Jesaja 6:8 Bereit? — „Nein, aber bin 100% dabei!“

Einleitender Impuls:

„Danach hörte ich den Herrn fragen: ‚Wen soll ich zu meinem Volk senden? Wer will unser Bote sein?‘ Ich antwortete: ‚Ich bin bereit, sende mich!‘“ (Jesaja 6:8)

Hast du dich schon mal gefragt, was es bedeutet, wirklich bereit zu sein? In Jesaja 6:8 sieht Jesaja sich mit einer Frage konfrontiert, die sein ganzes Leben verändert. Gott ruft ihn – und ohne zu zögern, sagt Jesaja: „Hier bin ich, sende mich!“ Aber was bedeutet das für uns? Wir sind vielleicht nicht dazu berufen, Propheten zu sein, aber dieser Text fordert uns heraus, darüber nachzudenken, wo wir heute „Ja“ zu etwas Größerem sagen können. Es geht nicht um Perfektion oder darum, alles im Griff zu haben, sondern um die Bereitschaft, sich führen zu lassen, offen zu sein und einen Unterschied zu machen – egal wie klein oder groß.

Dieser Text ist ein Spiegel, der uns fragt: „Wo ruft dich das Leben gerade?“ Wenn du bereit bist, neue Schritte zu gehen, könnte dieser Text dich dazu inspirieren, mutig zu antworten.

Fragen zur Vertiefung oder für Gruppengespräche:

  1. Wo spürst du in deinem Leben einen inneren Ruf, dem du bisher noch nicht gefolgt bist?
  2. Was hindert dich daran, dich auf neue Herausforderungen einzulassen, und wie kannst du diese Hindernisse überwinden?
  3. In welchen Momenten hast du in der Vergangenheit gespürt, dass du bereit bist, einen mutigen Schritt zu gehen? Was hat dich damals bestärkt?

Parallele Bibeltexte als Slogans:

Matthäus 28:19 — „Geht hin und macht Jünger aus allen Völkern“

1. Mose 12:1 — „Geh aus deinem Land, in das Land, das ich dir zeigen werde“

Jeremia 1:7 — „Sag nicht: Ich bin zu jung! Du wirst gehen, wohin ich dich sende“

Markus 1:17 — „Folgt mir nach, und ich will euch zu Menschenfischern machen“

Und !? Möchtest du dich noch weiter in dieses Thema vertiefen? Im Anschluss findest du die Schritte die ich für diesen Impuls gegangen bin. Die Informationen hole ich mir meistens aus BibleHub.com damit auch du es nachschlagen kannst.


Hey, schön, dass wir gemeinsam tiefer in Jesaja 6:8 eintauchen. Bevor wir den Vers genauer betrachten, lass uns die Betrachtung mit einem Gebet beginnen:

Vater im Himmel, wir kommen jetzt vor Dich mit offenen Herzen, bereit, Deine Stimme zu hören. Du hast gefragt: „Wen soll ich senden?“ Und wir stehen heute wie Jesaja vor Dir und sagen: „Hier bin ich, sende mich!“ Öffne unsere Augen für Deine Wahrheit, unsere Ohren für Deine Weisheit und lass uns die Bedeutung Deiner Worte erkennen. Mögen wir den Mut und die Hingabe haben, auf Deinen Ruf zu antworten, so wie Jesaja es tat.

In Jesu Namen beten wir,

Amen.

Der Text:

Jesaja 6:8 Hfa Danach hörte ich den Herrn fragen: »Wen soll ich zu meinem Volk senden? Wer will unser Bote sein?« Ich antwortete: »Ich bin bereit, sende mich!«

Der Kontext:

In diesem Abschnitt geht es darum, die grundlegenden Fragen – das „Wer“, „Wo“, „Was“, „Wann“ und „Warum“ – zu klären. Das Ziel ist es, ein besseres Bild von der Welt und den Umständen zu zeichnen, in denen dieser Vers verfasst wurde. So bekommen wir ein tieferes Verständnis für die Botschaft, bevor wir uns den Details widmen.

