Fettgedrucktes für schnell Leser…
Einleitender Impuls:
Manchmal stelle ich mir vor, wie es gewesen wäre, wenn Jesus heute gekommen wäre – nicht in einem Stall, sondern vielleicht in einer kleinen, chaotischen WG. Gott sitzt mit uns auf einer abgewetzten Couch, isst Tiefkühlpizza und hört sich unser Chaos an – und trotzdem bleibt er derjenige, der Leben verändert. So nah, so menschlich, so… normal? Genau das sagt Johannes 1,14: Das Wort wurde Fleisch und wohnte unter uns. Gott hat sich nicht für einen Leben entschieden, wie jene die im Monopoly des Lebens gewonnen haben, sondern für ein Leben mitten im „Rest” der Welt. Und das ist eine unfassbare Aussage. Denn wenn Gott bereit war, sich in unser normales Menschsein zu begeben, dann ist es vielleicht an der Zeit, unsere Vorstellung von „erfolgreich” „geistlich“ und „alltäglich“ neu zu sortieren.
Doch genau hier wird es herausfordernd: Wir lieben die Idee eines nahbaren Gottes – aber sind wir wirklich bereit, ihn in unseren Alltag hineinzulassen? Wir neigen dazu, Gott entweder zu einem fernen Konzept zu machen oder ihn in kleine, heilige Momente zu verpacken – Sabbats, Gebet, Bibellesen, alles schön und ordentlich. Aber was, wenn er auch in den müden Montagmorgen gehört? In den Supermarktschlange-Frust? In das nervige Gespräch mit _______________ (trage hier den Namen ein), das dich an deine Geduldsgrenze bringt? Jesus wusste, was es heißt, müde zu sein, genervt zu werden und trotzdem in Liebe zu bleiben. Vielleicht ist genau jetzt der Moment, ihn dort zu suchen, wo du ihn bisher übersehen hast – denn er hat versprochen: „Wer sucht, der wird finden“ (Matthäus 7,7).
Also, wie wäre es, wenn du heute mal bewusst damit rechnest, dass Gott da ist – nicht nur in den „besonderen Momenten“, sondern mitten in deinem Tag? Vielleicht bedeutet es, eine schwierige Situation mit mehr Geduld und Gnade zu begegnen, weil du weißt, dass Jesus genau das getan hat. Vielleicht heißt es, in einer stillen Minute mal zu sagen: „Okay Gott, wenn du wirklich hier bist, dann hilf mir, das zu sehen.“ Oder vielleicht bedeutet es einfach, den nächsten Moment mit offenen Augen und wachem Herzen zu erleben. Denn wenn Gott wirklich unter uns wohnt, dann gibt es keine gewöhnlichen Tage mehr – nur Gelegenheiten, ihn genau dort zu entdecken, wo du gerade bist. Also, warum nicht genau jetzt?
Fragen zur Vertiefung oder für Gruppengespräche:
- Wo in deinem Leben fühlst du dich Gott fern – und was würde sich ändern, wenn du wüsstest, dass er genau dort ist?
- Welche Situationen erscheinen dir zu „gewöhnlich“ oder „chaotisch“, um heilig zu sein – und was könnte es bedeuten, Gott genau dort zu entdecken?
- Wie würde dein Alltag aussehen, wenn du wirklich glaubst, dass Jesus nicht nur dein Retter, sondern auch dein Begleiter in jedem Moment ist?
Parallele Bibeltexte als Slogans mit Anwendung:
Matthäus 28,20 – „Ich bin bei euch alle Tage.“ → Gottes Nähe ist keine Theorie, sondern Realität – auch montags.
Kolosser 3,17 – „Alles, was ihr tut… tut es im Namen des Herrn.“ → Glaube ist nicht auf den Gottesdienst beschränkt – dein Alltag ist dein Altar.
Lukas 24,15 – „Jesus selbst nahte sich und ging mit ihnen.“ → Auch wenn du ihn nicht gleich erkennst – er ist längst da.
1. Korinther 10,31 – „Ob ihr nun esst oder trinkt – tut alles zur Ehre Gottes.“ → Ja, sogar das Mittagessen kann ein heiliger Moment sein.
Wenn du wissen willst, warum Jesus nicht nur am Samstag, sondern in jeder Sekunde deines Lebens da ist – und wie das alles verändern kann, dann nimm dir 20 Minuten und tauche tiefer ein – es könnte deine Sicht auf Gottes Gegenwart krass verändern.
Die Informationen für den Impuls hole ich mir meistens aus BibleHub.com damit auch du es nachschlagen kannst.
Schön, dass wir uns auch heute Zeit nehmen, um Johannes 1,14 genauer unter die Lupe zu nehmen. Bevor wir tiefer eintauchen, lass uns diesen Moment mit einem Gebet beginnen:
Liebevoller Vater, du hast uns nicht im Dunkeln gelassen. Du bist kein ferner Gott, kein unnahbares Prinzip, sondern du bist gekommen – ganz real, greifbar, mitten unter uns. „Das Wort wurde Mensch und lebte unter uns.“ Diese Wahrheit sprengt unseren Verstand. Hilf uns, sie mit unserem Herzen zu erfassen. Öffne unsere Augen für die Herrlichkeit, die in diesem Vers steckt, damit wir erkennen, was es bedeutet, dass du dich so radikal nahbar gemacht hast.
