Fettgedrucktes für schnell Leser…
Einleitender Impuls:
Gott erklärt sich nicht. Er stellt sich auch nicht vor. Kein „Hallo, ich bin’s.“ Kein Lebenslauf. Kein Beweis. Stattdessen: Ein Satz. Kein Beweisstück – ein Ruf. Und dieser erste Satz der Bibel ist nicht an die Wissenschaft gerichtet, sondern an dein Herz. Er will nicht, dass du ihn berechnest – er will, dass du dich angesprochen fühlst. Nicht alles beginnt mit dir. Aber du beginnst mit diesem Satz.
Was dieser Vers nicht sagt: Dass du verstehen musst, wie alles funktioniert, um vertrauen zu dürfen. Oder dass du erst mal perfekt glauben musst, um gemeint zu sein. Was er stattdessen sagt: Du bist nicht zufällig hier. Du bist nicht Produkt, sondern Gottes Gegenüber. Du bist gewollt – nicht, weil du leistest, sondern weil du, du bist. Und das verändert die Perspektive. Auf dich selbst. Auf deinen Alltag. Auf das, was dich gerade vielleicht überfordert.
Vielleicht brauchst du heute nicht die Antwort auf all deine Fragen. Vielleicht brauchst du nur die Erinnerung, dass es einen Anfang gibt – einen guten Anfang, der nicht mit deinem Können beginnt, sondern mit Gottes Wort. Ein Wort, das ruft: „Ich will dich. Du sollst sein.“ Wenn du das hörst – wirklich hörst – dann verändert sich nicht alles sofort. Aber du beginnst anders zu leben. Und das reicht für heute.
Fragen zur Vertiefung oder für Gruppengespräche:
- Wo versuchst du gerade, selbst der Anfang zu sein – und was macht das mit deinem Glauben, deiner Kraft, deinem Selbstbild?
- Wie gehst du damit um, wenn Gott nicht antwortet wie erwartet – sondern nur still da ist und dich anschaut?
- Was wäre anders in deinem Leben, wenn du nicht mehr beweisen müsstest, dass du „genug bist“, sondern einfach nur antworten dürftest?
Parallele Bibeltexte als Slogans mit Anwendung:
Johannes 1,1 – „Im Anfang war das Wort.“ → Nicht die Erklärung steht am Anfang, sondern die Beziehung – und die spricht dich an.
Psalm 139,13 – „Du hast mich gewoben.“ → Du bist kein Zufall. Du bist gewollt, gestaltet, gemeint.
Jesaja 43,1 – „Ich habe dich bei deinem Namen gerufen.“ → Dein Wert beginnt nicht mit Leistung, sondern mit einem Ruf.
Hebräer 11,3 – „Durch Glauben erkennen wir…“ → Gott zu vertrauen heißt, nicht alles zu wissen – aber genug gehört zu haben, um loszugehen.
Wenn du wissen willst, warum 1. Mose 1,1 mehr ist als ein Vers über die Vergangenheit, und was es bedeuten kann, wenn du selbst nicht der Anfang sein musst, dann nimm dir 20 Minuten und tauch ein – vielleicht hörst du darin etwas, das du schon lange gebraucht hast.
Bevor wir gemeinsam in 1. Mose 1,1 eintauchen, lass uns kurz innehalten und diesen Anfang mit einem Gebet eröffnen.
Liebevoller Vater, du bist der Anfang von allem – nicht nur im Text, sondern in unserem Leben. Du sprichst nicht einfach nur Worte, du erschaffst mit ihnen. Du hast Himmel und Erde ins Dasein gerufen – nicht aus Versehen, sondern aus Liebe. Und genau deshalb sind wir hier: weil wir glauben, dass dein Wort auch heute noch Neues schaffen kann.
Wir bitten dich: Öffne unser Herz für diesen ersten Satz, der mehr ist als ein Einstieg. Lass uns spüren, was es bedeutet, dass du da warst, bevor wir überhaupt wussten, dass wir dich brauchen. Und dass dein „Am Anfang“ auch unser Anfang sein darf – immer wieder.
In Jesu Namen beten wir,
Amen.
Der Text:
Zunächst werfen wir einen Blick auf den Text in verschiedenen Bibelübersetzungen. Dadurch gewinnen wir ein tieferes Verständnis und können die unterschiedlichen Nuancen des Textes in den jeweiligen Übersetzungen oder Übertragungen besser erfassen. Dazu vergleichen wir die Elberfelder 2006 (ELB 2006), Schlachter 2000 (SLT), Luther 2017 (LU17), Basis Bibel (BB) und die Hoffnung für alle 2015 (Hfa).
Der Kontext:
In diesem Abschnitt geht es darum, die grundlegenden Fragen – das „Wer“, „Wo“, „Was“, „Wann“ und „Warum“ – zu klären. Das Ziel ist es, ein besseres Bild von der Welt und den Umständen zu zeichnen, in denen dieser Vers verfasst wurde. So bekommen wir ein tieferes Verständnis für die Botschaft, bevor wir uns den Details widmen.
