Kolosser 3,1 Such das, was wirklich zählt: Eine Einladung zum Perspektivwechsel → „Wenn ihr nun mit Christus zu einem neuen Leben auferweckt worden seid, dann richtet euch ganz auf Gottes himmlische Welt aus. Seht dahin, wo Christus ist, auf dem Ehrenplatz an Gottes rechter Seite.“

Einleitender Impuls:

Mal ehrlich, wann hast Du das letzte Mal „nach oben geschaut“? Und nein, ich rede nicht von einem genervten Blick in den Himmel, wenn der Stau nicht vorwärtsgeht, oder von einem schnellen Seufzer „ach Gott…“. Paulus kommt hier mit einer steilen These um die Ecke: Wenn Dein Leben wirklich mit Christus verbunden ist, warum klammerst Du Dich dann noch an all das Zeug, das Dich runterzieht? Es geht nicht darum, das Leben hier unten zu ignorieren, sondern darum, es aus einer besseren Perspektive zu sehen. Dein Herz, Deine Gedanken – die dürfen raus aus der Endlosschleife von Sorgen und Ablenkungen und inspiriert werden von dem, was wirklich zählt. Paulus sagt quasi: „Hey, Du bist gemacht, um zu fliegen – warum also auf dem Boden kriechen?“

Er sagt nicht: „Tu mehr, streng Dich an!“ Er sagt: „Schau nach oben!“ Dort, wo Christus ist. Aber, Hand aufs Herz: Das ist ein harter Cut. Wir sind Weltmenschen, fühlen, riechen, sehen, und all das „erdet“ uns ironischerweise… Sorgen, Stress, Erfolg, Versagen – das ist der Boden, auf dem wir oft festkleben. Und dann kommt dieser Vers und fordert: „Such das, was droben ist.“ Aber Moment mal, das ist keine Einladung zur Weltflucht, sondern ein radikaler Perspektivwechsel. Es heißt: Sieh über das Chaos hinaus. Entdecke die Hoffnung mitten im Durcheinander. Das ist keine Ausrede, das Leben hier unten zu ignorieren, sondern eine Ermutigung, es aus Gottes Blickwinkel zu sehen – leichter, klarer, freier.

Also, hier die Herausforderung für Dich: Was wäre, wenn Du Deinen Tag heute durch diese himmlische Linse siehst? Nicht alles als Problem, sondern als Gelegenheit. Nicht alles als Kampf, sondern als Chance, Gottes Wirken zu entdecken. Fang klein an und erhebe dein Blick in den Himmel – vielleicht mit einem kurzen durchatmen und Gebet, wenn die nächste Sorge Dich überrollt, oder mit einem Moment der Dankbarkeit, bevor Du loslegst. Denn wenn Christus zur Rechten Gottes sitzt, bedeutet das eins: Es gibt jemanden, der den Überblick hat, auch wenn Du ihn verlierst. Es geht um Verbundenheit und nicht um Perfektionismus.

Fragen zur Vertiefung oder für Gruppengespräche:

  1. Welche Dinge ziehen Deinen Blick immer wieder nach unten und hindern Dich, das Große zu sehen?
  2. Wie würde Dein Leben aussehen, wenn Du Deinen Alltag aus einer himmlischen Perspektive betrachtest?
  3. Was könntest Du konkret tun, um Gottes Blickwinkel in schwierigen Situationen zu suchen?

Parallele Bibeltexte als Slogans:

Römer 8:34 — „Christus tritt für uns ein – an der Rechten Gottes“

Matthäus 6:21 — „Wo Dein Schatz ist, da wird auch Dein Herz sein“

Epheser 2:6 — „Mit Christus auferweckt und in himmlischen Regionen gesetzt“

Hebräer 12:2 — „Blickt auf Jesus, den Anfänger und Vollender des Glaubens“

Wenn Du wissen willst, wie ein himmlischer Fokus Deine Sorgen kleiner und Deine Hoffnung größer macht, dann lies weiter und lass uns den Blick gemeinsam heben.