Jesaja 6 spielt sich in einer besonderen Zeit Israels ab, genauer gesagt im Jahr, als König Usija starb. König Usija hatte über 50 Jahre geherrscht, und sein Tod markierte das Ende einer Ära. Für das Volk Israel war es eine Zeit des Umbruchs, der Unsicherheit und der Furcht vor politischen Instabilitäten. Sie befanden sich in einer Phase, in der das Nordreich Israel und das Südreich Juda zunehmend von äußeren Feinden wie den Assyrern bedroht wurden. Gleichzeitig war die moralische und spirituelle Lage des Volkes alles andere als rosig. Das Volk hatte sich von Gott abgewandt, und es gab Korruption, Ungerechtigkeit und Götzendienst im Land.

In dieser schwierigen Zeit wird Jesaja, der Prophet, zu einem intensiven Gotteserlebnis berufen. Er hat eine Vision von Gott, wie Er auf einem hohen und erhabenen Thron sitzt, umgeben von seraphischen Wesen, die „Heilig, heilig, heilig“ rufen. Diese Vision zeigt die absolute Majestät und Heiligkeit Gottes und macht Jesaja sofort seine eigene Unreinheit bewusst. Er erkennt seine eigene Sündhaftigkeit und die des Volkes, dem er angehört.

Inmitten dieser Vision und Jesajas überwältigendem Gefühl der Unwürdigkeit berührt ein Seraph mit einer glühenden Kohle seine Lippen – ein symbolischer Akt der Reinigung und Vergebung. Erst nach dieser Läuterung fühlt sich Jesaja in der Lage, auf Gottes Frage zu antworten: „Wen soll ich senden?“ Die Berufung, die hier stattfindet, geht also nicht nur darum, eine Mission zu erfüllen, sondern auch darum, dass Jesaja von Gott gereinigt wird und als Bote der Gerechtigkeit und des Gerichts zu seinem Volk gesandt wird.

Dieser Kontext ist wichtig, weil er die Dramatik der Situation zeigt: Gott sucht jemanden, der bereit ist, die Botschaft an ein Volk zu überbringen, das oft ablehnt, zuhört oder sich gar nicht darum schert. Jesajas Bereitschaft „Hier bin ich, sende mich“ ist eine Antwort auf diese gewaltige Erfahrung und Reinigung durch Gottes Gnade, was ihm den Mut und die Kraft gibt, Gottes Botschaft trotz der bevorstehenden Herausforderungen zu verkünden.

Die Schlüsselwörter:

Jesaja 6:8 Ursprünglicher Text (Hebräisch – Masoretischer Text) וָאֶשְׁמַע אֶת־קוֹל אֲדֹנָי אֹמֵר אֶת־מִי אֶשְׁלַח וּמִי יֵלֶךְ־לָנוּ וָאֹמַר הִנְנִי שְׁלָחֵנִי

Übersetzung von Jesaja 6:8 aus dem hebräischen Masoretischen Text:

„Dann hörte ich die Stimme des Herrn, der sprach: Wen soll ich senden? Und wer wird für uns gehen? Und ich sprach: Hier bin ich, sende mich!“