Kurzgesagt… Der erste Satz der Bibel ist nicht einfach nur der Anfang einer Geschichte – er ist der Anfang von allem. Kein Mythos, kein Gedankenspiel, sondern eine Aussage mit Gewicht: Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde. Damit setzt die Bibel ein Zeichen – und zwar nicht als Erklärungslücke, sondern als klare Standortbestimmung. Hier geht es nicht um ein Märchen für den Hausgebrauch, sondern um die göttliche Grundlage allen Seins.
Wenn du dir vorstellst, du schlägst eine lange Familienchronik auf, dann steht da nicht zuerst: „Es war einmal…“, sondern: „Hier beginnt alles – weil Gott es begonnen hat.“ Genau das ist der Klang von 1. Mose 1,1. Die Bibel startet nicht mit dem Menschen, nicht mit einem Problem, sondern mit einem Gott, der da ist, bevor irgendetwas anderes existiert. Und dieser Gott spricht. Nicht in Rätseln, sondern klar. Nicht chaotisch, sondern geordnet. Nicht bedrohlich, sondern schöpferisch.
Dieser Satz wurde von Mose aufgeschrieben – inspiriert vom Geist Gottes (vgl. 2. Mose 24,4; Joh 5,46). Nicht im luftleeren Raum, sondern in einem konkreten historischen Zusammenhang: das Volk Israel war auf dem Weg, sich als Gottes Volk zu verstehen – herausgerufen aus einer Welt voller Vielgötterei, Magie und Chaos-Erzählungen. Und mitten in diese Welt hinein spricht der biblische Gott: Ich bin nicht Teil der Natur, ich bin ihr Ursprung. Ich bin nicht Produkt eurer Vorstellungen, ich bin der Schöpfer selbst. Keine Sonne, kein Fluss, kein Tier wird hier angebetet. Keine Machtkämpfe am Anfang. Nur ein Schöpfer, der aus nichts etwas macht – und das mit Absicht.
Gerade in diesem Umfeld, in dem Götter oft personifizierte Naturgewalten waren und Menschen versuchten, sich durch Rituale und Opfer einen Platz im Kosmos zu sichern, ist dieser erste Vers wie ein Fundament unter den Füßen: Stabil. Klar. Wohltuend nüchtern. Kein Drama, keine göttliche Eifersucht, keine kosmischen Kriege. Nur ein Anfang – und ein Gott, der ihn gesetzt hat.
Und dieser Anfang ist nicht bloß historisch oder literarisch, sondern geistlich relevant. Denn wer glaubt, dass Gott am Anfang steht, der lebt nicht mehr im Zufall. Wer glaubt, dass alles von ihm kommt, der fragt anders, handelt anders, hofft anders. Und wer den Anfang mit Gott macht, dem öffnet sich auch das Ziel. Deshalb ist dieser erste Satz nicht nur der Einstieg in die Bibel – er ist der Einstieg in eine Haltung, in ein Vertrauen, in eine Sicht auf die Welt, die aus der Schöpfung Hoffnung schöpft.
Gerade als Adventisten erinnern wir uns daran jedes Mal, wenn wir den Sabbat feiern – den Tag, den Gott als Denkmal seiner Schöpfung eingesetzt hat (vgl. 2. Mose 20,11). Und in Offenbarung 14,7 wird genau daran angeknüpft, wenn der Aufruf ertönt, den zu ehren, „der Himmel und Erde, das Meer und die Wasserquellen gemacht hat.“ 1. Mose 1,1 ist also nicht nur Anfang – es ist Anker.
Wenn wir diesen Vers lesen, stehen wir nicht nur am Beginn der Zeit – wir stehen vor dem Schöpfer selbst. Und der fragt nicht zuerst: Was hast du geleistet?, sondern: Weißt du noch, dass ich dich gewollt habe – von Anfang an?
Mit diesem Blick auf das große Ganze steigen wir nun tiefer ein. Nicht einfach so, sondern Wort für Wort. Lass uns jetzt anschauen, welche Begriffe in diesem einen Satz verborgen sind – und was sie zum Klingen bringen, wenn man genauer hinhört.
Die Schlüsselwörter:
In diesem Abschnitt wollen wir uns genauer mit den Schlüsselwörtern aus dem Text befassen. Diese Worte tragen tiefere Bedeutungen, die oft in der Übersetzung verloren gehen oder nicht auf den ersten Blick ersichtlich sind. Wir werden die wichtigsten Begriffe aus dem ursprünglichen Text herausnehmen und ihre Bedeutung näher betrachten. Dabei schauen wir nicht nur auf die wörtliche Übersetzung, sondern auch darauf, was sie für das Leben und den Glauben bedeuten. Das hilft uns, die Tiefe und Kraft dieses Verses besser zu verstehen und ihn auf eine neue Weise zu erleben.