Die Informationen für den Impuls hole ich mir meistens aus BibleHub.com damit auch du es nachschlagen kannst.


Bevor wir Kolosser 3,1 betrachten, lass uns die Reise mit einem Gebet beginnen und unsere Herzen auf das ausrichten, was wirklich zählt.

Lieber Vater,

es ist schön, dass wir heute über diesen besonderen Vers nachdenken dürfen, der uns an die Dinge erinnert, die wirklich wichtig sind – die himmlischen Dinge. Hilf uns, unser Herz und unseren Verstand auf das auszurichten, was bei Dir ist, und nicht auf das, was uns hier unten gefangen nimmt. Öffne unsere Augen, damit wir erkennen, was es bedeutet, mit Christus auferweckt zu sein und ein Leben zu führen, das sich nach Deinem Willen ausstreckt.

In Jesu Namen beten wir,

Amen.

Der Text:

Zunächst werfen wir einen Blick auf den Text in verschiedenen Bibelübersetzungen. Dadurch gewinnen wir ein tieferes Verständnis und können die unterschiedlichen Nuancen des Textes in den jeweiligen Übersetzungen oder Übertragungen besser erfassen. Dazu vergleichen wir die Elberfelder 2006 (ELB 2006), Schlachter 2000 (SLT), Luther 2017 (LU17), Basis Bibel (BB) und die Hoffnung für alle 2015 (Hfa).

Kolosser 3,1

ELB 2006 Wenn ihr nun mit dem Christus auferweckt worden seid, so sucht, was droben ist, wo der Christus ist, sitzend zur Rechten Gottes!

SLT Wenn ihr nun mit Christus auferweckt worden seid, so sucht das, was droben ist, wo der Christus ist, sitzend zur Rechten Gottes.

LU17 Seid ihr nun mit Christus auferweckt, so sucht, was droben ist, wo Christus ist, sitzend zur Rechten Gottes.

BB Wenn ihr also zusammen mit Christus auferweckt worden seid, dann richtet euch nach oben hin aus. Dort sitzt Christus an der rechten Seite Gottes.

HfA Wenn ihr nun mit Christus zu einem neuen Leben auferweckt worden seid, dann richtet euch ganz auf Gottes himmlische Welt aus. Seht dahin, wo Christus ist, auf dem Ehrenplatz an Gottes rechter Seite.

Der Kontext:

In diesem Abschnitt geht es darum, die grundlegenden Fragen – das „Wer“, „Wo“, „Was“, „Wann“ und „Warum“ – zu klären. Das Ziel ist es, ein besseres Bild von der Welt und den Umständen zu zeichnen, in denen dieser Vers verfasst wurde. So bekommen wir ein tieferes Verständnis für die Botschaft, bevor wir uns den Details widmen.

Kurzgesagt… Kolosser 3,1 ist wie ein Wendepunkt in einem Brief voller Tiefe, in dem Paulus die Gemeinde in Kolossä aufruft, ihre Perspektive zu ändern – weg von den alltäglichen Dingen, hin zu den himmlischen Realitäten. Es ist, als ob er sie daran erinnert: „Hey, denkt dran, wer ihr wirklich seid und wo ihr hingehört!“

Um das zu verstehen, springen wir kurz zurück. „Previously in Kolossä“: Paulus schreibt diesen Brief an eine kleine Gemeinde, die er selbst nie besucht hat, aber die ihm dennoch am Herzen liegt. Die Kolosser kämpfen mit einer gefährlichen Mischung aus religiösem Druck und philosophischen Ideen, die alles durcheinanderbringen. Eine Gruppe von Leuten will ihnen weismachen, dass Jesus zwar wichtig ist, aber nicht ausreicht. Sie propagieren eine Mischung aus strenger Gesetzlichkeit, mystischen Ritualen und philosophischen Gedankengebäuden – so eine Art „spiritueller Perfektionismus“. Kurz gesagt, sie sollen sich abstrampeln, um wirklich geistlich zu sein. Klingt anstrengend, oder?