In Jesu Namen beten wir,
Amen.
Und jetzt? Jetzt stehen wir an der Schwelle zu einer der tiefsten Aussagen der gesamten Bibel. Ein Satz, der, wenn du ihn wirklich begreifst, dein Gottesbild für immer verändern wird. Denn dieser Vers ist nicht nur Theologie – er ist pure Realität. Also, bereit? Dann gehen wir weiter.
Der Text:
Zunächst werfen wir einen Blick auf den Text in verschiedenen Bibelübersetzungen. Dadurch gewinnen wir ein tieferes Verständnis und können die unterschiedlichen Nuancen des Textes in den jeweiligen Übersetzungen oder Übertragungen besser erfassen. Dazu vergleichen wir die Elberfelder 2006 (ELB 2006), Schlachter 2000 (SLT), Luther 2017 (LU17), Basis Bibel (BB) und die Hoffnung für alle 2015 (Hfa).
Johannes 1,14
ELB 2006 Und das Wort wurde Fleisch und wohnte unter uns, und wir haben seine Herrlichkeit angeschaut, eine Herrlichkeit als eines Einzigen vom Vater, voller Gnade und Wahrheit. –
SLT Und das Wort wurde Fleisch und wohnte unter uns; und wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des Eingeborenen vom Vater, voller Gnade und Wahrheit.
LU17 Und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des eingeborenen Sohnes vom Vater, voller Gnade und Wahrheit.
BB Er, das Wort, wurde ein Mensch. Er lebte bei uns, und wir sahen seine Herrlichkeit. Es war die Herrlichkeit, die ihm der Vater gegeben hat – ihm, seinem einzigen Sohn. Er war ganz erfüllt von Gottes Gnade und Wahrheit.
HfA Das Wort wurde Mensch und lebte unter uns. Wir selbst haben seine göttliche Herrlichkeit gesehen, eine Herrlichkeit, wie sie Gott nur seinem einzigen Sohn gibt. In ihm sind Gottes Gnade und Wahrheit zu uns gekommen.
Der Kontext:
In diesem Abschnitt geht es darum, die grundlegenden Fragen – das „Wer“, „Wo“, „Was“, „Wann“ und „Warum“ – zu klären. Das Ziel ist es, ein besseres Bild von der Welt und den Umständen zu zeichnen, in denen dieser Vers verfasst wurde. So bekommen wir ein tieferes Verständnis für die Botschaft, bevor wir uns den Details widmen.
Kurzgesagt… Johannes 1,14 ist eine der revolutionärsten Aussagen der gesamten Bibel: Gott wird nicht nur sichtbar, sondern berührbar. Das unendliche, ewige Wort tritt in unsere Welt ein – greifbar, verletzlich, in Fleisch und Blut. Kein bloßer Mythos, keine bloße Symbolik – sondern Realität. Das ist keine beiläufige Randnotiz der Heilsgeschichte, sondern die Kernbotschaft des Evangeliums. Doch um wirklich zu verstehen, was das bedeutet, müssen wir uns die Welt anschauen, in die diese Worte gesprochen wurden.
Previously on… Das Johannesevangelium startet nicht mit der Geburt Jesu, sondern geht direkt an die Wurzel der Existenz selbst: „Am Anfang war das Wort…“. Johannes macht von Beginn an klar: Jesus war nicht nur da, als die Welt erschaffen wurde – er war es, der sie erschuf. Und dieses Wort, diese göttliche Schöpfungsmacht, hat sich entschieden, unter uns zu leben. Während die anderen Evangelien eher biografisch vorgehen, setzt Johannes bei der größten denkbaren Perspektive an: der kosmischen, göttlichen Dimension Jesu.
Das führt uns zu einer Schlüsselfrage: Warum betont Johannes das so sehr? Weil die frühen Christen mit genau dieser Frage rangen. Wer war Jesus wirklich? Für manche war er nur ein außergewöhnlicher Lehrer. Für andere eine göttliche Erscheinung, die nur so tat, als wäre sie Mensch. Beides greift zu kurz. Johannes räumt mit Missverständnissen auf: Jesus ist ganz Gott und ganz Mensch – ohne Wenn und Aber. Keine vage Symbolik, keine abstrakte Idee. Er trat in unsere Welt, in unseren Staub, in unsere Begrenzungen.
Aber warum gerade so? Die jüdische Erwartung an den Messias war tief mit der Hoffnung auf Befreiung verknüpft – allerdings eher politisch als existenziell. Viele erwarteten einen machtvollen Herrscher, der Israel von den Römern befreien würde. Aber stattdessen kommt einer, der in einem Stall geboren wird, in einfachen Verhältnissen aufwächst und sich nicht mit militärischer Macht durchsetzt, sondern durch Gnade, Wahrheit und Selbsthingabe. Das war für viele ein Stolperstein. Und dann noch die Griechen: Ihr Weltbild beruhte auf der Vorstellung eines unnahbaren, idealen Gottes – weit weg von Schmerz, Leid oder menschlichen Begrenzungen. Und jetzt behauptet Johannes, dieser göttliche Logos habe sich nicht nur offenbart, sondern sei tatsächlich Mensch geworden. Das war nicht nur revolutionär – für manche war es ein Skandal.