1. Mose 1,1 – Ursprünglicher Text (Biblia Hebraica Stuttgartensia):
בְּרֵאשִׁ֖ית בָּרָ֣א אֱלֹהִ֑ים אֵ֥ת הַשָּׁמַ֖יִם וְאֵ֥ת הָאָֽרֶץ׃
Übersetzung 1. Mose 1,1 (Elberfelder 2006):
„Im Anfang schuf Gott den Himmel und die Erde.“
Semantisch-pragmatische Kommentierung der Schlüsselwörter
- בְּרֵאשִׁ֖ית (bərēʾšît) – „Im Anfang“: Der erste Ton der Bibel ist nicht beiläufig. Rēʾšît bedeutet nicht nur „Anfang“ im zeitlichen Sinn, sondern auch das Erste, das Beste, der Ursprung mit Vorrang. Der fehlende Artikel („der Anfang“) signalisiert: Es gibt keinen anderen Anfang. Keine Parallelgeschichte, keine Vorgeschichte. Dieser Auftakt steht absolut – er ist der erste Pinselstrich auf der Leinwand der Wirklichkeit. In literarischer Hinsicht ist das der erste Ton eines poetisch rhythmisierten, hochstrukturierten Prologs – eine feierliche Proklamation, keine lose Erzählung. Wer das liest, steht am Rand der Ewigkeit und hört, wie Gott den Vorhang öffnet.
- בָּרָ֣א (bārāʾ) – „(er)schuf“: Ein Wort wie ein Siegel. Bārāʾ ist im gesamten Alten Testament Gott vorbehalten. Kein Mensch „bārāt“ irgendetwas – das ist Gottes Alleinstellungsmerkmal. Das Verb meint nicht „formen“, „bearbeiten“ oder „bauen“, sondern aus dem Nichts ins Dasein rufen. Kein Rohstoff, keine Hilfeleistung – nur Wille und Wort. Der Schöpfer steht damit außerhalb seiner Schöpfung und über ihr – aber nie gleichgültig. Hier beginnt die Geschichte eines Gottes, der nicht nur Ursprung gibt, sondern sich selbst schenkt. Ein Gott, der redet – und Wirklichkeit entsteht.
- אֱלֹהִ֑ים (ʾĕlōhîm) – „Gott“: Ein Pluralwort mit Singularwirkung – grammatisch auffällig, theologisch bedeutungsvoll. Die Form deutet auf Fülle, Größe, vielleicht auch auf eine Mehrdimensionalität im Wesen Gottes, die später in der dreieinigen Selbstoffenbarung ihre Klarheit findet (vgl. Joh 1,1–3; Kol 1,16–17). Doch schon hier klingt mit: Dieser Gott ist mehr als eine Idee. Er ist der Handelnde, das Subjekt, der Ursprung aller Geschichte. Kein Mythos, kein Götterkampf – sondern ein einziger Gott, der souverän handelt. Und genau dieser Gott wird später als Bundesgott Israels erkennbar, als Erlöser, als Schöpfer und Vater.
- הַשָּׁמַ֖יִם (haššāmayim) – „den Himmel“: Wörtlich: „die Himmel“ – ein hebräischer Plural, der Weite andeutet. Hier geht es nicht nur um das, was wir mit bloßem Auge sehen. Die Himmel sind der gesamte obere Bereich, vom Vogelflug bis zur unsichtbaren Dimension der göttlichen Gegenwart. Sie sind keine leere Kuppel, sondern ein durch Gottes Wort gegründeter Raum. Im biblischen Denken ist der Himmel nicht fern, sondern durchlässig für Gottes Wirken. Und weil er von Gott gemacht ist, ist er nicht zu fürchten, sondern zu bestaunen.
- הָאָֽרֶץ (hāʾāreṣ) – „die Erde“: Kein bloßer Gegensatz zum Himmel, sondern der Raum, in dem wir leben. ʾĀreṣ meint Land, Boden, die feste Welt – im Unterschied zum Wasser, aber auch zur Unbeständigkeit. Es ist der Ort, an dem Gottes Geschichte mit dem Menschen stattfinden wird. Der Text stellt beides gleichwertig nebeneinander: Himmel und Erde – das Obere und das Untere, das Unsichtbare und das Sichtbare. Und beides ist gewollt. Beides hat einen Ursprung. Beides gehört zur Schöpfung. Kein Bereich bleibt ausgenommen.
Und was bedeutet das alles – nicht nur sprachlich, sondern geistlich?
Diese fünf hebräischen Worte sagen mehr als ganze Bücherregale. Sie erzählen von einem Gott, der nicht gebraucht wird, um Lücken zu füllen, sondern der frei entscheidet zu lieben, zu schaffen, zu geben. Ein Gott, der die Bühne nicht betritt, sondern sie baut. Und mitten in dieser Weite, in diesem Anfang: du. Als Teil seiner Schöpfung. Als Gedachter. Als Gewollter.
Vielleicht ist das die eigentliche Einladung dieses Verses: Dich in diesem Anfang wiederzufinden. Nicht als Nebendarsteller, sondern als jemand, der von diesem Anfang lebt. Und der in jedem Sabbat daran erinnert wird: Es gibt einen Schöpfer. Und dieser Schöpfer kennt deinen Namen.
Und genau hier setzen wir im nächsten Schritt an: Was bedeutet dieser Vers theologisch? Was offenbart sich uns über Gottes Wesen, seinen Charakter – und seine Absicht mit dieser Welt? Lass uns tiefer hineingehen.