Paulus greift das mit einer klaren Botschaft an: „Leute, Jesus ist nicht nur ein Teil des Ganzen – Er ist das Ganze. Er ist der Mittelpunkt, der Anfang, das Ende und alles dazwischen.“ Der Brief beginnt mit einer starken Betonung auf Christus – wie ein Trailer, der zeigt, dass Jesus in jeder Szene die Hauptrolle spielt. Paulus beschreibt, wie Jesus alles erschaffen hat, alles zusammenhält und uns durch seinen Tod mit Gott versöhnt hat. Es ist ein epischer Auftakt.

Dann kommt der eigentliche Anlass: Die Kolosser sollen sich von diesen fremden Lehren nicht beeindrucken lassen. Sie brauchen keine zusätzlichen Regeln, keine mystischen Visionen, keinen „Geheimweg“ zu Gott. Alles, was sie brauchen, haben sie schon – in Christus. Kapitel 2 ist dabei der emotionale Höhepunkt, in dem Paulus quasi schreit: „Ihr seid frei! Ihr seid mit Christus gestorben und auferweckt worden – wieso lasst ihr euch wieder in Ketten legen?“

Und hier setzt Kapitel 3 an, wie ein neuer Akt in der Geschichte. Nach all dem, was Christus für sie getan hat, kommt jetzt die Frage: Wie sieht das neue Leben aus? Kolosser 3,1 ist die erste Szene in diesem nächsten Kapitel, in dem Paulus die Kolosser auffordert, ihr Denken und ihren Fokus zu verändern. „Suche, was oben ist“, schreibt er, und es ist wie ein Aufruf, die Kamera neu zu justieren – weg von den verwirrenden Dingen dieser Welt, hin zu einer Perspektive, die vom Himmel geprägt ist.

Der geistige und religiöse Kontext ist also klar: Die Kolosser stehen in einer Welt voller Konkurrenzreligionen, philosophischer Strömungen und spiritueller Irrwege. Paulus will sie ermutigen, fest bei Christus zu bleiben und sich nicht von falschen Versprechungen ablenken zu lassen. Kolosser 3,1 ist der Startschuss für eine neue Denkweise, eine, die das Leben verändert – nicht durch Regeln, sondern durch den Blick auf das, was wirklich zählt.

Die Schlüsselwörter:

In diesem Abschnitt wollen wir uns genauer mit den Schlüsselwörtern aus dem Text befassen. Diese Worte tragen tiefere Bedeutungen, die oft in der Übersetzung verloren gehen oder nicht auf den ersten Blick ersichtlich sind. Wir werden die wichtigsten Begriffe aus dem ursprünglichen Text herausnehmen und ihre Bedeutung näher betrachten. Dabei schauen wir nicht nur auf die wörtliche Übersetzung, sondern auch darauf, was sie für das Leben und den Glauben bedeuten. Das hilft uns, die Tiefe und Kraft dieses Verses besser zu verstehen und ihn auf eine neue Weise zu erleben.

Ursprünglicher Text (Nestle-Aland 28: Novum Testamentum Graece)

Εἰ οὖν συνηγέρθητε τῷ Χριστῷ, τὰ ἄνω ζητεῖτε, οὗ ὁ Χριστός ἐστιν ἐν δεξιᾷ τοῦ θεοῦ καθήμενος·

Übersetzung von Kolosser 3,1 Elberfelder 2006:

„Wenn ihr nun mit dem Christus auferweckt worden seid, so sucht, was droben ist, wo der Christus ist, sitzend zur Rechten Gottes!“

Semantisch-pragmatische Kommentierung der Schlüsselwörter:

