam einen Moment innehalten und mit einem Gebet starten.
Lieber himmlischer Vater, es ist so schön, dass wir heute wieder Zeit haben, um über Dein Wort nachzudenken. In Maleachi forderst Du uns auf, Dich auf die Probe zu stellen und Deine Treue zu erleben. Hilf uns, heute mit offenen Herzen und einem klaren Geist Deine Zusagen zu verstehen und darüber nachzudenken, wie wir Deinen Segen in unserem Leben empfangen können. Lass uns durch diese Betrachtung mutig werden, Dir zu vertrauen, und führe uns näher zu Dir.
In Jesu Namen beten wir,
Amen.
Jetzt lass uns eintauchen!
Der Text:
Maleachi 3:10 Hfa Ich, der Herr, der allmächtige Gott, fordere euch nun auf: Bringt den zehnten Teil eurer Erträge in vollem Umfang zu meinem Tempel, damit in den Vorratsräumen kein Mangel herrscht! Stellt mich doch auf die Probe und seht, ob ich meine Zusage halte! Denn ich verspreche euch, dass ich dann die Schleusen des Himmels wieder öffne und euch überreich mit meinem Segen beschenke.
Der Kontext:
In diesem Abschnitt geht es darum, die grundlegenden Fragen – das „Wer“, „Wo“, „Was“, „Wann“ und „Warum“ – zu klären. Das Ziel ist es, ein besseres Bild von der Welt und den Umständen zu zeichnen, in denen dieser Vers verfasst wurde. So bekommen wir ein tieferes Verständnis für die Botschaft, bevor wir uns den Details widmen.
Das Buch Maleachi ist das letzte Buch im Alten Testament, und es gehört zu den sogenannten „kleinen Propheten“, die zwar kürzer, aber nicht weniger wichtig sind. Es wurde in einer Zeit geschrieben, in der das Volk Israel gerade aus dem babylonischen Exil zurückgekehrt war. Der Tempel war wieder aufgebaut, und man könnte meinen, dass alles gut laufen sollte, oder? Aber das Gegenteil war der Fall: Die Menschen hatten zwar äußerlich ihren Alltag zurückgewonnen, aber innerlich hatten sie sich von Gott entfernt. Maleachi richtet sich an ein Volk, das in gewisser Weise gleichgültig gegenüber Gott geworden ist. Sie erfüllten zwar noch einige religiöse Pflichten, aber oft nur halbherzig und aus Gewohnheit, nicht aus echter Hingabe.
Die Menschen zweifelten an Gottes Treue, weil sie den erhofften Wohlstand und Segen nicht in dem Maße erlebten, wie sie es erwartet hatten. Das führte zu Frustration und Misstrauen gegenüber Gott. Gleichzeitig hatte das Volk aufgehört, Gott die Opfer zu bringen, die im Gesetz des Mose vorgeschrieben waren – darunter auch den „Zehnten“, den zehnten Teil ihrer Erträge. Der Zehnte war ursprünglich dazu gedacht, den Tempelbetrieb und die Priesterschaft zu unterstützen, damit der Gottesdienst und die Versorgung der Bedürftigen gesichert waren. Doch in Maleachis Zeit war das System zusammengebrochen, weil die Menschen diesen Zehnten nicht mehr brachten. Sie hielten zurück, aus Angst vor Mangel oder schlicht aus Gleichgültigkeit.
Hier kommt Maleachi ins Spiel: Er wird von Gott gesandt, um das Volk wieder wachzurütteln. Gott konfrontiert die Israeliten durch Maleachi und sagt ihnen: „Ihr betrügt mich, indem ihr mir den Zehnten vorenthaltet.“ Diese Aussage mag hart klingen, aber sie zeigt, dass es hier nicht nur um finanzielle Pflichten geht – es geht um das Herz der Menschen und ihr Vertrauen in Gottes Fürsorge. Denn wenn sie Gott nicht mehr den Zehnten bringen, dann zeigt das, dass sie ihm nicht zutrauen, für sie zu sorgen. Und genau deshalb fordert Gott sie in Maleachi 3:10 so direkt heraus: „Stellt mich doch auf die Probe!“ Das ist eine einzigartige Aussage in der Bibel, denn Gott fordert normalerweise nicht dazu auf, ihn zu testen – aber hier tut er es, um das Vertrauen des Volkes wiederherzustellen.