Ein Kommentar zum Text:
Wer die Bibel aufschlägt, trifft nicht zuerst auf Menschen, Regeln oder Krisen – sondern auf einen Anfang, der keiner Erklärung bedarf: „Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde“ (1. Mose 1,1). Kein Prolog, keine Ausweiskontrolle, kein philosophisches Warm-up. Gott ist einfach da – nicht als Gedanke, sondern als Wirklichkeit. Und das ist kein Nebensatz, sondern das tragende Fundament der gesamten Offenbarung. Die Bibel setzt voraus, was sie nicht beweist: dass Gott real ist. Nicht hypothetisch, sondern handelnd. Nicht distanziert, sondern schöpferisch präsent. Dieser Einstieg ist gewollt kühn – er verzichtet auf Absicherungen und lädt uns ein, nicht zuerst zu analysieren, sondern zu hören.
Im Hebräischen lautet der Vers: בְּרֵאשִׁית בָּרָא אֱלֹהִים (bərēʾšît bārā ʾĕlōhîm) – „Im Anfang schuf Gott…“. Schon die Wortstellung macht deutlich: Es geht nicht um den Zeitpunkt oder die Methode der Schöpfung, sondern um den, der dahinter steht. „Bərēʾšît“ („im Anfang“) ist kein mathematischer Punkt auf einer Zeitlinie, sondern ein qualitativer Beginn – ein Moment göttlicher Freiheit, wie Bonhoeffer es formuliert, in dem Gott aus dem Nichts (creatio ex nihilo) handelt – frei, souverän, unbegrenzt (vgl. Hebräer 11,3).
Das Verb בָּרָא (bārāʾ) ist theologisch gesehen ein Schwergewicht. Es taucht in der gesamten hebräischen Bibel ausschließlich in Verbindung mit Gott auf. Menschen können formen, bauen, gestalten – aber schaffen im biblischen Sinn kann nur Gott. Dieses „Schaffen“ meint ein ins-Dasein-Rufen, nicht ein Umgestalten bereits vorhandener Materie. Damit widerspricht der Text jedem Gedanken, dass Materie ewig sei oder dass das Universum aus Zufall entstanden sei. Alles, was ist, ist gewollt. Und alles, was gewollt ist, ist getragen – nicht nur am Anfang, sondern bis heute (vgl. Psalm 33,6; Kolosser 1,16–17).
Und dann folgt ein Wort, das aufhorchen lässt: אֱלֹהִים (ʾĕlōhîm) – „Gott“. Grammatikalisch ist es eine Pluralform, semantisch jedoch ein Singular, wenn es sich – wie hier – auf den wahren Gott bezieht. Diese Spannung zwischen Mehrzahl und Einzahl ist kein Zufall. Sie öffnet Raum für das, was später in der Schrift entfaltet wird: Gott ist einer – aber nicht einsam. Die Bibel spricht an vielen Stellen von einem Gott, der in sich Beziehung ist: Vater, Sohn und Heiliger Geist (vgl. 1. Mose 1,26; Johannes 1,1–3; Matthäus 28,19). Diese „Pluralität in der Einheit“ ist kein theologisches Extra, sondern von Anfang an mitgedacht. Schon im Schöpfungsbericht sehen wir das Zusammenspiel von Wort, Geist und Wirken (vgl. 1. Mose 1,2–3).
Doch was schafft Gott? הַשָּׁמַ֖יִם וְהָאָֽרֶץ (haššāmayim wəhaʾāreṣ) – „Himmel und Erde“. Diese Wendung ist ein hebräisches Merismus, also eine Spannweite, die das Ganze meint: vom Höchsten bis zum Tiefsten, vom Unsichtbaren bis zum Sichtbaren, vom Geistigen bis zum Materiellen. Alles, was existiert, ist inbegriffen – das gesamte Universum. Und es ist nicht zufällig entstanden, sondern ausgesprochen – Wort für Wort, Schritt für Schritt (vgl. Psalm 148,5; Offenbarung 4,11). Dabei bleibt der Himmel nicht fern und die Erde nicht profan. Beides ist Ort der Gegenwart Gottes – in der Schöpfung wie in der Erlösung.
Besonders spannend: Der Vers ist kein wissenschaftlicher Bericht, aber auch kein poetischer Mythos. Er ist Theologie in literarischer Form, durchzogen von einer rhythmischen Majestät, die zum Zuhören einlädt. Der Text ist literarisch hoch strukturiert und durchkomponiert – nicht zur Unterhaltung, sondern zur Offenbarung. Schon C. H. Mackintosh betont, dass der Geist Gottes nicht mit einem philosophischen Aufwärmtraining beginnt, sondern direkt in die Gegenwart Gottes führt – ohne Schutzzaun, ohne Ablenkung. Die Schöpfung wird hier nicht erklärt, sondern bekannt. Und dieser Ton ruft nicht zur Analyse, sondern zur Anbetung.
In dieser Linie liegt auch die Verbindung zum Sabbat: Der siebte Tag ist kein Nachgedanke, sondern das Ziel des Schöpfungshandelns – ein Denkmal der Vollendung (vgl. 2. Mose 20,11). Wer den Sabbat hält, anerkennt: Ich bin geschaffen. Ich bin nicht mein eigener Anfang. Ich ruhe in einer Welt, die von Gott gewollt und getragen ist. Genau deshalb ruft die letzte Botschaft der Bibel in Offenbarung 14,7 dazu auf, „den zu fürchten – ehren, der Himmel und Erde gemacht hat“. Denn wer Gott als Schöpfer ehrt, ehrt ihn auch als Erlöser.