  • συνηγέρθητε (synēgerthēte) – „mit auferweckt worden“ Dieses Wort ist wie der Auftakt einer dramatischen Wende: Es beschreibt, dass man nicht nur symbolisch, sondern tatsächlich gemeinsam mit Christus auferstanden ist. Im Griechischen handelt es sich um ein Verb im Aorist Passiv – also etwas, das schon geschehen ist, ohne eigenes Zutun. Es betont den radikalen Perspektivwechsel, den der Glaube an Christus bringt: von Tod zu Leben, von Verzweiflung zu Hoffnung. Hier schwingt die Botschaft mit: „Du bist nicht mehr, wer du warst – du gehörst zu etwas Größerem.“
  • Χριστῷ (Christō) – „Christus“: Der Dativ zeigt hier die persönliche Verbindung. Es geht nicht um irgendeine Auferweckung, sondern um die Teilhabe am Werk des „Gesalbten“, des Messias, der Gottes rettenden Plan verkörpert. Christus ist nicht nur ein Name, sondern ein Titel, der seine Rolle als Erlöser und König verdeutlicht.
  • ἄνω (anō) – „oben“: Hier kommt Bewegung ins Spiel – der Blick soll nach oben gerichtet sein. Das Adverb gibt die Richtung vor und hebt die Differenz zwischen dem irdischen und dem himmlischen Bereich hervor. Es ist kein beiläufiger Hinweis, sondern ein klarer Aufruf: „Hör auf, auf den Boden zu starren. Schau dorthin, wo das wahre Leben ist!“
  • ζητεῖτε (zēteite) – „sucht“: Das Verb steht im Präsens Imperativ – also ein andauernder Befehl. Es ist kein einmaliges „Suche und finde“, sondern eine kontinuierliche Ausrichtung. Das Wort bedeutet nicht nur „suchen“, sondern auch „begehren“ oder „sich danach sehnen“. Es ist ein aktiver Prozess, der Hingabe und Konzentration verlangt.
  • οὗ (hou) – „wo“: Dieses kleine Wort wirkt unscheinbar, gibt aber die Szene vor. Es verbindet die himmlischen Dinge direkt mit Christus. Es ist nicht nur ein abstraktes „oben“, sondern ein konkreter Ort, „wo der Christus ist“.
  • Χριστός (Christos) – „Christus“: Erneut wird die zentrale Figur des Textes betont. Christus ist nicht nur das Ziel, sondern auch derjenige, der diese himmlische Realität definiert. Es ist, als ob der Text sagt: „Alles, was wirklich zählt, findest du bei ihm.“
  • ἐστιν (estin) – „ist“: Ein scheinbar unspektakuläres Verb, das aber die Gegenwart betont. Christus ist nicht irgendwann und irgendwo – er ist jetzt da, präsent in dieser himmlischen Realität.
  • δεξιᾷ (dexia) – „Rechten“: Die rechte Hand Gottes ist ein Bild für Macht, Autorität und Ehre. Es ist kein Zufall, dass Christus an diesem Ehrenplatz sitzt. Es unterstreicht seine Herrschaft und zeigt, dass er nicht nur der Retter ist, sondern auch der König.
  • θεοῦ (theou) – „Gottes“: Der Genitiv zeigt die Zugehörigkeit: Alles, worauf Paulus hinweist, geschieht im Rahmen der Souveränität Gottes. Es ist sein Plan, seine Macht, seine Herrlichkeit, in die Christus eingebunden ist – und durch Christus auch wir.
  • καθήμενος (kathēmenos) – „sitzend“: Das Partizip beschreibt die Haltung Christi: Er sitzt. Nicht, weil er untätig wäre, sondern weil sein Werk vollendet ist. Das Sitzen ist ein Bild der Ruhe und Autorität, ein Kontrast zu unserer ständigen Unruhe und Aktivität.