Semantisch-pragmatische Kommentierung der Schlüsselwörter

  • קוֹל אֲדֹנָי (kol Adonai) „die Stimme des Herrn“: „קוֹל“ (Stimme) ist hier mehr als nur akustische Wahrnehmung. Sie symbolisiert Gottes aktive Präsenz und Ruf. Es geht nicht nur um das Hören, sondern darum, auf Gottes Absicht zu reagieren. „אֲדֹנָי“ (Adonai) ist einer der Ehrentitel für Gott und betont Seine Herrschaft und Autorität.
  • אֶת־מִי אֶשְׁלַח (et-mi eshlach) „Wen soll ich senden?“: Das Verb „שָׁלַח“ (senden) impliziert eine Beauftragung mit einer Mission. Es geht hier nicht nur um ein „Schicken“, sondern um eine gezielte Berufung. Gott fragt nach jemandem, der als Bote Seines Willens agieren soll. Diese Frage hat Gewicht – es geht um Verantwortung und Vertrauen.
  • וּמִי יֵלֶךְ־לָנוּ (u-mi yelech-lanu) „Wer wird für uns gehen?“: „יֵלֶךְ“ (gehen) drückt die Bereitschaft und Entschlossenheit aus, die Botschaft nicht nur zu empfangen, sondern auch aktiv weiterzutragen. Hier zeigt sich der Aspekt des Dienstes: Es wird ein Bote gesucht, der bereit ist, sich auf den Weg zu machen und die Mission zu erfüllen.
  • הִנְנִי (hineni) „Hier bin ich“: Dieses einfache, aber kraftvolle Wort bedeutet viel mehr als nur „ich bin hier“. Es drückt absolute Verfügbarkeit und Bereitschaft aus. „Hineni“ wird in der Bibel oft von Figuren verwendet, die Gott auf besondere Weise gehorchen. Es ist die Antwort eines Menschen, der sein Leben vollständig in Gottes Hände legt.
  • שְׁלָחֵנִי (shelacheni) „sende mich“: „שָׁלַח“ wird hier erneut verwendet, diesmal als Aufforderung von Jesaja. Er ist nicht passiv, sondern bittet aktiv darum, gesendet zu werden. Es ist ein Ausdruck seiner Hingabe und seines Mutes, sich für Gottes Auftrag zur Verfügung zu stellen, ohne zu wissen, was genau auf ihn zukommt.

Ein Kommentar zum Text:

Jesaja 6:8 ist weit mehr als eine bloße Berufungsgeschichte eines Propheten. Dieser Vers bringt die essentielle Dynamik zwischen Gott und Mensch zum Ausdruck, eine Beziehung, die sowohl auf göttlicher Initiative als auch auf menschlicher Antwort basiert. Die „Stimme des Herrn“ (קוֹל אֲדֹנָי, kol Adonai), die Jesaja in dieser dramatischen Vision hört, symbolisiert nicht nur die akustische Präsenz Gottes, sondern ist Ausdruck göttlicher Autorität. In der Bibel steht die „Stimme Gottes“ häufig für den Moment, in dem der Mensch mit der unüberwindlichen Realität Gottes konfrontiert wird. Schon bei Adam und Eva im Garten Eden wird diese Stimme vernommen (1. Mose 3:8) – nicht als verurteilende Kraft, sondern als Aufruf zur Reflexion und Umkehr. Die Stimme stellt eine Herausforderung dar, und wer sie hört, wird mit einer Entscheidung konfrontiert. Es ist kein Zufall, dass Gottes Stimme in Jesajas Berufungsvision im Kontext von Chaos und Ungewissheit ertönt, denn der König Usija ist tot, das Volk Israel ist in einer moralischen Krise, und die äußere Bedrohung durch Assyrien wächst. Gottes Stimme kommt also oft dann, wenn es am schwersten fällt zuzuhören – in Momenten der Not.

Doch die Frage, die Gott stellt, „Wen soll ich senden?“ (אֶת־מִי אֶשְׁלַח, et-mi eshlach), enthält eine theologisch tiefgründige Spannung. Als allwissender Gott müsste er doch wissen, wer antworten wird. Warum stellt er also die Frage? Diese Frage zeigt die enge Beziehung zwischen göttlicher Vorsehung und menschlichem freien Willen. Gott zwingt niemanden zu einer Antwort; er ruft, aber er überlässt es dem Menschen, darauf zu antworten. Diese Dynamik findet sich nicht nur in Jesaja, sondern zieht sich durch die gesamte biblische Geschichte. Mose, zum Beispiel, steht in 2. Mose 3:11 vor einer ähnlichen Situation, als Gott ihn auffordert, sein Volk aus Ägypten zu führen. Auch dort stellt sich die Frage nach der Bereitschaft und der Freiheit des Menschen, Gottes Ruf zu folgen, obwohl die Konsequenzen noch völlig unklar sind.