Aber: Wer das so liest, wird unweigerlich auf Fragen stoßen. Warum beginnt die Bibel so schlicht – fast nüchtern? Warum keine Erklärung, keine Beweisführung? Weil der Glaube nicht in der Defensive lebt. Der Glaube hört und bekennt. Nur der Unglaube fragt nach Beweis – nicht aus Interesse, sondern aus Distanz (vgl. Römer 1,20–21). Doch dieser Text ist nicht für Distanz geschrieben, sondern für Nähe. Er lädt nicht zur Spekulation, sondern zur Begegnung ein.
Und vielleicht ist genau das der eigentliche Punkt: Dieser Anfang will unser Anfang sein. Nicht nur am Rand der Weltgeschichte, sondern in deinem Heute. Du musst nicht alles verstehen, um dich einladen zu lassen. Es wäre gut, wenn wir uns nicht von den offenen Fragen ablenken lassen, sondern vom Herzton dieses Verses berühren lassen: Du bist kein Zufall. Du bist gewollt.
Genau dort setzen wir nun an: Was bedeutet dieser Anfang ganz konkret für dein Leben, deine Entscheidungen, deine Sicht auf dich und die Welt? Lass uns im nächsten Schritt die SPACE-Methode anwenden – und herausfinden, was dieser uralte Satz heute für dich freisetzen kann.
Die SPACE-Anwendung*
Die SPACE-Anwendung ist eine Methode, um biblische Texte praktisch auf das tägliche Leben anzuwenden. Sie besteht aus fünf Schritten, die jeweils durch die Anfangsbuchstaben von „SPACE“ repräsentiert werden:
S – Sünde (Sin)
Die erste große Verfehlung, die dieser Text indirekt sichtbar macht, ist eigentlich ziemlich leise – aber dafür umso zäher: das Vergessen des Anfangs. Nicht nur des zeitlichen, sondern des inneren Anfangs. Wir leben oft, als wären wir selbst das Zentrum. Als würden wir die Welt tragen. Dabei liegt die erste Sünde oft nicht im Tun, sondern im Denken: dass wir allein wären. Dass alles von uns abhängt. Dass es keinen Ursprung gibt, keinen Schöpfer, keinen Zusammenhang. Das mag intellektuell subtil sein, aber spirituell ist es schwerwiegend: Wer den Anfang verliert, verliert schnell auch den Sinn. Diese Form von Selbstvergessenheit hat viele Masken: Leistungsdruck, Sinnleere, Gleichgültigkeit, Entwurzelung. Und sie führt am Ende zu einer Haltung, in der nichts mehr heilig ist – nicht die Zeit, nicht die Erde, nicht der Mensch. Kein aktiver Widerstand gegen Gott, sondern ein stilles Ausblenden. Aber auch das ist eine Verfehlung: nicht mit Gott zu rechnen, obwohl alles von ihm kommt.
P – Verheißung (Promise)
Der Vers selbst enthält keine direkte Verheißung, aber seine Botschaft atmet eine tiefe, stille Zusage – wie ein Fundament, das einfach da ist: Du bist nicht zufällig hier. Es gibt einen Anfang, und dieser Anfang liegt nicht in dir selbst, sondern in Gottes Herz. Das nimmt dir nichts – im Gegenteil: Es gibt dir alles – Würde, Halt und Richtung. Und wenn Gott am Anfang steht, dann ist er auch in der Mitte und am Ende. Die Bibel zieht diese Linie konsequent durch – vom „Im Anfang“ in Genesis (1. Mose 1,1), über das „Im Anfang war das Wort“ (Johannes 1,1) bis hin zu dem, der spricht: „Siehe, ich mache alles neu“ (Offenbarung 21,5). Die stille Verheißung ist: Was Gott beginnt, lässt er nicht fallen. Selbst wenn dein Leben gerade chaotisch aussieht – dieser Anfang steht. Und weil er steht, darfst du hoffen.
A – Aktion (Action)
Es wäre gut, wenn wir uns wieder erinnern: Du bist geschaffen. Das klingt banal, aber diese Einsicht ist tief. Sie kann dein ganzes Leben verändern. Wenn ich begreife, dass ich nicht aus Zufall hier bin, dann bin ich auch nicht nur funktional, nicht nur Konsument, nicht nur Zahnrädchen. Dann bin ich gedacht – von einem Gott, der Gutes schafft. Diese Perspektive ist ein stiller Protest gegen jede Form von Selbstentwertung. Vielleicht hilft es, einmal bewusst innezuhalten – vielleicht am Sabbat –, und sich zu fragen: Wo in meinem Alltag habe ich vergessen, dass ich gewollt bin? Nicht als Projektmanager Gottes, sondern als geliebtes Geschöpf. Das kann der erste Schritt sein zu einer gesünderen Haltung – dir selbst gegenüber, den Menschen um dich herum, der Erde, auf der du stehst.