Ein Kommentar zum Text:

Man könnte Kolosser 3,1 fast wie den Start eines Films lesen, in dem die Hauptfigur – das bist übrigens Du – nach einer epischen Wendung vor der Frage steht: „Und jetzt?“ Paulus baut in diesem Vers eine Spannung auf, die uns direkt in eine neue Denkweise katapultiert. „Wenn ihr nun mit Christus auferweckt worden seid…“ – dieser Einstieg klingt wie die Rückblende eines Heldenfilms. Er erinnert uns an ein Ereignis, das schon stattgefunden hat, aber dessen Bedeutung vielleicht noch nicht voll erfasst wurde. Also, lass uns die Szene genauer anschauen.

Das griechische Wort „συνηγέρθητε“ (synēgerthēte) ist der erste Schlüssel. Es bedeutet „mit auferweckt worden“ und impliziert nicht nur eine persönliche Veränderung, sondern eine gemeinsame Auferstehung mit Christus. Das ist mehr als eine nette Metapher – es ist eine Aussage über Identität. Paulus sagt hier: „Du bist nicht mehr der Alte. Dein Leben ist untrennbar mit Christus verbunden.“ Diese Idee wird auch in Römer 6,4-5 aufgegriffen, wo es heißt, dass wir mit Christus begraben wurden, um in einem neuen Leben zu wandeln. Die Spannung hier? Wenn wir mit Christus auferstanden sind, warum hängen wir dann oft noch an Dingen, die eigentlich tot sein sollten?

Dann kommt das Imperativ: „ζητεῖτε“ (zēteite) – „sucht, was droben ist“. Dieses „Suchen“ ist kein oberflächliches Googeln, sondern ein leidenschaftliches Trachten, ein Fokuswechsel. Paulus fordert hier auf, aktiv die Dinge des Himmels zu begehren. Aber was bedeutet das konkret? Ist das ein Aufruf, sich von der Welt abzuwenden und in Wolkenschlössern zu leben? Keineswegs. Vielmehr geht es darum, eine himmlische Perspektive einzunehmen – eine, die alles durch die Linse von Gottes Königreich sieht. Matthäus 6,33 bietet eine Parallele: „Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes.“ Es geht nicht darum, weltliche Dinge zu ignorieren, sondern sie im Licht der Ewigkeit zu betrachten.

Und dann der Knaller: „ὁ Χριστός“ (ho Christos) – Christus sitzt „zur Rechten Gottes“. Dieses Bild ist der Gipfel der Autorität und Macht. Psalm 110,1 malt dieses Bild meisterhaft, das im Neuen Testament zigfach zitiert wird (u.a. Hebräer 1,3 und Matthäus 22,44). Christus, der sich nach seiner Auferstehung zur Ruhe gesetzt hat, thront als König. Aber Moment mal – wenn er sitzt, warum sieht die Welt manchmal so chaotisch aus? Hier liegt eine der spannenden theologischen Spannungen: Christus hat die Herrschaft angetreten, aber die volle Durchsetzung seines Reiches steht noch aus. Diese Spannung zwischen „schon jetzt“ und „noch nicht“ ist ein zentraler Punkt der christlichen Theologie.

Was Paulus hier clever macht, ist, uns in diese Spannung hineinzuziehen. Wir leben in einer Welt, die oft wie ein Schlachtfeld wirkt, aber Kolosser 3,1 erinnert uns daran, dass der Sieg bereits errungen wurde. Unser Fokus sollte nicht auf den Unruhen der Welt liegen, sondern auf der Realität, dass Christus regiert. Diese Perspektive gibt Hoffnung, auch wenn die Umstände uns manchmal das Gegenteil einreden wollen.