Der religiöse Kontext ist also der, dass das Volk in einer Art spirituellen Krise steckt. Sie sind zurück aus dem Exil, sie haben den Tempel wieder aufgebaut, aber ihre Herzen sind weit weg von Gott. Sie leben zwar noch nach den äußeren Regeln, aber der innere Glaube und das Vertrauen fehlen. Gott ruft sie durch Maleachi auf, das Vertrauen in seine Versorgung wiederzufinden, indem sie das tun, wozu sie ursprünglich aufgefordert wurden: den Zehnten zu geben und damit zu zeigen, dass sie auf Gott vertrauen, anstatt aus Angst oder Misstrauen zurückzuhalten.
Dieser Aufruf ist deshalb so wichtig, weil er uns auch heute etwas sagt: Es geht um mehr als nur materielle Opfer – es geht um unser Herz und unser Vertrauen in Gottes Treue. Die Herausforderung, Gott „auf die Probe zu stellen“, zeigt, dass Gott bereit ist, seinen Segen zu offenbaren, wenn wir ihm mit Vertrauen und Hingabe begegnen.
Die Schlüsselwörter:
Maleachi 3:10 Ursprünglicher Text (Hebräisch – Masoretischer Text)
הָבִיאוּ אֶת־כָּל־הַמַּעֲשֵׂר אֶל־בֵּית הָאוֹצָר וִיהִי טֶרֶף בְּבֵיתִי וּבְחָנוּנִי נָא בָּזֹאת אָמַר יְהוָה צְבָאוֹת אִם־לֹא אֶפְתַּח לָכֶם אֵת אֲרֻבּוֹת הַשָּׁמַיִם וַהֲרִיקֹתִי לָכֶם בְּרָכָה עַד־בְּלִי־דָי׃
Übersetzung von Maleachi 3:10 aus dem hebräischen Masoretischen Text:
„Bringt den ganzen Zehnten in das Vorratshaus, damit Nahrung in meinem Haus ist, und prüft mich damit, spricht der HERR der Heerscharen, ob ich euch nicht die Fenster des Himmels öffnen und Segen ausschütten werde bis zum Überfluss.“
Semantisch-pragmatische Kommentierung der Schlüsselwörter
- הָבִיאוּ אֶת־כָּל־הַמַּעֲשֵׂר (havī’u et-kol ha-ma‘aser) „Bringt den ganzen Zehnten“: Das Wort מַעֲשֵׂר (ma‘aser) bedeutet „Zehntel“ und bezieht sich auf die Abgabe des zehnten Teils der Ernte oder des Einkommens an den Tempel. Diese Abgabe war eine biblische Praxis, die das Vertrauen in Gottes Versorgung symbolisierte. Es geht hier um den vollen Zehnten, nicht um einen teilweisen oder halbherzigen Beitrag.
- אֶל־בֵּית הָאוֹצָר (el-beit ha-otsar) „in das Vorratshaus“: בֵּית הָאוֹצָר (beit ha-otsar) bezieht sich auf das Vorratshaus im Tempel, wo die Gaben aufbewahrt wurden. Diese Vorräte dienten zur Versorgung der Priester und Leviten sowie der Armen und Bedürftigen.
- וּבְחָנוּנִי נָא בָּזֹאת (u-vachanu-ni na ba-zot) „prüft mich damit“: בְּחָנוּנִי (vachanu-ni) bedeutet „prüft mich“ oder „testet mich“. Diese Aufforderung, Gott auf die Probe zu stellen, ist einzigartig in der Bibel, da an anderer Stelle davor gewarnt wird, Gott zu versuchen (z.B. 5. Mose 6:16). Doch hier fordert Gott das Volk auf, seine Treue und Großzügigkeit durch den Zehnten zu erproben.