Und es wäre ebenso hilfreich, wenn wir aufhören würden, uns ständig selbst beweisen zu wollen. Wenn Gott der Schöpfer ist – dann liegt mein Wert nicht in meiner Produktivität. Dann darf ich auch ruhen. Dann darf ich Mensch sein. Nicht Maschine. Nicht Marke. Mensch. Geschaffen. Geliebt. Begrenztheit gehört dazu. Du darfst anhalten. Und du darfst Gott wieder an den Anfang deiner Tage setzen – nicht erst, wenn alles erledigt ist, sondern gleich morgens. Vielleicht sogar mit einem kleinen, ehrlichen Gebet: „Du bist der Anfang, nicht ich. Danke.“ Kein großes Ritual – aber eine leise Umkehr ins Vertrauen.
C – Appell (Command)
Lass dich erinnern. Lebe, als wärst du geschaffen – nicht gemacht. Dieser Vers ruft nicht laut, aber er lädt ein: Stell dein Leben nicht auf Selbstbetrieb, sondern auf Empfang. Nicht auf Beweis, sondern auf Beziehung. Es wäre gut, wenn du dem Schöpfer wieder Raum gibst, das erste Wort zu haben – in deinem Denken, deinem Entscheiden, deinem Fühlen. Der Text ruft uns nicht zu religiösem Aktivismus auf, sondern zur Ehrfurcht – und zur Rückkehr an den Ursprung. Nicht nur der Welt, sondern auch deines Lebens.
E – Beispiel (Example)
Ein positives Beispiel für gelebtes Bewusstsein des Anfangs ist Hiob. Trotz allem, was er verliert, bleibt er verankert in der Erkenntnis: „Der HERR hat gegeben, der HERR hat genommen; gelobt sei der Name des HERRN!“ (Hiob 1,21). Er klammert sich nicht an das, was er hat, sondern an den, der war, bevor alles begann. Hiob weiß: Der Schöpfer bleibt – selbst im Schmerz.
Ein weiteres interessantes Beispiel ist Nebukadnezar, der sich selbst auf den Thron setzt: „Ist das nicht das große Babel, das ich erbaut habe…?“ (Daniel 4,27). Er vergisst den Anfang, blendet den Schöpfer aus – und verliert den Verstand. Erst als er anerkennt, dass „der Höchste Gewalt hat über das Königtum der Menschen“ (Daniel 4,31), kehrt Klarheit zurück.
Der Unterschied zwischen Hiob und Nebukadnezar? Der eine weiß, wem er sein Leben verdankt. Der andere tut so, als wäre er der Ursprung.
Und genau hier darfst du dich jetzt fragen: Wo erkenne ich mich selbst wieder – eher im Staunen oder im Selbermachen? Welche Rolle spielt Gott in deinem inneren Narrativ? Und was würde sich ändern, wenn du deinen Anfang neu schreibst – mit ihm?
Das ist der nächste Schritt: Die persönliche Identifikation mit dem Text. Lass uns ehrlich schauen, wie dieser Vers dich trifft – nicht nur theologisch, sondern existenziell.
Persönliche Identifikation mit dem Text:
In diesem Schritt stelle ich mir sogenannte „W“ Fragen: „Was möchte der Text mir sagen?“ in der suche nach der Hauptbotschaft. Dann überlege ich, „Was sagt der Text nicht?“ um Missverständnisse zu vermeiden. Ich reflektiere, „Warum ist dieser Text für mich wichtig?“ um seine Relevanz für mein Leben zu erkennen. Anschließend frage ich mich, „Wie kann ich den Text in meinem Alltag umsetzen/anwenden?“ um praktische Anwendungsmöglichkeiten zu finden. Weiterhin denke ich darüber nach, „Wie wirkt sich der Text auf meinen Glauben aus?“ um zu sehen, wie er meinen Glauben stärkt oder herausfordert. Schließlich frage ich, „Welche Schlussfolgerungen kann ich für mich aus dem Gesagten ziehen?“ um konkrete Handlungen und Einstellungen abzuleiten.
Weißt du, was mich an 1. Mose 1,1 fasziniert? Dass dieser Satz sich weigert, sich zu rechtfertigen. Kein Versuch, Gott zu erklären. Keine Fußnote zur Glaubwürdigkeit. Kein sanftes Hineinführen. Nur: „Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde.“ Zack. Punkt. Anfang. Und entweder du steigst mit ein – oder du verpasst, was kommt. Diese literarische Nonchalance ist für viele eine Herausforderung. Sie schubst uns aus einer Perspektive, in der erstmal alles verstanden, analysiert, eingeordnet wird. Und vielleicht ist genau das der Punkt: Der Text will nicht verstanden, sondern angenommen werden. Nicht blind, aber offen. Nicht naiv, aber vertrauend.
Und das ist schwer. Weil Menschen gern verstehen wollen. Wer will nicht der sein, der die Fäden in der Hand hält? Das Skript kennt? Aber dieser Vers nimmt uns das Drehbuch aus der Hand. Er sagt: „Du bist Teil einer Geschichte – aber nicht der Autor.“ Und ja, das kratzt… Besonders in einer Welt, die mir täglich sagt: „Du bist dein Projekt. Mach was draus.“ Was dieser Vers dagegen sagt, klingt altmodisch – und ist vielleicht gerade deshalb heilsam: „Du bist gewollt – nicht gemacht. Du bist geschaffen – nicht konstruiert.“ Das bedeutet: Unser Leben ist kein Zufallsprodukt, sondern Ausdruck eines liebevollen Willens. Jemand – Gott – hat uns bewusst ins Dasein gerufen, nicht funktional, sondern persönlich.