Doch genau hier setzt Johannes an: Jesus ist mehr als eine Idee, mehr als Philosophie, mehr als eine Metapher. Er ist real. Er war hier. Und er hat nicht in Tempeln oder Palästen gelebt, sondern unter uns gewohnt – wortwörtlich „sein Zelt aufgeschlagen“. Das Bild ist kein Zufall. Es erinnert an das Heiligtum in der Wüste, wo Gottes Gegenwart mitten unter seinem Volk war. Aber diesmal nicht in einer Wolkensäule, sondern in einem Menschen, der lachte, weinte und berührbar war.
Jetzt haben wir das Setting, die Spannung – und den Schlüssel zu einer Wahrheit, die unser Gottesbild für immer verändern kann. Aber was bedeutet das konkret? Lass uns tiefer eintauchen – Wort für Wort.
Die Schlüsselwörter:
In diesem Abschnitt wollen wir uns genauer mit den Schlüsselwörtern aus dem Text befassen. Diese Worte tragen tiefere Bedeutungen, die oft in der Übersetzung verloren gehen oder nicht auf den ersten Blick ersichtlich sind. Wir werden die wichtigsten Begriffe aus dem ursprünglichen Text herausnehmen und ihre Bedeutung näher betrachten. Dabei schauen wir nicht nur auf die wörtliche Übersetzung, sondern auch darauf, was sie für das Leben und den Glauben bedeuten. Das hilft uns, die Tiefe und Kraft dieses Verses besser zu verstehen und ihn auf eine neue Weise zu erleben.
Johannes 1,14 – Ursprünglicher Text (Nestle-Aland 28):
Καὶ ὁ λόγος σὰρξ ἐγένετο καὶ ἐσκήνωσεν ἐν ἡμῖν, καὶ ἐθεασάμεθα τὴν δόξαν αὐτοῦ, δόξαν ὡς μονογενοῦς παρὰ πατρός, πλήρης χάριτος καὶ ἀληθείας.
Übersetzung Johannes 1,14 (Elberfelder 2006):
„Und das Wort wurde Fleisch und wohnte unter uns, und wir haben seine Herrlichkeit angeschaut, eine Herrlichkeit als eines Einzigen vom Vater, voller Gnade und Wahrheit.“
Semantisch-pragmatische Kommentierung der Schlüsselwörter
- Λόγος (logos) – „Wort“: In der griechischen Philosophie war der Logos die vernünftige, ordnende Kraft des Universums. Doch Johannes schreibt nicht einfach nur an griechische Denker – er verbindet diesen Begriff mit dem jüdischen Verständnis des „Davar JHWH“, dem machtvollen Wort Gottes, das handelt (Psalm 33,6; Jesaja 55,11). Johannes geht noch weiter: Dieses Wort ist nicht abstrakt – es ist eine Person. Es ist Jesus.
- Σὰρξ (sarx) – „Fleisch“: In vielen biblischen Kontexten steht „Fleisch“ für die Begrenztheit und Schwachheit des Menschen. Doch es ist wichtig zu differenzieren: Jesus nahm Fleisch an, aber ohne Sünde (Hebräer 4,15). Das bedeutet: Er war nicht nur scheinbar Mensch, sondern real mit Hunger, Schmerz und Sterblichkeit – doch ohne den Makel der gefallenen Natur.
- Ἐγένετο (egeneto) – „Wurde“: Während das Wort von Ewigkeit war (Johannes 1,1), wurde es hier Fleisch. Das ist keine Veränderung seiner göttlichen Natur, sondern eine Hinzunahme der menschlichen Natur (Philipper 2,6-7). Gott bleibt Gott – aber er tritt vollständig in die menschliche Existenz ein.
- Ἐσκήνωσεν (eskēnōsen) – „Wohnte“: Johannes benutzt bewusst das Wort für „ein Zelt aufschlagen“ – eine direkte Anspielung auf die Stiftshütte (2. Mose 40,34). Jesus ist das neue Heiligtum, die neue Wohnung Gottes mitten unter den Menschen. Er ist nicht nur vorübergehend anwesend – er hat sich unter uns fest verankert.
- Ἐθεασάμεθα (etheasametha) – „Haben angeschaut“: Dieses Wort bedeutet nicht nur sehen, sondern staunend betrachten. Es beschreibt das bewusste Erfassen einer Realität, die größer ist als das eigene Verständnis. Die Jünger haben Jesu Herrlichkeit nicht nur gesehen – sie haben sie erlebt.
- Δόξαν (doxan) – „Herrlichkeit“: Die „Kabod“ Gottes, seine sichtbare Gegenwart, war im Alten Testament oft mit Licht, Feuer oder einer Wolke verbunden. Jetzt zeigt sie sich in einem Menschen. Jesus offenbart die Herrlichkeit Gottes auf eine Weise, die zuvor undenkbar war – nicht in einem Tempel, sondern im Fleisch.
- Μονογενοῦς (monogenous) – „Einzigartig“: Oft als „eingeboren“ übersetzt, doch das Wort bedeutet „der Einzigartige, der Unvergleichliche“. Johannes betont: Jesus ist nicht geschaffen, sondern wesensgleich mit dem Vater (Hebräer 1,3).