Ein weiterer Punkt, der herausfordert, ist die Aufforderung, „was droben ist“ zu suchen. Das klingt fast weltfremd, oder? Bedeutet das, dass wir uns aus der Welt zurückziehen sollen? Nein. Das „Oben“ ist kein physischer Ort, sondern eine neue Denkweise. Es bedeutet, Gottes Perspektive in unseren Alltag zu bringen. Epheser 2,6 ergänzt diese Idee, indem es sagt, dass wir in Christus bereits „in den himmlischen Regionen“ sitzen. Paradox? Absolut. Aber genau diese Paradoxie zeigt, dass unser irdisches Leben nicht das letzte Wort hat.

Letztlich ist Kolosser 3,1 eine Einladung zu einem Perspektivwechsel, der alles verändert. Es fordert Dich heraus, nicht nur anders zu denken, sondern auch anders zu leben. Es ist, als ob Paulus sagt: „Hey, Du bist schon Teil einer größeren Geschichte. Also fang an, so zu leben, als ob das wahr ist.“ Und mal ehrlich: Wer will schon eine Nebenrolle spielen, wenn er zur Hauptbesetzung gehört?

Die SPACE-Anwendung*

Die SPACE-Anwendung ist eine Methode, um biblische Texte praktisch auf das tägliche Leben anzuwenden. Sie besteht aus fünf Schritten, die jeweils durch die Anfangsbuchstaben von „SPACE“ repräsentiert werden:

S – Sünde (Sin):

Die unterschwellige Sünde, die in Kolosser 3,1 angesprochen wird, ist die Fixierung auf das Irdische. Es ist dieses beinahe schon natürliche Verharren in den Sorgen, Versuchungen und Ablenkungen des Alltags. Paulus ruft uns hier in Erinnerung: Wenn unser Leben bereits mit Christus auferweckt ist, warum hängen wir dann noch an den Dingen, die uns geistlich ausbremsen? Diese irdische Fixierung – sei es durch Materialismus, Eitelkeit oder übermäßige Sorgen – ist wie ein geistiger Ballast. Sie trennt uns von der Freiheit, die ein auf Christus gerichtetes Leben bietet. Das Problem dabei? Sie raubt uns den Blick für das Größere, das, was wirklich zählt.

P – Verheißung (Promise):

Die Verheißung in diesem Text ist subtil, aber kraftvoll: Wer „was droben ist“ sucht, richtet sein Leben auf die Dinge aus, die ewigen Wert haben. Das Bild von Christus, der zur Rechten Gottes sitzt, symbolisiert Autorität und Sicherheit. Es erinnert uns daran, dass unser Leben in Christus fest verankert ist. Römer 8,34 ergänzt diese Verheißung: Christus, der zur Rechten Gottes sitzt, tritt für uns ein. Das bedeutet, dass wir nicht alleine durch die Höhen und Tiefen des Lebens navigieren müssen – er ist unser Fürsprecher, der uns trägt und stärkt.

A – Aktion (Action):

Es wäre gut, wenn wir beginnen, bewusst „nach oben“ zu schauen. Das klingt einfach, erfordert aber einen Paradigmenwechsel. Es geht darum, unseren Fokus zu verlagern – weg von dem, was uns hier unten beschäftigt und oft bindet, hin zu dem, was in Gottes Augen wichtig ist. Ein praktischer Schritt könnte sein, sich jeden Tag einen Moment der Stille zu nehmen, um sich zu fragen: „Was bedeutet es heute, himmlisch zu denken?“ Das kann so einfach sein wie Dankbarkeit für das Gute, was Gott schenkt, oder die Entscheidung, Konflikte mit Liebe statt Rechthaberei zu begegnen.

Ein zweiter Schritt könnte sein, unsere Prioritäten zu prüfen. Warum hetzen wir durch den Alltag? Warum hängen wir an Dingen, die uns stressen, statt in Gott unsere Ruhe zu suchen? Matthäus 6,19-21 fordert uns auf, Schätze im Himmel zu sammeln – also in Beziehungen, Liebe und Glaube zu investieren, statt uns an vergängliche Dinge zu klammern. Das bedeutet nicht, dass wir die Welt ignorieren sollen, sondern dass wir sie mit einem neuen Blick sehen – aus Gottes Perspektive.