„Du bist geschaffen – nicht konstruiert“ meint: Wir sind kein Produkt mit Zweckoptimierung, sondern lebendige Wesen mit Würde und Seele. Kein Projekt, sondern ein Gedanke Gottes mit Herz. Kurz gesagt: Ich bin nicht designt, ich bin gemeint. Da steckt keine Selbstoptimierung drin, sondern Gnade.
Und dann, manchmal, frage ich mich: Was würde Martin Buber dazu sagen? Ich stelle mir vor, wie er den Vers nicht liest, sondern hört. Nicht: „Im Anfang…“ als theologische These. Sondern als ein DU, das spricht. Kein Konzept, sondern eine Begegnung. „Werde mein Gegenüber“, sagt der Text – und plötzlich bin ich nicht mehr Leser, sondern Adressat. Ich lese nicht mehr – ich werde gelesen. Und ich ahne: Dieser Satz ist keine Einleitung, sondern eine Einladung. Kein Inhalt. Eine Beziehung. „Denn es genügt nicht, dass ich bin. Ich bin, weil Er sagt: Du sollst sein.“
Was der Text nicht sagt, ist ebenso wichtig. Er sagt nicht: „Gott hat alles gemacht – jetzt ist er raus.“ Kein Deismus, kein kosmischer Uhrmacher. Der Schöpfer zieht sich nicht zurück – er bleibt, und er will mir begegnen. Genau hier wäre der Sabbat eigentlich die heimliche Fußnote: nicht als Ruhetag mit Vorschriften, sondern als wöchentlicher Reset deiner Herkunft. Als stille Erinnerung: Du musst nicht immer etwas leisten, um wertvoll zu sein. Man könnte sogar sagen: Der Sabbat ist das Amen auf diesen ersten Vers. Und wenn du ihn lebst, erinnerst du dich selbst daran, dass du aus Gnade lebst – nicht aus Leistung.
Der Text fordert meinen Glauben heraus. Nicht, weil er komplex ist, sondern weil er meine Kontrolle entlarvt. Ich will wissen, wie, wann, warum – aber der Vers antwortet mit: „Wer.“ Und dieser Wer ist kein Konzept, sondern ein Gegenüber. Ein Gott, der so souverän ist, dass er sich nicht erklären muss – und so nah, dass er mich trotzdem meint. Das ist keine Theologie – das ist Beziehung. Und Beziehung ist nie theoretisch. Sie kostet. Sie berührt. Sie verändert. Und manchmal überfordert sie auch.
In meinem Alltag bedeutet das: Ich kann lernen, mich wieder unterbrechen zu lassen. Nicht alles selbst zu tragen. Nicht alles selbst zu deuten. Wenn ich morgens aufwache, wäre es vielleicht gut, vorher einen Moment innezuhalten und zu sagen: „Danke. Ich bin nicht der Anfang – du bist es.“ Das ist kein Zauberspruch, aber vielleicht ein Schutzschild. Gegen den Druck, perfekt zu funktionieren. Gegen die Versuchung, mich über meine Produktivität zu definieren. Und gegen die Lüge, dass mein Wert aus dem kommt, was ich tue, statt aus dem, was ich bin – und in wem ich sein darf.
Die Schlussfolgerung? Dieser Vers ist kein ruhiger Anfang. Er ist ein seelischer Reset. Er legt frei, was ich oft zudecke: meine Abhängigkeit, meine Sehnsucht, meine Angst, nicht genug zu sein. Aber er tut das nicht, um mich bloßzustellen – sondern um mir etwas zurückzugeben: meinen Platz. Nicht als Gott, sondern als Geschöpf. Nicht als Macher, sondern als Geliebter. Und vielleicht ist genau das die heilsame Umkehr: Nicht alles kontrollieren zu müssen. Sondern zu vertrauen, dass der, der am Anfang stand, auch das Ende kennt – und alles dazwischen hält.
Also ja: Es wäre gut, wenn du diesen Satz nicht einfach liest, sondern ihn dir sagen lässt. Und wenn du dann antwortest – nicht perfekt, nicht mit großen Gesten, sondern vielleicht einfach mit einem stillen Gebet: „Du bist der Anfang. Und ich will nicht länger so tun, als müsste ich es sein.“
Bonus: Eine Martin Buber-Perspektive
Wenn ich 1. Mose 1,1 aus Bubers Perspektive lese, dann sehe ich nicht nur einen Anfang. Ich höre einen Ruf. Buber vermittelt Texte nicht zu sezieren, sondern mit ihnen zu sprechen. Für ihn war die Bibel kein Museumssatz, sondern ein lebendiger Atemzug zwischen Ich und Du.