Interessant ist, dass die Frage Gottes im Plural formuliert ist: „Wer wird für uns gehen?“ Dies deutet auf ein himmlisches Beratungsgespräch hin, ähnlich wie wir es in 1. Mose 1:26 sehen, als Gott sagt: „Lasst uns Menschen machen.“ Hier könnte man in theologischen Diskussionen über die Trinität einen Ansatz finden, insbesondere im Lichte des christlichen Verständnisses eines dreieinigen Gottes. Doch auch ohne diesen theologischen Blick eröffnet sich eine einfache, aber tiefe Wahrheit: Gott arbeitet nie allein. Er lädt den Menschen ein, ein Teil seines Plans zu sein. Diese Einladung zur Zusammenarbeit ist das Herzstück der göttlichen Berufung. Sie zeigt, dass Gott den Menschen, trotz seiner Schwächen und Unzulänglichkeiten, als Partner in seinem Heilsplan sieht. In der Philosophie spricht man hier oft von der „Ko-Kreativität“ des Menschen mit Gott – eine Zusammenarbeit, die nicht auf Zwang, sondern auf freiwilliger Hingabe basiert.

„Hineni“ (הִנְנִי) „Hier bin ich“ – dieses hebräische Wort ist eines der kraftvollsten Beispiele für eine Antwort auf Gottes Ruf. Es ist mehr als ein einfaches „Ja, ich bin hier“. Es bedeutet Hingabe, eine Bereitschaft, die eigene Existenz Gott anzuvertrauen, ohne zu wissen, was kommen wird. Abraham spricht dieses Wort, als Gott ihn auffordert, seinen Sohn Isaak zu opfern (1. Mose 22:1), und auch Samuel antwortet mit „Hineni“, als er Gottes Stimme in der Nacht hört (1. Samuel 3:4). Diese Antwort steht im Mittelpunkt jeder echten Berufung: die Bereitschaft, den eigenen Weg zu verlassen und sich ganz auf Gottes Plan einzulassen. Doch genau hier liegt eine tiefgehende Herausforderung. Bonhoeffer spricht von der „billigen Gnade“ – der Vorstellung, dass wir oft glauben, Gott zu dienen, ohne wirklich Opfer zu bringen. Jesajas „Hier bin ich, sende mich“ ist das Gegenteil dieser billigen Gnade. Es ist keine leichtfertige Antwort, sondern eine mutige Entscheidung, die sein Leben radikal verändert. Wer bereit ist, „Hineni“ zu sagen, sollte bereit sein, gewisse Dinge aufzugeben, wie die Jünger, die ihre Netze verlassen haben (Lukas 5:11). Doch wie können wir diese Hingabe in einer Welt voller Ablenkungen und Verpflichtungen leben? Diese Frage fordert uns heraus, unseren Alltag und unsere Prioritäten zu überdenken.

„Sende mich“ (שְׁלָחֵנִי, shelacheni) – dieses Wort ist die aktive Bitte, in den Dienst Gottes gestellt zu werden. Jesaja wartet nicht passiv ab, sondern ergreift die Initiative. Hier wird der Unterschied zwischen Berufung und passivem Glauben deutlich. Eine Berufung fordert aktive Beteiligung, und oft bedeutet sie, Risiken einzugehen und vertraute Wege zu verlassen. In dieser Hinsicht erinnert Jesajas Bitte an die Haltung der Apostel im Neuen Testament, die bereit waren, Dinge aufzugeben, um Jesus nachzufolgen (Matthäus 19:27). Doch diese Bereitschaft bringt auch Fragen mit sich: Wie können wir heute, in einer Zeit der Selbstverwirklichung und des Individualismus, solche Opfer bringen? Ist es überhaupt realistisch, Dinge aufzugeben, um Gott zu folgen? Diese Fragen sind unbequem, weil sie uns mit unseren eigenen Prioritäten konfrontieren. Jesaja zeigt uns jedoch, dass wahre Berufung oft genau in solchen Momenten entsteht, in denen wir uns entscheiden müssen, worauf wir wirklich vertrauen – auf unsere eigenen Pläne oder auf Gottes Führung.

Die theologische Spannweite von Jesaja 6:8 liegt nicht nur in der persönlichen Hingabe Jesajas, sondern auch in der universellen Bedeutung dieser Worte. Jeder Mensch wird irgendwann mit der Frage Gottes konfrontiert: „Wen soll ich senden?“ Doch die Antwort darauf ist keine, die wir leichtfertig geben können. Sie erfordert Reflexion, Mut und vor allem Vertrauen. Jesaja lehrt uns, dass der Ruf Gottes immer auch eine Begegnung mit der eigenen Zerbrechlichkeit und Unvollkommenheit ist. Doch genau hier, in der Spannung zwischen menschlicher Begrenztheit und göttlicher Berufung, entsteht Raum für Gnade und Transformation.