- Πατρός (patros) – „Vater“: Jesus kommt „vom Vater“. Das zeigt nicht nur seine Herkunft, sondern seine wesensmäßige Einheit mit Gott. Er ist nicht einfach nur ein Abgesandter – er ist das Abbild des unsichtbaren Gottes (Kolosser 1,15).
- Πλήρης (plērēs) – „Voll“: Dieses Wort beschreibt absolute Fülle – nicht eine Portion Gnade und Wahrheit, sondern die Quelle selbst. Jesus bringt nicht nur Gnade – er ist Gnade.
- Χάριτος (charitos) – „Gnade“: Mehr als Freundlichkeit – charis ist die rettende Gnade Gottes, die unverdient geschenkt wird (Epheser 2,8-9). Jesus ist nicht nur gnädig – er ist die Verkörperung der Gnade.
- Ἀληθείας (alētheias) – „Wahrheit“: Im biblischen Sinne ist Wahrheit (hebr. „Emet“) nicht nur „korrekte Information“, sondern das, was rettet, was zuverlässig und tragfähig ist (Johannes 14,6).
Jetzt haben wir die Worte, ihre Tiefe und ihre Bedeutung verstanden. Doch was sagt uns das über Gott? Und was bedeutet das für unseren Glauben? Genau das schauen wir uns als Nächstes an.
Ein Kommentar zum Text:
Es gibt Sätze, die so gewaltig sind, dass sie einen erschüttern. Johannes 1,14 gehört definitiv dazu. In nur wenigen Worten sagt Johannes nichts weniger als: Gott selbst betritt die Bühne der Welt – sichtbar, greifbar, berührbar. Kein bloßer Mythos, kein bloßes Gleichnis, keine bloße Metapher – sondern real, mit Haut, Knochen und einem Herzschlag. Das göttliche Wort wurde nicht nur gedacht, sondern sichtbar. Aber wie kann das sein? Wie kann der ewige Logos (λόγος, lógos) – der von Anfang an bei Gott war – plötzlich Fleisch werden?
Um die Wucht dieser Aussage zu erfassen, müssen wir an den Anfang der Bibel zurück. „Und Gott sprach: Es werde Licht!“ (1. Mose 1,3) – und das Licht wird. Das offenbart eine zentrale Wahrheit: Gottes Wort ist nicht einfach ein Klang, sondern eine schöpferische Kraft, die Existenz erschafft. Das hebräische Wort Davar JHWH (דָּבָר יְהוָה) bezeichnet im Alten Testament genau diese machtvolle Rede Gottes, die nie leer zurückkehrt (Jesaja 55,11). Gott spricht, und es geschieht (Psalm 33,6). Johannes knüpft direkt daran an und sagt: Dieses schöpferische Wort ist keine abstrakte Kraft, sondern eine Person – Jesus Christus.
Doch hier kommt der Schockmoment: „Und das Wort wurde Fleisch (σὰρξ, sarx).“ Sarx bedeutet nicht einfach „Körper“, sondern beschreibt in der biblischen Sprache oft die gesamte menschliche Existenz mit all ihrer Begrenztheit, Schwäche und Sterblichkeit. Anders als in manchen paulinischen Texten (z. B. Römer 8,3), wo sarx die sündige Natur beschreibt, geht es hier um die vollständige Annahme des Menschseins. Jesus wurde Mensch – aber blieb sündlos (Hebräer 4,15). Er hatte Hunger, er wurde müde, er konnte leiden – und ja, er konnte bluten. Aber er blieb ohne Sünde, weil seine Natur nicht gefallen war.
Johannes fährt fort: „Und er wohnte unter uns“ (ἐσκήνωσεν, eskēnōsen). Das Wort eskēnōsen bedeutet wörtlich „sein Zelt aufschlagen“ und spielt direkt auf die alttestamentliche Stiftshütte an, das Mischkan (מִשְׁכָּן), wo Gottes Gegenwart unter seinem Volk war (2. Mose 40,34-38). Das ist kein Zufall. Johannes erklärt damit: Jesus ist das wahre Heiligtum. Die Herrlichkeit Gottes ist nicht mehr hinter einem Vorhang verborgen, nicht mehr an einen Tempel aus Stein gebunden – sie ist in einem Menschen sichtbar geworden. Jesus selbst ist der neue Tempel (Johannes 2,19-21) – nicht aus Stein, sondern aus Fleisch und Blut.
Und dann der nächste Paukenschlag: „Und wir haben seine Herrlichkeit (δόξαν, dóxan) gesehen.“ In der hebräischen Bibel ist die Kabod JHWH (כָּבוֹד יהוה) die sichtbare Gegenwart Gottes – so mächtig, dass Mose darum bat, sie sehen zu dürfen, aber nur einen flüchtigen Blick auf Gottes Rücken erhaschte (2. Mose 33,18-23). Und doch sagt Johannes: „Wir haben sie gesehen.“ Wie ist das möglich? Weil Gottes Herrlichkeit sich nicht mehr nur in Blitz und Donner zeigt, sondern in Gnade (χάρις, cháris) und Wahrheit (ἀλήθεια, alētheia).