C – Appell (Command):

Der Appell des Textes ist eindeutig: „Sucht, was droben ist.“ Es ist eine Einladung, die Ausrichtung unseres Lebens zu hinterfragen und neu zu justieren. Nicht als Forderung, sondern als liebevollen Impuls. Diese Suche ist nicht passiv, sondern aktiv – sie erfordert Zeit, Aufmerksamkeit und Hingabe. Es wäre gut, wenn wir uns immer wieder fragen: „Was suche ich eigentlich? Und wohin führt mich das?“

E – Beispiel (Example):

Ein positives Beispiel für ein „himmlisch ausgerichtetes Leben“ finden wir Mal wieder in Stephanus, der in Apostelgeschichte 7,55-56 selbst inmitten der Verfolgung den Blick nach oben richtet und die Herrlichkeit Gottes sieht. Sein Fokus lag nicht auf den Schwierigkeiten, sondern auf der Gewissheit, dass Christus regiert.

Ein weiteres Beispiel ist Abraham in Hebräer 11,10. Er suchte eine „Stadt, die Grundlagen hat, deren Baumeister und Schöpfer Gott ist.“ Das zeigt, dass himmlisches Denken keine Flucht aus der Realität ist, sondern eine Hoffnung, die uns in unserem Alltag trägt.

Persönliche Identifikation mit dem Text:

In diesem Schritt stelle ich mir sogenannte „W“ Fragen: „Was möchte der Text mir sagen?“ in der suche nach der Hauptbotschaft. Dann überlege ich, „Was sagt der Text nicht?“ um Missverständnisse zu vermeiden. Ich reflektiere, „Warum ist dieser Text für mich wichtig?“ um seine Relevanz für mein Leben zu erkennen. Anschließend frage ich mich, „Wie kann ich den Text in meinem Alltag umsetzen/anwenden?“ um praktische Anwendungsmöglichkeiten zu finden. Weiterhin denke ich darüber nach, „Wie wirkt sich der Text auf meinen Glauben aus?“ um zu sehen, wie er meinen Glauben stärkt oder herausfordert. Schließlich frage ich, „Welche Schlussfolgerungen kann ich für mich aus dem Gesagten ziehen?“ um konkrete Handlungen und Einstellungen abzuleiten.

Kolosser 3,1 ist wie ein sanftes, aber bestimmtes Schulterklopfen: „Hey, schau mal hoch. Da ist mehr, als Du gerade siehst.“ Der Text spricht in eine meiner tiefsten Spannungen hinein – die Diskrepanz zwischen dem, was ich glaube, und dem, was ich lebe. Es geht um Ausrichtung, Fokus und darum, welche Brille ich aufsetze, wenn ich mein Leben betrachte. Das Faszinierende daran? Der Text fordert nicht, er lädt ein. Kein „Du musst das jetzt ändern“, sondern ein freundliches „Was wäre, wenn Du es anders machst?“

Die Botschaft ist klar: Mein Leben ist mit Christus verbunden – und das verändert alles. Aber wie oft vergesse ich das im Chaos des Alltags? Die To-do-Listen türmen sich, die Sorgen fordern Aufmerksamkeit, und ehe ich mich versehe, bin ich in den alten Mustern gefangen. Der Text ruft mir in Erinnerung, dass ich bereits „mit Christus auferweckt“ bin. Es ist kein Wunschdenken, sondern eine Realität. Die Frage ist: Lebe ich sie? Nicht perfekt, aber wenigstens bewusst?