Die SPACE-Anwendung*

Die SPACE-Anwendung ist eine Methode, um biblische Texte praktisch auf das tägliche Leben anzuwenden. Sie besteht aus fünf Schritten, die jeweils durch die Anfangsbuchstaben von „SPACE“ repräsentiert werden:

S – Sünde (Sin):

Jesaja 6:8 zeigt keine explizite Sünde auf, aber wenn wir tiefer darüber nachdenken, könnte man die Versuchung sehen, Gottes Ruf zu ignorieren oder sich ihm zu entziehen. Es ist leicht, in unserem Leben den „Ruf“ Gottes zu überhören – sei es aus Angst, Unsicherheit oder einfach, weil wir uns von anderen Dingen ablenken lassen. Die Sünde hier wäre also, nicht auf diesen inneren Ruf zu hören, der uns zu einer größeren Aufgabe ruft. Wir alle neigen dazu, uns manchmal hinter Ausreden oder der Angst vor dem Unbekannten zu verstecken.

P – Verheißung (Promise):

Die große Verheißung, die wir in diesem Text zwischen den Zeilen lesen können, ist, dass Gott uns nicht nur ruft, sondern uns auch ausrüstet, wenn wir uns entscheiden, ihm zu folgen. Jesaja wird nicht allein gelassen, sondern Gott gibt ihm die Kraft und den Mut, das zu tun, was er ihm aufträgt. In Jesaja 41:10 sagt Gott: „Fürchte dich nicht, denn ich bin bei dir; sei nicht erschrocken, denn ich bin dein Gott!“ Das ist eine kraftvolle Zusage, dass wir nie alleine gehen, wenn wir auf Gottes Ruf antworten – er ist immer an unserer Seite.

A – Aktion (Action):

Die Handlung, zu der dieser Text uns anregt, ist klar: Wir sollten uns offen für Gottes Führung zeigen. Es wäre gut, immer Mal wieder innezuhalten und zu fragen: „Wo ruft mich Gott in meinem Leben? Wo kann ich einen Unterschied machen?“ Vielleicht bedeutet es, für jemanden da zu sein, der Unterstützung braucht, oder eine Aufgabe zu übernehmen, die außerhalb deiner Komfortzone liegt. Wichtig ist, sich immer wieder neu dafür zu entscheiden, bereit zu sein – wie Jesaja. Diese Bereitschaft bringt uns oft an Orte, die wir uns nie hätten vorstellen können.

C – Appell (Command):

Der Appell dieses Textes könnte nicht deutlicher sein: „Hier bin ich, sende mich!“ Es ist eine Aufforderung, nicht nur Zuschauer des Lebens zu sein, sondern aktiv Teil von Gottes Plan zu werden. Das bedeutet nicht, dass du sofort eine riesige Aufgabe übernehmen musst. Manchmal sind es die kleinen Dinge, bei denen Gott dich ruft – ein ermutigendes Wort, ein Gebet für jemanden, der es nötig hat, oder ein freundlicher Akt. Jeder Schritt zählt. In der Bibel finden wir viele Beispiele von Menschen, die sich haben rufen lassen.

E – Beispiel (Example):

Das offensichtlichste Beispiel in diesem Text ist Jesaja selbst, der, obwohl er sich zunächst seiner eigenen Unreinheit bewusst ist, Gottes Ruf annimmt. Er lässt sich von seiner Angst und Unzulänglichkeit nicht aufhalten. Wir können von ihm lernen, dass es weniger darauf ankommt, wie qualifiziert wir uns fühlen, sondern darauf, wie bereit wir sind, uns auf Gott zu verlassen. Ein weiteres inspirierendes Beispiel könnte Ananias in Apostelgeschichte 9 sein. Er hatte die Aufgabe, Saulus (später Paulus) zu heilen. Obwohl er Angst hatte, vertraute er Gott und spielte eine entscheidende Rolle im Leben des zukünftigen Apostels. Es zeigt, dass auch die kleineren Aufträge, die Gott uns gibt, eine immense Bedeutung haben können.

