Philipper 3,12–14 → „Nicht dass ich es schon ergriffen habe … eins aber tue ich: Ich vergesse, was dahinten ist, und strecke mich aus nach dem, was vor mir ist, und jage auf das Ziel zu, den Siegespreis der himmlischen Berufung Gottes in Christus Jesus.“
Heute spreche ich über ein Thema, das uns alle betrifft: unsere Bestimmung. Klingt groß, oder? Aber die eigentliche Frage dahinter ist viel einfacher: Wofür bin ich da? Nicht: Was habe ich schon geschafft. Sondern: Wohin geht mein Leben? Und noch genauer: Wer bestimmt eigentlich, was mein Ziel ist? Ich beobachte bei mir und anderen, dass wir oft zuerst auf Erfolge starren statt auf Richtung. Das macht unsicher, manchmal ängstlich. Wir brauchen Klarheit, Sinn, innere Stimmigkeit. Nimm dir heute zehn Minuten und schreib nur eine Frage auf: „Wofür bin ich da – jetzt, in dieser Saison?“ Und wenn du dich beim Vergleichen erwischst, stopp kurz und notiere eine sachliche Beobachtung über deinen Tag – ohne Bewertung. Das nimmt dem Kopfkino die Lautstärke.
Die Bibel gibt uns dazu drei Bilder, die mich nicht loslassen. Paulus schreibt im Philipperbrief, dass er „noch nicht am Ziel ist“. Interessant, denn er hatte schon viel erreicht. Trotzdem sagt er: Ich jage weiter, weil Christus mich ergriffen hat. Dieses „ergriffen“ ist keine flüchtige Berührung, sondern etwas, das dich packt und trägt. Bestimmung ist nicht: Ich definiere mich selbst. Bestimmung ist: Ich bin von Gott ergriffen. Das befreit – ich muss nicht alles aus eigener Kraft rechtfertigen. Es fordert – ein Ruf verlangt Antwort. Und ja, das löst gemischte Gefühle aus: Erleichterung darüber, geführt zu sein, und Furcht, Kontrolle abzugeben. Vertraue dem Ruf und setz heute einen kleinen Schritt: ein kurzes Gebet, ein Anruf, ein Akt der Treue, den du bis heute Abend tust. Wenn Perfektionismus anspringt, sag dir einmal laut: „Ich wähle Treue statt Perfektion – heute nur diesen einen Schritt.“
Dann Korinth. Dort prallten Begabungen, Temperamente und Egos aufeinander. Paulus sagt: Jeder bekommt etwas vom Geist Gottes – aber nicht für sich, sondern zum Nutzen aller. Deine Gabe gehört dir nicht als Privatbesitz; sie ist dir gegeben, damit andere aufatmen. Bestimmung entdeckst du nicht im Grübeln, sondern im Tun: Setz das ein, was du hast, und tu es für andere. Wenn du dich übersehen fühlst, nenne das ehrlich: „Ich habe X gemacht und kaum Rückmeldung erhalten – das frustriert mich, weil mir Fairness und Teamgeist wichtig sind.“ Bitte um konkretes Feedback: „Sag mir bitte, wo mein Beitrag heute hilfreich war.“ Und wenn du denkst, du hast nichts zu geben, halte fest: Du bist Teil des Leibes – ohne dich fehlt etwas. Manchmal zeigt sich das Wirken des Geistes überraschend lebendig: ein leises Gebet, ein Satz zur rechten Zeit, eine unscheinbare Ermutigung. Ohne Liebe – agapē – bleibt alles leer. Darum setzt Paulus direkt nach: Die schönste Begabung verliert ihren Klang, wenn Liebe fehlt (1Kor 13).
Und schließlich dieses scharfe Gleichnis in Matthäus 25. Ein Herr vertraut seinen Knechten riesige Summen an – „Talente“ – und reist ab. Zwei handeln, einer vergräbt. Bei der Rückkehr werden die Treuen gelobt, der Passivgebliebene wird zur Rede gestellt. Das ist unbequem. Gott erwartet, dass wir mit dem, was er uns gegeben hat, etwas tun. Aber es geht nicht um die Menge: Der mit zwei Talenten hört dasselbe Lob wie der mit fünf. Entscheidend ist Treue, nicht Trophäen. Das Gleichnis steht mitten in Jesu Reden über seine Wiederkunft – Zuspruch und Warnung zugleich. Es will nicht Angst machen, sondern wachrütteln. Wer in Christus lebt, darf wissen: Seine Gnade trägt auch dort, wo wir versagen. Und praktisch? Der dritte Knecht vergräbt aus Furcht. Kennst du das – Angst vor Scheitern, Scham, harte Erwartungen im Ohr? Dann geh diese Woche ein kleines Risiko im Vertrauen: setz deine Gabe sichtbar ein, sprich jemanden an, starte einen Versuch – mit Datum und Uhrzeit. Teile einer Person mit, was du vorhast, und bitte um einen kurzen Check-in am Ende der Woche. Mut wächst, wenn er geteilt wird.