Ebenso wichtig ist, was der Text nicht sagt. Er fordert nicht, dass ich mich aus der Welt zurückziehe oder Probleme ignoriere. Es geht nicht darum, auf Wolken zu schweben oder so zu tun, als gäbe es keine Herausforderungen. Vielmehr lädt er mich ein, meine Welt durch eine himmlische Linse zu sehen – den Alltag im Licht der Ewigkeit zu betrachten. Es ist eine Perspektive, die meinen Sorgen ihre Macht nimmt, ohne ihre Bedeutung zu leugnen. Und das Beste daran? Ich muss es nicht allein schaffen. Christus sitzt zur Rechten Gottes. Er trägt, was ich nicht tragen kann.

Was macht das mit meinem Glauben? Es fordert ihn heraus. Der Gedanke, dass Christus regiert, auch wenn die Welt chaotisch scheint, konfrontiert mich mit meiner eigenen Unsicherheit. Es ist, als ob der Text fragt: „Vertraust Du mir genug, um loszulassen?“ Und dieses Loslassen, das ehrlicherweise oft wie eine Schwäche erscheint, ist eigentlich ein Akt des Mutes. Doch gleichzeitig schenkt der Text auch Sicherheit: Mein Leben ist mit Christus verborgen. Diese Verankerung gibt mir Stabilität, auch wenn die Umstände wanken.

Wie integriere ich das in meinen Alltag? Es wäre gut, kleine Rituale zu schaffen, die mich an diese himmlische Perspektive erinnern. Vielleicht ein täglicher Moment der Dankbarkeit, in dem ich bewusst festhalte, was wirklich zählt. Oder in stressigen Situationen innehalten und fragen: „Wie würde das aus der Ewigkeitsperspektive aussehen?“ Diese kleinen Schritte könnten helfen, den Fokus langsam zu verschieben – weg von dem, was mich niederdrückt, hin zu dem, was mich aufbaut.

Die größte Erkenntnis für mich? Dieser Text ist kein erhobener Zeigefinger, sondern eine ausgestreckte Hand. Er erinnert mich daran, dass ich nicht in den Dingen dieser Welt gefangen bin, sondern dass ich mit Christus in eine neue Realität hineingerufen wurde. Es ist, als ob Paulus sagt: „Hör auf, Dich mit dem Kleinen zufrieden zu geben. Es gibt so viel mehr!“ Und diese Einladung, den Blick zu heben, könnte tatsächlich alles verändern.


*Die SPACE-Analyse im Detail:

Sünde (Sin): In diesem Schritt überlegst du, ob der Bibeltext eine spezifische Sünde aufzeigt, vor der du dich hüten solltest. Es geht darum, persönliche Fehler oder falsche Verhaltensweisen zu erkennen, die der Text anspricht. Sprich, Sünde, wird hier als Verfehlung gegenüber den „Lebens fördernden Standards“ definiert.

Verheißung (Promise): Hier suchst du nach Verheißungen in dem Text. Das können Zusagen Gottes sein, die dir Mut, Hoffnung oder Trost geben. Diese Verheißungen sind Erinnerungen an Gottes Charakter und seine treue Fürsorge.

Aktion (Action): Dieser Teil betrachtet, welche Handlungen oder Verhaltensänderungen der Text vorschlägt. Es geht um konkrete Schritte, die du unternehmen kannst, um deinen Glauben in die Tat umzusetzen.

Appell (Command): Hier identifizierst du, ob es in dem Text ein direktes Gebot oder eine Aufforderung gibt, die Gott an seine Leser richtet. Dieser Schritt hilft dir, Gottes Willen für dein Leben besser zu verstehen.

Beispiel (Example): Schließlich suchst du nach Beispielen im Text, die du nachahmen (oder manchmal auch vermeiden) solltest. Das können Handlungen oder Charaktereigenschaften von Personen in der Bibel sein, die als Vorbild dienen.

Diese Methode hilft dabei, die Bibel nicht nur als historisches oder spirituelles Dokument zu lesen, sondern sie auch praktisch und persönlich anzuwenden. Sie dient dazu, das Wort Gottes lebendig und relevant im Alltag zu machen.