Persönliche Identifikation mit dem Text:

In diesem Schritt stelle ich mir sogenannte „W“ Fragen: „Was möchte der Text mir sagen?“ in der suche nach der Hauptbotschaft. Dann überlege ich, „Was sagt der Text nicht?“ um Missverständnisse zu vermeiden. Ich reflektiere, „Warum ist dieser Text für mich wichtig?“ um seine Relevanz für mein Leben zu erkennen. Anschließend frage ich mich, „Wie kann ich den Text in meinem Alltag umsetzen/anwenden?“ um praktische Anwendungsmöglichkeiten zu finden. Weiterhin denke ich darüber nach, „Wie wirkt sich der Text auf meinen Glauben aus?“ um zu sehen, wie er meinen Glauben stärkt oder herausfordert. Schließlich frage ich, „Welche Schlussfolgerungen kann ich für mich aus dem Gesagten ziehen?“ um konkrete Handlungen und Einstellungen abzuleiten.

Es gibt oft diese Momente, in denen uns ein biblischer Text wie Jesaja 6:8 trifft und wir denken: „Wow, das ist kraftvoll!“ Aber gleichzeitig merken wir auch eine innere Spannung – die Diskrepanz zwischen dem, was der Text sagt, und dem, was unsere Realität uns zeigt. Da ist dieses mächtige Bild von Jesaja, der mutig sagt: „Hier bin ich, sende mich!“ Und dann fragen wir uns: „Würde ich das auch so sagen? Bin ich bereit, mich so hinzugeben?“ Es ist, als ob der Text uns mit einem Spiegel konfrontiert, der nicht immer nur die glänzendsten Seiten unserer Seele zeigt. Und das ist okay. Es braucht Mut, sich dieser Spannung zu stellen, weil genau darin das Wachstum liegt.

Wenn ich über diesen Text nachdenke, spricht er mich auf einer sehr persönlichen Ebene an. Er lädt mich ein, über meine eigene Bereitschaft nachzudenken, auf Gottes Ruf zu antworten. Dabei wird mir klar, dass der Text mir eigentlich zwei Dinge sagen will: Erstens, dass Gott jeden von uns ruft. Ob das nun im Kleinen ist – wie ein freundliches Wort an unsere Mitmenschen, der gerade eine schwere Zeit durchmacht – oder in etwas Größerem, wie eine bewusste Entscheidung, für etwas einzustehen, das dir am Herzen liegt. Zweitens, der Text zeigt mir, dass ich nie perfekt oder „fertig“ sein muss, um gerufen zu werden. Jesaja fühlte sich in seiner Vision auch unrein und unzulänglich, bevor Gott ihn reinigte. Und trotzdem sagte er Ja. Das ist eine Ermutigung: Gott sucht keine Perfektion, er sucht nur Offenheit.

Interessant ist auch, was der Text nicht sagt. Er sagt nicht, dass es leicht sein wird. Der Text lässt den Teil aus, der uns die Herausforderungen und vielleicht auch die Zweifel zeigt, die Jesaja später erlebt haben muss. Und das ist wichtig. Denn oft denken wir, wenn Gott uns ruft, müsste alles glatt laufen. Aber so funktioniert das nicht immer. Der Weg, der vor uns liegt, kann holprig sein, und es wäre gut, das nicht zu übersehen. Doch das Fehlen dieses Aspekts zeigt uns auch, dass der Fokus auf etwas anderem liegt: auf der Entscheidung, überhaupt Ja zu sagen. Das Ja ist der entscheidende Schritt – alles andere ergibt sich, während wir auf diesem Weg unterwegs sind. Der Text will uns also nicht in die Irre führen, er will uns vielmehr die Kraft dieses ersten Schritts vor Augen führen.

Warum ist das wichtig? Weil es zeigt, dass wir nicht auf den „perfekten Moment“ warten sollten, um uns zu engagieren oder einen Unterschied zu machen. Es ist gut, wenn wir uns daran erinnern, dass Gott uns in dem Zustand ruft, in dem wir uns gerade befinden – mit all unseren Fehlern, Zweifeln und Schwächen. Wenn ich auf mein Leben schaue, sehe ich so viele Momente, in denen ich mich nicht bereit gefühlt habe. Und trotzdem gab es diese kleinen Schritte, wo ich einfach „Ja“ gesagt habe – und meistens kam der Rest später. Das ist das Schöne an Gottes Ruf: Er kommt zu uns mitten in unserem Alltag, egal wie chaotisch oder unperfekt es gerade zugeht.