- אֶפְתַּח לָכֶם אֵת אֲרֻבּוֹת הַשָּׁמַיִם (eftach lachem et-arubot ha-shamayim) „die Fenster des Himmels öffnen“: אֲרֻבּוֹת הַשָּׁמַיִם (arubot ha-shamayim) bedeutet wörtlich „Fenster des Himmels“. Diese bildliche Sprache wird verwendet, um zu zeigen, dass Gott Segen und Überfluss von oben herabschüttet – ein Symbol für unendlichen Segen und göttliche Versorgung.
- וַהֲרִיקֹתִי לָכֶם בְּרָכָה (vaharikoti lachem berakhah) „Segen ausschütten“: בְּרָכָה (berakhah) steht für „Segen“ und bezeichnet hier nicht nur materiellen Überfluss, sondern auch geistlichen und physischen Wohlstand. Das Bild des „Ausschüttens“ vermittelt die Vorstellung von Überfluss und Fülle.
- עַד־בְּלִי־דָי (ad beli dai) „bis zum Überfluss“: Diese Phrase עַד־בְּלִי־דָי (ad beli dai) bedeutet wörtlich „bis es kein Ende gibt“. Es beschreibt den unermesslichen Segen, der so reichlich sein wird, dass er über alle Erwartungen hinausgeht.
Ein Kommentar zum Text:
Maleachi 3:10 ist einer der faszinierendsten Texte im Alten Testament, weil er etwas Ungewöhnliches tut: Gott selbst fordert das Volk auf, ihn „auf die Probe zu stellen“. Das ist bemerkenswert, weil in der Bibel sonst eher davor gewarnt wird, Gott zu testen (z.B. in 5. Mose 6:16). Doch hier ermutigt Gott die Menschen aktiv, ihren Glauben zu prüfen, indem sie den Zehnten Teil ihrer Erträge – ma‘aser – in den Tempel bringen. Gott verspricht, wenn sie das tun, dann wird er „die Fenster des Himmels öffnen“ und einen überfließenden Segen ausschütten.
Die Vorstellung des „Zehnten“ hat ihre Wurzeln in den alttestamentlichen Gesetzen. Bereits in 3. Mose 27:30-32 wird der Zehnte als Abgabe von allen landwirtschaftlichen Erträgen beschrieben, die dem Herrn gehören. Dieser Zehnte diente nicht nur der Versorgung des Tempels und der Priesterschaft, sondern war auch eine soziale Absicherung für die Armen und Benachteiligten (siehe 5. Mose 14:28-29). Im Grunde war es also eine Art göttliche „Steuer“, die sicherstellen sollte, dass alle versorgt werden – sowohl die Diener des Tempels als auch die Schwachen der Gesellschaft.
Der Akt des Gebens des Zehnten hat jedoch eine tiefere, theologische Dimension. Es geht nicht nur darum, eine bestimmte Menge an Besitz zu spenden, sondern darum, einen Vertrauensakt zu vollziehen. Indem die Menschen den Zehnten geben, zeigen sie, dass sie darauf vertrauen, dass Gott für sie sorgt, auch wenn sie einen Teil ihres Besitzes abgeben. In einer Kultur, die auf landwirtschaftlichen Erträgen beruhte, bedeutete das Abgeben von 10 % des Ertrages, sich in einem sehr realen Sinne abhängig von Gott zu machen. Und genau hier liegt eine der spannenden Spannungen des Textes: Auf der einen Seite wird das Volk aufgefordert, ihren Zehnten zu bringen, um Gottes Segen zu empfangen, aber auf der anderen Seite geht es weniger um das rein Materielle und mehr um das Vertrauen, das mit diesem Akt verbunden ist.
Eine interessante Parallele findet sich im Neuen Testament, wenn Jesus in Matthäus 6:33 sagt: „Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch alles andere hinzugefügt.“ Hier geht es ebenfalls um das Vertrauen darauf, dass Gott unsere materiellen Bedürfnisse kennt und versorgt, wenn wir unsere Prioritäten richtig setzen. In gewisser Weise baut Maleachi 3:10 auf derselben Grundlage auf: Zuerst kommt das Vertrauen in Gottes Versorgung, dann folgt der Segen.