Hier liegt das Herz der Botschaft: Die wahre Herrlichkeit Gottes ist nicht eine explosive Machtdemonstration, sondern ein lebendiges Zeugnis von Gnade und Wahrheit. Jesus zeigt nicht nur, wer Gott ist – er ist Gott in einer Weise, die greifbar und erfahrbar wird. Und genau das war für viele ein Skandal. Die jüdische Erwartung war ein mächtiger Messias – doch Jesus kam in Demut. Die griechische Philosophie sah das Göttliche als etwas Abstraktes, Reines – doch Jesus wurde Teil der menschlichen Welt. Er war kein Halbgott, kein spirituelles Wesen, das sich in die irdische Welt herabließ – er war vollkommen Mensch und zugleich vollkommen Gott (Kolosser 2,9).
Doch wie kann das sein? Wie kann jemand 100 % Mensch und 100 % Gott zugleich sein? Das ist eines der tiefsten Geheimnisse der Inkarnation: Jesus war immer Gott, aber zu einem bestimmten Zeitpunkt wurde er auch Mensch. Er hörte nicht auf, göttlich zu sein – sondern nahm zusätzlich das Menschsein an. Göttlichkeit und Menschsein existierten gleichzeitig in ihm (Johannes 8,58; Philipper 2,6-7). Er kam nicht als Halbgott oder Supermensch – sondern als einer von uns, um uns mit Gott zu versöhnen. Die Menschwerdung ist der erste Schritt zum Kreuz – denn nur als wahrer Mensch konnte Jesus stellvertretend für uns sterben (Hebräer 2,14-17).
Und dann das letzte theologische Statement von Johannes: „Eine Herrlichkeit als eines Einzigen vom Vater“ (μονογενοῦς παρὰ πατρός, monogenous para patros). Das Wort monogenēs (μονογενής) wurde oft mit „eingeboren“ übersetzt, doch das ist missverständlich. Es bedeutet „der Einzigartige, der Unvergleichliche“ – Jesus ist nicht erschaffen, sondern wesensgleich mit dem Vater (Hebräer 1,3). Das widerlegt die arianische Irrlehre, die behauptete, Jesus sei geschaffen worden – er ist nicht geschaffen, sondern ewig (Johannes 10,30).
Was bedeutet das für uns? Gott ist nicht distanziert. Er bleibt nicht im Himmel und beobachtet uns aus der Ferne. Er kommt in unser Chaos, in unsere Zerbrochenheit, in unsere Dunkelheit – und bringt Licht. Die Frage ist nicht, ob er uns nahe ist. Die Frage ist: Sind wir bereit, ihn zu erkennen?
Jetzt haben wir die theologische Tiefe dieser Aussage durchdrungen. Doch was bedeutet das für unseren Alltag? Wie können wir diese Wahrheit praktisch leben? Genau das schauen wir uns als Nächstes mit der SPACE-Anwendung an.
Die SPACE-Anwendung*
Die SPACE-Anwendung ist eine Methode, um biblische Texte praktisch auf das tägliche Leben anzuwenden. Sie besteht aus fünf Schritten, die jeweils durch die Anfangsbuchstaben von „SPACE“ repräsentiert werden:
S – Sünde (Sin)
Wir Menschen haben die erstaunliche Fähigkeit, uns Gott so zurechtzulegen, wie er uns am besten passt. Manchmal ist er für uns der Allzeit-Bereit-Helfer, der eingreifen soll, wenn’s brennt. Manchmal der distanzierte Richter, der aus sicherer Entfernung zuschaut. Doch Johannes 1,14 sprengt all diese Konstruktionen. Die größte Verfehlung, die der Vers aufzeigt, ist nicht eine konkrete Tat, sondern eine falsche Wahrnehmung Gottes. Wir erwarten ihn oft anders – größer, spektakulärer, bequemer. Doch Gott ist weder fern noch eine harmlose Projektion unserer Wünsche.
Wenn Gott Mensch wurde, dann hat er sich nicht an unseren Erwartungen orientiert, sondern an seiner Liebe. Er kam nicht mit Pomp und Gloria, sondern durch eine Geburt im Stall. Das Problem ist, dass wir oft eine verzerrte Vorstellung davon haben, wo und wie Gott wirkt. Wir denken, er müsse sich in außergewöhnlichen Erlebnissen zeigen, in Wundern, in gewaltigen Momenten. Doch Gott tritt in den Staub unseres Alltags, in unser Unperfektes, in unsere Zweifel – und genau dort zeigt er seine Herrlichkeit. Die Frage ist nicht, ob er da ist. Die Frage ist: Rechnen wir mit ihm?
P – Verheißung (Promise)
Die größte Verheißung dieses Verses? Gott ist nicht weit weg, denn sein Wesen ist Liebe, Nähe und Hingabe (Matthäus 28,20). Punkt. Er hat sein Zelt nicht außerhalb unserer Realität aufgeschlagen, sondern mitten unter uns. Das bedeutet: Gott ist nicht nur ein ferner Gedanke, sondern eine erfahrbare Realität.