Wie wirkt sich dieser Text also auf meinen Glauben aus? Er ermutigt mich, mit Vertrauen und einem offenen Herzen durchs Leben zu gehen. Oft ist es die größte Herausforderung, überhaupt zu sagen: „Okay, Gott, ich bin dabei.“ Aber in dieser Bereitschaft liegt so viel Kraft. Dieser Text gibt mir den Mut, nicht auf perfekte Umstände zu warten, sondern dort zu starten, wo ich gerade bin. Es wäre gut, wenn wir das jeden Tag ein bisschen mehr verinnerlichen könnten: dass es nicht um Perfektion geht, sondern um die Bereitschaft, sich leiten zu lassen – mit all unseren Macken und Zweifeln.

Und wie lässt sich das in den Alltag integrieren? Ich denke, es fängt mit kleinen Schritten an. Es muss nicht immer ein großes „Hier bin ich, sende mich“ sein. Manchmal reicht ein einfaches „Okay, ich werde versuchen, heute bewusster auf andere zu achten“ oder „Ich sage ja zu dieser kleinen Gelegenheit, die mir heute über den Weg läuft“. Vielleicht bedeutet es, einem Freund eine ermutigende Nachricht zu schreiben oder in einer Diskussion den Mut zu haben, eine andere Perspektive einzubringen. Und vielleicht ist es auch, sich die Zeit zu nehmen, einfach mal still zu sein und zu fragen: „Gott, wo willst du mich gerade haben? Was möchtest du, dass ich heute tue?“

Die Schlussfolgerung für mich ist, dass ich mich von diesem Text inspirieren lassen kann, mutiger zu sein – in meiner Bereitschaft, auf Gott zu hören, und in meiner Offenheit, auch dann Ja zu sagen, wenn ich mich nicht 100%ig sicher fühle. Es ist nicht immer einfach, aber es wäre gut, wenn wir uns immer wieder daran erinnern: Der erste Schritt ist oft der schwierigste, aber er ist auch der wichtigste. Und wie Jesaja können wir lernen, auf die Stimme Gottes zu antworten – nicht weil wir perfekt sind, sondern weil wir bereit sind.


*Die SPACE-Analyse im Detail:

Sünde (Sin): In diesem Schritt überlegst du, ob der Bibeltext eine spezifische Sünde aufzeigt, vor der du dich hüten solltest. Es geht darum, persönliche Fehler oder falsche Verhaltensweisen zu erkennen, die der Text anspricht. Sprich, Sünde, wird hier als Verfehlung gegenüber den „Lebens fördernden Standards“ definiert.

Verheißung (Promise): Hier suchst du nach Verheißungen in dem Text. Das können Zusagen Gottes sein, die dir Mut, Hoffnung oder Trost geben. Diese Verheißungen sind Erinnerungen an Gottes Charakter und seine treue Fürsorge.

Aktion (Action): Dieser Teil betrachtet, welche Handlungen oder Verhaltensänderungen der Text vorschlägt. Es geht um konkrete Schritte, die du unternehmen kannst, um deinen Glauben in die Tat umzusetzen.

Appell (Command): Hier identifizierst du, ob es in dem Text ein direktes Gebot oder eine Aufforderung gibt, die Gott an seine Leser richtet. Dieser Schritt hilft dir, Gottes Willen für dein Leben besser zu verstehen.

Beispiel (Example): Schließlich suchst du nach Beispielen im Text, die du nachahmen (oder manchmal auch vermeiden) solltest. Das können Handlungen oder Charaktereigenschaften von Personen in der Bibel sein, die als Vorbild dienen.

Diese Methode hilft dabei, die Bibel nicht nur als historisches oder spirituelles Dokument zu lesen, sondern sie auch praktisch und persönlich anzuwenden. Sie dient dazu, das Wort Gottes lebendig und relevant im Alltag zu machen.