Aber der Text wirft auch Fragen auf: Wenn Gott uns dazu auffordert, den Zehnten zu geben, damit „Segen ausgeschüttet wird“, besteht dann die Gefahr, dass dies wie eine Art „Handel“ verstanden werden könnte – als ob wir durch unser Geben Gottes Segen „erkaufen“ könnten? Das ist eine der möglichen Spannungen, die dieser Text hervorruft. Es wäre zu einfach, diesen Vers als eine Art göttliche „Renditegarantie“ zu interpretieren, nach dem Motto: „Wenn ich gebe, bekomme ich automatisch mehr zurück.“ Doch das würde der Tiefe des Textes nicht gerecht werden.
Was Gott hier anspricht, ist eine Herzenseinstellung, die weit über eine rein wirtschaftliche Betrachtung hinausgeht. Der Zehnte ist kein göttliches Investmentprogramm, sondern ein Test des Vertrauens. Es geht um die Frage, ob wir bereit sind, das, was wir haben, in Gottes Hände zu legen, im Vertrauen darauf, dass er uns versorgt. In Lukas 6:38 sagt Jesus: „Gebt, so wird euch gegeben werden; ein volles, gedrücktes, gerütteltes und überfließendes Maß wird man euch in den Schoß legen.“ Auch hier finden wir die Idee, dass das Geben nicht nur materiell, sondern auch geistlich einen überfließenden Segen bringt. Doch dieser Segen muss nicht immer materieller Natur sein; er kann sich auch in Form von innerem Frieden, Freude und geistlichem Wachstum manifestieren.
Ein weiterer Aspekt, den wir in Maleachi 3:10 nicht übersehen sollten, ist die Betonung auf Gemeinschaft. Der Zehnte wird nicht einfach irgendwohin gegeben, sondern ins „Vorratshaus“, das den Tempel meint. Der Tempel war das Zentrum des geistlichen und sozialen Lebens Israels. Die Versorgung des Tempels war nicht nur ein persönlicher Akt der Hingabe, sondern ein Beitrag zur Gemeinschaft. Indem die Menschen den Zehnten gaben, stellten sie sicher, dass der Tempeldienst weitergeführt werden konnte und dass die Priester und die Armen versorgt waren. Dieser gemeinschaftliche Aspekt des Gebens zeigt uns, dass unser Vertrauen auf Gott auch immer einen sozialen Aspekt hat: Wir geben nicht nur für uns, sondern für das Wohl der Gemeinschaft. Ein Gedanke, der sich auch im Neuen Testament in der Praxis der frühen Gemeinde in Apostelgeschichte 2:44-45 widerspiegelt, wo alle Güter gemeinsam genutzt wurden, damit niemand Mangel leidet.
Es wäre gut, wenn wir diese Prinzipien in unseren Alltag integrieren und darüber nachdenken, wie wir heute auf ähnliche Weise Gott unser Vertrauen zeigen können. Auch wenn wir vielleicht nicht mehr buchstäblich den Zehnten Teil von all unseren Erträgen in das Vorratshaus des Tempels bringen, bleibt der Kern des Textes aktuell: Es geht um eine Herzenshaltung des Vertrauens und der Großzügigkeit. Heute kann das auch bedeuten, den Zehnten in die lokale Gemeinde zu geben und dadurch die Arbeit vor Ort zu unterstützen – sei es die Verkündigung, die Gemeinschaft oder Projekte, die der Stadt und den Menschen dienen. Und ja, es geht auch um die Bereitschaft, Gott „auf die Probe zu stellen“ – nicht in einem fordernden Sinne, sondern in einem vertrauensvollen: „Gott, ich vertraue dir mit dem, was ich habe, weil ich glaube, dass du für mich sorgst.“
Schlussendlich fordert uns Maleachi 3:10 heraus, die Beziehung zwischen unserem materiellen Besitz und unserem Vertrauen zu Gott zu hinterfragen. Es wäre gut, wenn wir uns fragen: Wo halte ich vielleicht zurück, weil ich Angst habe, zu kurz zu kommen? Und wie kann ich lernen, Gott mehr zu vertrauen, indem ich großzügiger werde? Wenn wir bereit sind, uns dieser Spannung zu stellen, erleben wir vielleicht genau das, was Gott hier verspricht: Dass er die Fenster des Himmels öffnet und uns in einer Weise segnet, die wir uns nicht einmal vorstellen können – materiell, geistlich oder auf eine Weise, die genau das in unser Leben bringt, was wir am meisten brauchen.