Und das geht noch weiter: „Wir haben seine Herrlichkeit gesehen.“ Nicht in einer entrückten Vision, sondern im echten Leben. Das bedeutet, dass Gottes Herrlichkeit sich nicht erst am Ende der Zeit offenbaren wird – sie ist schon hier. In jedem Moment, in dem wir seine Liebe erkennen, in jedem Augenblick, in dem Wahrheit und Gnade aufeinandertreffen. Er ist nicht nur der Gott der Zukunft – er ist der Gott des Jetzt.
A – Aktion (Action)
Wenn Gott in unser Menschsein eingetreten ist, dann sollten wir unser eigenes Leben nicht so behandeln, als wäre es von Gott getrennt. Wie oft leben wir so, als gäbe es heilige und weltliche Momente – als wäre Gott nur für den Sabbat da, aber nicht für den Montagmorgen? Johannes 1,14 zeigt: Gott ist in die Welt gekommen, weil unser Alltag ihm nicht zu banal ist.
Das bedeutet aber auch: Wenn Gott in die menschliche Realität eingetreten ist, dann sollte unser Glaube nicht theoretisch bleiben. Vielleicht ist eine der größten Herausforderungen, die dieser Vers uns stellt, dass wir lernen, Gott in den gewöhnlichen Momenten zu sehen. Im Lächeln eines Fremden, im Durchhalten in schwierigen Zeiten, in der Liebe, die nicht nach eigener Bequemlichkeit fragt. Wenn Gott sich nicht zu schade war, Mensch zu werden, dann sollten wir uns nicht zu schade sein, echt zu sein – mit allen Höhen und Tiefen.
C – Appell (Command)
Lass es zu, dass Gott in deinem Alltag ankommt. Lass ihn nicht nur „der ferne Gott“ bleiben, sondern der, der mitten in deiner Realität lebendig ist. Jesus ist nicht in den Tempel gekommen, um sich bewundern zu lassen – er kam in die Welt, um unter uns zu wohnen. Das bedeutet: Gott will nicht nur eine Randnotiz deines Lebens sein, sondern Teil jeder Entscheidung, jeder Herausforderung, jeder Freude. Wenn Gott Fleisch wurde, dann bedeutet das auch, dass Glaube keine Nebensache ist – sondern dass Nachfolge bedeutet, mitten in den realen Herausforderungen des Lebens mit ihm zu gehen (Lukas 9,23).
E – Beispiel (Example)
Die besten Beispiele für diese Wahrheit finden wir in den Begegnungen Jesu. Er ruft die Jünger nicht in einer theologischen Vorlesung, sondern während sie Netze flicken (Lukas 5,1-11). Er offenbart sich der Samariterin nicht im Tempel, sondern an einem Brunnen mitten in der Mittagshitze (Johannes 4,1-26). Das zeigt: Gott wartet nicht darauf, dass wir an den „richtigen“ Ort kommen – er kommt zu uns.
Doch es gibt auch die andere Seite: Menschen, die dachten, sie hätten Gott durchschaut, aber ihn nicht erkannten. Die Pharisäer hatten eine klare Vorstellung davon, wie Gott zu sein hatte – und genau das hinderte sie daran, ihn in Jesus zu erkennen (Johannes 5,39-40; Matthäus 23,13). Vielleicht ist eine der größten Gefahren für unseren Glauben, dass wir Gott in eine Schublade stecken und nicht damit rechnen, dass er uns überrascht.
Wenn Jesus wirklich in unser Leben gekommen ist, dann sollten wir auch erwarten, dass er uns dort begegnet, wo wir gerade stehen. Und genau das führt uns zum nächsten Schritt: Wie kannst du dich persönlich mit diesem Vers identifizieren?
Persönliche Identifikation mit dem Text:
In diesem Schritt stelle ich mir sogenannte „W“ Fragen: „Was möchte der Text mir sagen?“ in der suche nach der Hauptbotschaft. Dann überlege ich, „Was sagt der Text nicht?“ um Missverständnisse zu vermeiden. Ich reflektiere, „Warum ist dieser Text für mich wichtig?“ um seine Relevanz für mein Leben zu erkennen. Anschließend frage ich mich, „Wie kann ich den Text in meinem Alltag umsetzen/anwenden?“ um praktische Anwendungsmöglichkeiten zu finden. Weiterhin denke ich darüber nach, „Wie wirkt sich der Text auf meinen Glauben aus?“ um zu sehen, wie er meinen Glauben stärkt oder herausfordert. Schließlich frage ich, „Welche Schlussfolgerungen kann ich für mich aus dem Gesagten ziehen?“ um konkrete Handlungen und Einstellungen abzuleiten.
Johannes 1,14 ist so ein Vers, der einem beim ersten Lesen vielleicht nicht direkt den Atem raubt. Klingt ja fast nüchtern: „Das Wort wurde Fleisch und wohnte unter uns.“ Klar, beeindruckend, aber wenn man’s schon ein paar Mal gehört hat, kann es passieren, dass die Wucht dieser Aussage gar nicht mehr richtig durchdringt. Doch wenn ich mir wirklich Zeit nehme, diesen Satz zu durchdenken, dann wird mir schnell klar: Das ist Wahnsinn. Das ist Revolution. Das stellt alles auf den Kopf, was ich über Gott dachte.