Zwischen diesen drei Texten entsteht ein Bild, das mich selbst immer wieder herausfordert. Meine Bestimmung ist kein Stimmungsbooster, auch kein Karriereplan. Sie ist Gottes Ruf – Christus, der mich ergriffen hat. Sie ist eingebettet in eine Gemeinschaft, die meine Gabe braucht. Und sie steht einmal vor Gott – er fragt, was ich mit dem Anvertrauten gemacht habe. Bestimmung ist Ruf, Gabe und Treue – alles ausgerichtet auf Christus. Ich kenne Phasen mit Schwung und Phasen des Stillstands. Da sind Freude über Sinn, Trauer über Versäumtes, Angst vor Bewertung. Was hilft? Ein täglicher Treueschritt von 10–20 Minuten, eine Woche lang. Danach kurz notieren: Was hat gedient? Was war nur Beschäftigung? So bekommt Treue Struktur.
Vielleicht fragst du dich: Wo stehe ich gerade? Im „Noch nicht“ und trotzdem unterwegs – oder kreisend im Kopf? Bin ich Teil einer Gemeinschaft, die meine Gabe sieht und braucht – oder ziehe ich mich zurück, weil ich denke, es reicht nicht? Welches Gottesbild treibt mich: ein strenger Buchhalter oder der Herr, der mir vertraut und mich in seine Freude rufen will? Wenn du dich schwach fühlst, halte fest: Gott trägt dich mit. Er lässt nicht los, auch wenn deine Kraft am Ende ist. „Auf der Stelle treten“ ist oft eine Bewertung – konkret ist eher: „Ich habe X seit drei Wochen nicht begonnen.“ Bitte heute eine Person, dich eine Woche lang täglich kurz zu fragen: „Was war dein Treueschritt?“ Kämpfe das nicht allein aus. Formuliere klare Bitten an deine Leute: „Ich brauche diese Woche Gebet/konkrete Hilfe/Gesellschaft – könnt ihr…?“
Diese Fragen gehen nicht in fünf Minuten weg. Sie lohnen sich. Weil dein Leben mehr ist als Zufall. Weil Gott dich ergriffen hat. Weil deine Gabe zählt. Weil Treue kein Nebenthema ist, sondern das, worauf es am Ende ankommt. Vielleicht heißt Treue heute: deinem Kind geduldig zuhören. Deine kleine Gabe in der Gemeinde einbringen. Jemandem beistehen, der gerade dünnhäutig ist. Bestimmung ist oft so schlicht. Mach’s konkret: Setz dir für heute eine 15-Minuten-Treuehandlung – danach 10 Minuten echte Pause, ohne Bildschirm. So riecht der Tag nach Sinn und nicht nach Stress.
Bestimmung ist wie ein Faden, der sich durch dein Leben zieht – mal sichtbar, mal verborgen, aber nie abgerissen. Gott hat ihn gelegt. Spür ihm nach: Notiere drei Situationen der letzten Monate, in denen du dich stimmig und lebendig erlebt hast – was genau ist passiert, wie hast du dich gefühlt, welches Bedürfnis wurde genährt? Am Ende siehst du klarer, wohin der Faden führt.
Fragen zur Vertiefung oder für Gruppengespräche:
- Woher nimmst du im Moment deine Orientierung – aus Gottes Ruf oder eher aus Erwartungen, Vergleichen und Plänen? Die Frage will dich einladen, dein Fundament zu prüfen, ohne gleich Antworten parat zu haben.
- Wie könnte ein kleiner Schritt aussehen, in dem du deine Gabe diese Woche so einsetzt, dass andere konkret davon profitieren? Damit übersetzt du den Text in den Alltag und machst ihn anfassbar.
- Was würde es für dein Leben verändern, wenn du Bestimmung nicht als Druck, sondern als Vertrauen Gottes in dich begreifst? Die Frage will Herz und Kopf öffnen, ohne zu belehren.
Parallele Bibeltexte als Slogans mit Anwendung:
Hebräer 12,1–2 – „Lauf mit Ausdauer und Blick auf Jesus.“ → Erinnert daran, dass dein Weg nicht auf Selbstdisziplin gründet, sondern auf Orientierung an Christus.
Römer 12,4–6 – „Viele Glieder, ein Leib, viele Gaben.“ → Hilft, die eigene Gabe in die Gemeinschaft einzubringen und Vielfalt zu schätzen.
Jakobus 2,17 – „Glaube ohne Werke ist tot.“ → Zeigt, dass Treue sichtbar werden muss – nicht als Leistung, sondern als Ausdruck lebendigen Glaubens.
Epheser 2,10 – „Geschaffen für gute Werke.“ → Macht Mut, dass Gott schon Wege vorbereitet hat, in die du treten darfst.
Theologische Ausarbeitung Hier findest du die Ausarbeitung, die auf den 7 Schritten nach Chevalier basieren. Diese habe ich mir im Theologie Studium angeeignet. Ich gehe jeden Bibeltext zuerst methodisch durch – Einführung, Kontext, Textkritik, Übersetzung, historisch-geographischer Rahmen, literarische Struktur und Semantik – und daraus entstehen die Beiträge (wo sinnvoll mit einer ruhigen theologisch-praktischen Einordnung). Ich arbeite mit den Ressourcen, die ich zur Hand habe – vor allem meiner Digitalen-Bibliothek (eine Bibelsoftware mit Kommentaren, Grammatiken und Werkzeugen). Ich verstehe mich nicht als Experte, sondern als Lernender: Ich teile hier, was ich auf dem Weg entdecke – nicht von oben herab, sondern damit du mitprüfen, mitdenken und es in deinem Alltag weiterführen kannst.