Die SPACE-Anwendung*
Die SPACE-Anwendung ist eine Methode, um biblische Texte praktisch auf das tägliche Leben anzuwenden. Sie besteht aus fünf Schritten, die jeweils durch die Anfangsbuchstaben von „SPACE“ repräsentiert werden:
S – Sünde
Maleachi 3:10 spricht indirekt von der Sünde des Misstrauens und der Zurückhaltung gegenüber Gott. Die Menschen hielten ihren Zehnten zurück, weil sie Angst hatten, nicht genug für sich selbst zu haben. Hier zeigt sich ein Verhalten, das wir gut kennen: Wenn wir Gott nicht voll vertrauen und meinen, wir müssten alles selbst kontrollieren, dann schleicht sich eine gewisse Art von Selbstschutz ein, die uns aber am Ende im Weg steht. Es wäre gut, wenn wir diese Haltung hinterfragen und uns fragen: „Wo in meinem Leben halte ich zurück, weil ich Angst habe, nicht genug zu haben?“
P – Verheißung
Die Verheißung in diesem Text ist kraftvoll: Gott verspricht, „die Fenster des Himmels zu öffnen“ und uns mit Segen zu überschütten, wenn wir ihm vertrauen und unseren Zehnten geben. Diese Verheißung ist kein leeres Versprechen, sondern zeigt Gottes treuen Charakter. Er fordert uns heraus, ihm zu vertrauen und ihm den Raum zu geben, in unserem Leben zu wirken. Es wäre gut, daran zu denken, dass Gott uns nicht nur materiellen Segen verspricht, sondern uns in vielerlei Hinsicht beschenken will – sei es durch inneren Frieden, Freude oder die Erfahrung seiner Nähe. Diese Verheißung gibt Mut und Hoffnung.
A – Aktion
Was sollen wir also tun? Maleachi 3:10 fordert uns auf, Gott unser Vertrauen konkret zu zeigen – nicht nur in Worten oder Gebeten, sondern durch eine praktische Handlung. In der Adventgemeinde von der ich Teil bin, leben wir das durch das Zehntensystem, indem wir den 10. Teil unserer Erträge abgeben, um die Arbeit der Kirche und der Gemeinschaft zu unterstützen. Es ist ein Ausdruck unseres Vertrauens darauf, dass Gott uns versorgt, und gleichzeitig eine Unterstützung für die Gemeinde, damit sie ihre missionarische Arbeit fortsetzen kann. Zudem wäre es gut, wenn wir auch checken, wie wir nicht nur materiell, sondern auch durch Zeit und Talente unsere Gemeinschaft fördern können. Vielleicht fragst du dich: „Wie kann ich durch meinen Zehnten und mein Engagement Gottes Werk unterstützen und gleichzeitig mein Vertrauen in seine Versorgung zeigen?“ Das Zehntensystem ist keine finanzielle Verpflichtung mehr — Jesus hat diesen Teil für uns erfüllt, dennoch ist dieses System eine Möglichkeit, Gottes Wirken durch uns zu ermöglichen und seinen Segen weiter zu geben.