Denn seien wir ehrlich: Wir hätten Gott anders erwartet. Mächtiger. Überwältigender. Vielleicht als königlichen Herrscher, der die Welt mit einem Fingerschnippen in Ordnung bringt. Aber nein – er kommt als Mensch. Völlig echt, mit all den Begrenzungen des Menschseins – aber ohne die Verlorenheit der Sünde (Hebräer 4,15). Er wird müde, schwitzt, muss essen und schlafen. Er ist nicht der ferne, unangreifbare Gott, sondern einer, der mit uns am Tisch sitzt. Und das ist auch genau der Punkt: Ich kann mich diesem Gott kaum entziehen – es sei denn, ich entscheide mich bewusst, ihn zu ignorieren (Johannes 1,11).
Aber was bedeutet das für meinen Glauben? Es bedeutet, dass Gott keine Theorie ist. Er ist nicht bloß ein Prinzip oder eine Idee, die ich in theologischen Debatten ausdiskutieren kann. Er ist eine Person. Eine Realität. Und wenn ich ehrlich bin, dann macht mir das manchmal mehr Angst als ein distanzierter, unkörperlicher Gott, den ich mir so zurechtbiegen kann, wie es mir gerade passt. Denn wenn Jesus wirklich real ist, dann stellt er Forderungen – nicht als Tyrann, sondern als Herr, der mich in die Wahrheit führt (Johannes 14,6). Ich kann ihn nicht einfach in eine fromme Schublade stecken und Sabbats rausholen. Wenn er wirklich unter uns gewohnt hat, dann könnte das heißen, dass er auch jetzt noch in meinem Chaos wohnen will.
Und genau hier fängt es an, unbequem zu werden. Denn wenn Gott tatsächlich gekommen ist, um mitten in unserer Realität zu leben, dann kann ich mich nicht mehr darauf zurückziehen, dass mein Alltag zu gewöhnlich, zu kaputt oder zu chaotisch ist, um heilig zu sein. Es wäre gut, wenn ich mir eingestehe, dass Heiligkeit nicht bedeutet, perfekt zu sein, sondern präsent. Dass mein Glaube nicht davon lebt, mich aus der Welt zurückzuziehen, sondern mittendrin Jesus zu begegnen. Vielleicht bedeutet es, Gott in meinem Zweifel zu suchen, anstatt zu warten, bis ich mich „geistlich genug“ fühle – so wie Thomas, der erst glaubte, als er Jesus berühren durfte (Johannes 20,27-29). Vielleicht bedeutet es, in schwierigen Beziehungen dran zu bleiben, weil Gott nicht aus meiner Unordnung flieht. Vielleicht bedeutet es, endlich aufzuhören, so zu tun, als würde mein „weltliches Leben“ nichts mit meinem „geistlichen Leben“ zu tun haben – weil Jesus sich entschieden hat, beides untrennbar zu verbinden.
Und dann gibt es da noch eine andere, tiefere Herausforderung: Wenn Gott sich in Fleisch und Blut offenbart hat, dann heißt das auch, dass meine Vorstellung von „Geistlichkeit“ sich verändern muss. Vielleicht bedeutet Nachfolge nicht, mich ständig nach himmlischen Visionen und ekstatischen Momenten zu sehnen, sondern zu lernen, dass Jesus genauso in der Stille, in den kleinen Handlungen der Liebe und im geduldigen Aushalten steckt – wie Elia, der Gott nicht im Sturm, sondern im leisen Säuseln begegnete (1. Könige 19,11-12). Vielleicht ist wahre Jüngerschaft nicht, immer die spektakulärsten Erfahrungen zu haben, sondern Tag für Tag in der Treue zu leben, weil Gott sich nicht zu schade war, genau das zu tun.
Am Ende bleibt mir eine Entscheidung. Will ich diesem Jesus wirklich begegnen? Nicht als Idee, nicht als System, sondern als Mensch, der Gott ist? Will ich zulassen, dass er mein Denken verändert, meinen Alltag, meine Erwartungen an das, wie Gott zu sein hat? Denn wenn ich das tue, dann könnte es sein, dass ich ihn plötzlich überall entdecke – in Begegnungen, in zerbrochenen Menschen, in Momenten, in denen ich vorher nicht gesucht habe. Denn Jesus selbst hat gesagt: „Was ihr einem dieser Geringsten getan habt, das habt ihr mir getan“ (Matthäus 25,40). Und ja, das könnte anstrengend werden. Aber es könnte auch genau das sein, wonach meine Seele sich insgeheim immer gesehnt hat.
Zentrale Punkte der Ausarbeitung
- Gott ist nicht, wie wir ihn oft erwarten.
- Die Menschwerdung Jesu stellt alle Vorstellungen von einem fernen, unberührbaren Gott auf den Kopf. Gott kommt nicht in Macht und Herrlichkeit, sondern in Schwäche und Begrenzung.
- Wir projizieren oft unsere Erwartungen auf Gott – wir wollen ihn als kraftvollen Herrscher oder als bequemen Problemlöser. Doch Jesus zeigt einen Gott, der näher ist, als uns vielleicht lieb ist, aber anders, als wir es erwartet haben.
- Gott ist real – und das macht alles komplizierter.
- Glaube ist keine Theorie. Wenn Jesus wirklich Mensch wurde, dann ist Gott nicht nur eine Idee, sondern eine Person mit einem Anspruch an mein Leben.
- Ein Gott, den ich nicht nur diskutieren, sondern erfahren muss, fordert mich heraus: Ich kann ihn nicht einfach in eine geistliche Schublade stecken.
- Gott ist mitten im Alltag – nicht nur im Heiligen.
- Wir neigen dazu, unser Leben in „geistlich“ und „weltlich“ zu unterteilen, aber Jesus hat genau diese Trennung aufgebrochen.
- Wenn Gott Fleisch wurde, dann ist er auch in meinem Chaos, meinen Routinen, meinen Unsicherheiten. Er will nicht nur in Gebeten und Gottesdiensten präsent sein, sondern in jedem Moment meines Lebens.
- Heiligkeit bedeutet nicht Perfektion, sondern Präsenz.
- Jesus kam nicht, weil wir perfekt waren, sondern weil wir es nicht sind. Wenn Gott sich ins Menschsein hineinbegeben hat, dann kann ich aufhören, mich ständig selbst optimieren zu wollen.
- Wahre Nachfolge ist nicht immer spektakulär, sondern zeigt sich oft in Treue, kleinen Gesten der Liebe und der Bereitschaft, Gott auch im Unscheinbaren zu erkennen.
- Die Entscheidung liegt bei mir.
- Will ich diesem Jesus wirklich begegnen – nicht als Theorie, sondern als Realität?
- Bin ich bereit, ihn auch dort zu entdecken, wo ich ihn nicht erwartet hätte – in Begegnungen, in Herausforderungen, in unbequemen Momenten?
Warum ist das wichtig für mich?
- Es verändert meine Sicht auf Gott.
- Ich kann Gott nicht auf Distanz halten oder nach meinen Wünschen formen. Er ist real, nah und herausfordernd – aber auch befreiend.
- Es verändert meine Sicht auf mich selbst.
- Ich muss nicht „geistlich genug“ sein, um Gott nahe zu sein. Gott hat sich entschieden, mein Menschsein zu teilen – ich muss mich nicht verstecken.
- Es verändert meinen Alltag.
- Wenn Gott mitten ins Menschsein gekommen ist, dann ist mein Alltag nicht weniger geistlich als meine Gebetszeit. Jeder Moment kann ein Ort der Begegnung mit ihm sein.
- Es verändert meine Art zu glauben.
- Glaube ist nicht nur etwas für große, heilige Momente – er zeigt sich darin, dass ich Gott auch im Unspektakulären erwarte.
Der Mehrwert dieser Erkenntnis
- Ich kann aufhören, Gott nur in Extremen zu suchen und anfangen, ihn in meinem echten Leben zu entdecken.
- Ich kann ehrlicher mit mir selbst sein, weil ich verstehe, dass Gott sich nicht von meiner Unvollkommenheit abschrecken lässt.
- Ich kann meinen Glauben tiefer und realer leben, weil ich erkenne, dass er nicht in der Theorie bleibt, sondern jeden Bereich meines Lebens betrifft.
- Ich kann weniger versuchen, Gott zu kontrollieren, weil ich realisiere, dass er immer anders ist, als ich denke – aber immer besser, als ich es mir vorstellen kann.
Kurz gesagt: Wenn das Wort wirklich Fleisch wurde, dann bedeutet das, dass mein Glaube nicht nur eine Idee ist – sondern eine gelebte Beziehung, die alles verändert.
*Die SPACE-Analyse im Detail:
Sünde (Sin): In diesem Schritt überlegst du, ob der Bibeltext eine spezifische Sünde aufzeigt, vor der du dich hüten solltest. Es geht darum, persönliche Fehler oder falsche Verhaltensweisen zu erkennen, die der Text anspricht. Sprich, Sünde, wird hier als Verfehlung gegenüber den „Lebens fördernden Standards“ definiert.
Verheißung (Promise): Hier suchst du nach Verheißungen in dem Text. Das können Zusagen Gottes sein, die dir Mut, Hoffnung oder Trost geben. Diese Verheißungen sind Erinnerungen an Gottes Charakter und seine treue Fürsorge.
Aktion (Action): Dieser Teil betrachtet, welche Handlungen oder Verhaltensänderungen der Text vorschlägt. Es geht um konkrete Schritte, die du unternehmen kannst, um deinen Glauben in die Tat umzusetzen.
Appell (Command): Hier identifizierst du, ob es in dem Text ein direktes Gebot oder eine Aufforderung gibt, die Gott an seine Leser richtet. Dieser Schritt hilft dir, Gottes Willen für dein Leben besser zu verstehen.
Beispiel (Example): Schließlich suchst du nach Beispielen im Text, die du nachahmen (oder manchmal auch vermeiden) solltest. Das können Handlungen oder Charaktereigenschaften von Personen in der Bibel sein, die als Vorbild dienen.
Diese Methode hilft dabei, die Bibel nicht nur als historisches oder spirituelles Dokument zu lesen, sondern sie auch praktisch und persönlich anzuwenden. Sie dient dazu, das Wort Gottes lebendig und relevant im Alltag zu machen.