C – Appell
Der Appell dieses Textes ist deutlich: „Bringt den ganzen Zehnten!“ Das bedeutet, Gott nicht nur mit einem Teil, sondern mit allem zu vertrauen. Der Zehnte steht symbolisch für die Hingabe an Gott. Der Text lädt uns ein, in allen Bereichen unseres Lebens – materiell und geistlich – großherzig zu sein und Gott in vollem Vertrauen entgegenzutreten. Es wäre gut, wenn wir uns fragen: „Wo kann ich Gott in meinem Leben mehr Raum geben? Wo könnte ich großzügiger sein, weil ich weiß, dass Gott mich versorgt?“
E – Beispiel
Das Volk Israel dient hier als ein Beispiel, das wir vielleicht sogar nachahmen sollten. Es ist leicht, uns in ihrer Lage wiederzufinden – mit der Frage, ob wir genug haben und ob wir Gott wirklich vertrauen können. Aber das Beispiel aus Maleachi zeigt uns, dass Vertrauen zu Gott führt, während Zurückhaltung uns nur von ihm entfernt. Das Volk wird herausgefordert, Gott zu testen und zu sehen, wie treu er ist. Es wäre gut, wenn wir diese Herausforderung annehmen und Gott mit vollem Herzen vertrauen, so wie es Israel in Maleachis Tagen tun sollte.
Persönliche Identifikation mit dem Text:
In diesem Schritt stelle ich mir sogenannte „W“ Fragen: „Was möchte der Text mir sagen?“ in der suche nach der Hauptbotschaft. Dann überlege ich, „Was sagt der Text nicht?“ um Missverständnisse zu vermeiden. Ich reflektiere, „Warum ist dieser Text für mich wichtig?“ um seine Relevanz für mein Leben zu erkennen. Anschließend frage ich mich, „Wie kann ich den Text in meinem Alltag umsetzen/anwenden?“ um praktische Anwendungsmöglichkeiten zu finden. Weiterhin denke ich darüber nach, „Wie wirkt sich der Text auf meinen Glauben aus?“ um zu sehen, wie er meinen Glauben stärkt oder herausfordert. Schließlich frage ich, „Welche Schlussfolgerungen kann ich für mich aus dem Gesagten ziehen?“ um konkrete Handlungen und Einstellungen abzuleiten.
Ich finde es immer wieder spannend, wie lebendig so ein Text aus dem Alten Testament für uns heute werden kann. Maleachi 3:10 fordert uns heraus, und gleichzeitig ermutigt er uns auch, Gott in einer tiefen und vertrauensvollen Weise zu begegnen.
Was mir der Text sagt, ist klar: Es geht um Vertrauen. Gott fordert mich auf, ihn beim Wort zu nehmen und ihn in gewisser Weise „auszuprobieren“. Das ist für mich herausfordernd, weil es bedeutet, dass ich Gott mit dem, was ich habe, wirklich vertrauen soll – nicht nur in guten Zeiten, sondern auch dann, wenn es sich nicht so leicht anfühlt. Der Zehnte, den ich geben, ist mehr als eine finanzielle Angelegenheit. Es ist eine Glaubenshandlung, ein Ausdruck meiner Bereitschaft, Gott alles hinzulegen und darauf zu vertrauen, dass er mich versorgt. Für mich bedeutet das, in meinem Alltag darauf zu achten, ob ich dieses Vertrauen lebe oder ob ich eher an meinen Ressourcen und meiner eigenen Sicherheit festhalte.
Was der Text nicht sagt, ist ebenso wichtig. Er verspricht keinen automatischen Wohlstand. Gott sagt hier nicht: „Wenn du gibst, wirst du sofort Reichtum erlangen.“ Es geht nicht darum, dass ich durch das Geben eine Art „göttlichen Lottogewinn“ erwarte. Das ist für mich ein wichtiger Punkt, denn ich merke, dass ich manchmal unbewusst hoffe, dass Gott meine Großzügigkeit direkt belohnt – vielleicht nicht in Geld, aber in anderen Formen des Erfolgs. Doch dieser Text fordert mich heraus, meine Erwartungen zu überprüfen. Er zeigt mir, dass es hier um einen viel tieferen Segen geht: den Segen, auf Gott zu vertrauen und zu erleben, wie er mir durch dieses Vertrauen inneren Frieden und Sicherheit gibt. Das ist keine einfache Rechnung, sondern eher eine Reise des Glaubens.
Warum ist das für mich so wichtig? Ich glaube, weil wir in einer Gesellschaft leben, die oft von Kontrolle und Sicherheit geprägt ist. Wir haben Versicherungen für alles, Notgroschen und Reserven – all das ist auch wichtig. Aber manchmal ertappe ich mich dabei, wie ich mein Vertrauen eher in meine eigenen Sicherheiten setze, als darauf zu vertrauen, dass Gott wirklich für mich sorgt. Dieser Text erinnert mich daran, dass es nicht darum geht, was ich auf meinem Konto habe, sondern was ich im Herzen trage: Vertrauen in Gottes Fürsorge.
Für meinen Glauben bedeutet das, dass ich aktiver auf die Zusage Gottes bauen sollte. Es wäre gut, wenn ich im Alltag nicht nur dann auf Gott vertraue, wenn es leicht fällt, sondern auch in Momenten, wo ich vielleicht Angst habe, zu kurz zu kommen. Wenn ich also den Zehnten gebe, sollte ich das nicht aus Pflichtgefühl tun, sondern als eine ganz bewusste Entscheidung, dass ich Gott mein Vertrauen ausspreche. Und das ist für mich eine praktische Möglichkeit, diesen Text in meinem Alltag zu leben.
Welche Schlussfolgerung ziehe ich daraus? Ganz klar: Vertrauen wächst, wenn man es übt. Dieser Text lädt mich ein, Vertrauen nicht nur als Konzept zu sehen, sondern als etwas, das ich konkret in die Tat umsetzen kann. Es wäre gut, wenn ich diesen Text als Anstoß nehme, meine Einstellung zum Geben und Teilen regelmäßig zu reflektieren – nicht nur in finanzieller Hinsicht, sondern auch in Bezug auf meine Zeit, meine Talente und meine Hingabe. Gott „auf die Probe zu stellen“ heißt für mich, ihn mit dem Besten zu ehren, das ich habe, und gespannt darauf zu warten, wie er dieses Vertrauen auf seine Weise belohnt – nicht unbedingt in dem, was ich materiell bekomme, sondern in dem, wie ich geistlich wachse und inneren Frieden finde.
Es bleibt also spannend: Wo und wie kann ich im Alltag mutig diesen Schritt des Vertrauens gehen? Wie kann ich großzügig sein, ohne Angst zu haben, selbst zu kurz zu kommen? Das sind Fragen, die mich begleiten, und Maleachi 3:10 erinnert mich daran, dass Gottes Versprechen nicht leer ist.
*Die SPACE-Analyse im Detail:
Sünde (Sin): In diesem Schritt überlegst du, ob der Bibeltext eine spezifische Sünde aufzeigt, vor der du dich hüten solltest. Es geht darum, persönliche Fehler oder falsche Verhaltensweisen zu erkennen, die der Text anspricht. Sprich, Sünde, wird hier als Verfehlung gegenüber den „Lebens fördernden Standards“ definiert.
Verheißung (Promise): Hier suchst du nach Verheißungen in dem Text. Das können Zusagen Gottes sein, die dir Mut, Hoffnung oder Trost geben. Diese Verheißungen sind Erinnerungen an Gottes Charakter und seine treue Fürsorge.
Aktion (Action): Dieser Teil betrachtet, welche Handlungen oder Verhaltensänderungen der Text vorschlägt. Es geht um konkrete Schritte, die du unternehmen kannst, um deinen Glauben in die Tat umzusetzen.
Appell (Command): Hier identifizierst du, ob es in dem Text ein direktes Gebot oder eine Aufforderung gibt, die Gott an seine Leser richtet. Dieser Schritt hilft dir, Gottes Willen für dein Leben besser zu verstehen.
Beispiel (Example): Schließlich suchst du nach Beispielen im Text, die du nachahmen (oder manchmal auch vermeiden) solltest. Das können Handlungen oder Charaktereigenschaften von Personen in der Bibel sein, die als Vorbild dienen.
Diese Methode hilft dabei, die Bibel nicht nur als historisches oder spirituelles Dokument zu lesen, sondern sie auch praktisch und persönlich anzuwenden. Sie dient dazu, das Wort Gottes lebendig und relevant im Alltag zu machen.