Buber liest diesen ersten Satz der Bibel nicht als theologisches Statement. Nicht als „Schöpfungslehre“. Auch nicht als historischen Startpunkt. Sondern als eine existenzielle Anrede. Als etwas, das geschieht. Nicht: „Im Anfang schuf Gott…“ – Punkt. Sondern: „Im Anfang spricht Gott. Und ich bin der Angesprochene.“
Sein Denken dreht sich um das „Ich und Du“. Für ihn ist Gott nicht die Summe aller Eigenschaften oder der höchste Begriff, sondern ein Gegenüber. Und dieses Gegenüber wird nicht definiert – es begegnet. In einer stillen, tiefen Weise. Wie ein Blick, der dich trifft, bevor du weißt, dass du angeschaut wirst. „Es gibt kein Ich ohne Du“, sagt Buber – und dieser Gedanke schwingt für ihn wie ein Echo in 1. Mose 1,1 mit. Denn dort beginnt nicht nur die Welt – dort beginnt Beziehung.
Was mich daran fasziniert? Ich erkenne: Ich bin nicht Leser dieses Textes – ich bin der Gelesene. Der Gerufene. Der, dem ein Du entgegenkommt. Und das verändert alles. Ich muss den Vers nicht kontrollieren, nicht zerlegen, nicht beweisen. Ich darf auf ihn hören. Und durch ihn hören, dass ich gemeint bin. Gewollt. Nicht als Projekt, sondern als Person.
Buber zeigt, dass ich die Bibel nicht „anwenden“ muss wie ein Werkzeug. Sondern dass ich sie an mich heranlassen darf – auch da, wo sie wehtut. Oder schweigt. Oder einfach nur da ist. Seine Haltung lädt mich ein, nicht über Gott zu reden, sondern mit ihm. Und das verändert auch meine Sprache. Meine Gebete. Meine Stille.
Am meisten berührt mich dieser Gedanke: „Nicht ich lese. Ich werde gelesen.“ Das ist keine Poesie – das ist Wahrheit. Und es macht aus 1. Mose 1,1 nicht den ersten Satz der Bibel, sondern den ersten Blick Gottes auf mein Leben. Und wer das einmal gespürt hat – kann nicht mehr zurück.
Zentrale Punkte der Ausarbeitung
- Der Anfang ist kein Zeitpunkt, sondern eine Begegnung.
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- Mose 1,1 ist nicht nur der Start der Weltgeschichte, sondern der Beginn einer Beziehung zwischen Gott und Mensch. Der Vers ist kein Informationssatz, sondern ein Anruf – Gott spricht nicht über sich, sondern zu uns.
- Der „Anfang“ bedeutet daher nicht nur Schöpfung, sondern eine Einladung zum Gegenübersein – nicht abstrakt, sondern persönlich, dialogisch, existenziell.
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- Du bist nicht der Autor – aber du bist gemeint.
- Der Text nimmt uns die Illusion, das Leben selbst im Griff zu haben, und schenkt stattdessen einen Ort: Nicht der Mittelpunkt der Geschichte, aber im Blick des Schöpfers.
- Das ist keine Entwertung, sondern eine Befreiung: Nicht alles hängt an dir – aber du bist gewollt, gerufen, gesehen.
- Gott stellt sich nicht vor – er spricht an.
- Die Bibel beginnt nicht mit einem Gottesbeweis. Sie beginnt mit einer Stimme. Diese Stimme fragt nicht nach deinem Verständnis, sondern nach deiner Antwort.
- Der Glaube wird hier nicht als System entworfen, sondern als lebendige Beziehung eröffnet. Martin Buber hat das in seinem Denken meisterhaft beschrieben: Nicht ich lese die Bibel – sie liest mich.
- Der Text will nicht erklärt, sondern gehört werden.
- Die Worte in 1. Mose 1,1 sind kein theologisches Konstrukt, sondern ein Ruf zur Anrede. Es geht nicht um das Wie, sondern um das Wer.
- Das verändert die Art, wie wir glauben: weniger fragen, mehr hören. Weniger kontrollieren, mehr begegnen.
- Der Schöpfungsvers zeigt: Du bist nicht gemacht – du bist gerufen.
- Der Unterschied ist gewaltig: Nicht Funktion, sondern Beziehung. Nicht Zufall, sondern Intention.
- Und das bedeutet: Dein Wert liegt nicht in dem, was du tust, sondern in dem, wer dich will. Das entlastet. Und heilt.
Warum ist das wichtig für mich?
- Es verändert meine Sicht auf Gott.
- Gott ist nicht bloß Anfang, sondern Gegenüber. Kein Prinzip, kein entferntes Wesen, sondern ein Du. Und das heißt: Ich darf aufhören, ihn verstehen zu wollen – und anfangen, ihn zu hören.
- Es verändert meine Sicht auf mich selbst.
- Ich bin nicht der Ursprung. Ich bin nicht das Zentrum. Aber ich bin gemeint. Ich bin gerufen. Ich bin nicht gemacht für Leistung – sondern für Beziehung. Das gibt meinem Leben einen Wert, der nicht schwankt, wenn ich scheitere.
- Es verändert meinen Alltag.
- Wenn Gott nicht erst später ins Spiel kommt, sondern von Anfang an spricht, dann beginnt jeder Tag nicht mit meinen To-dos, sondern mit seinem „Du sollst sein“. Sogar mein Chaos, meine Müdigkeit, mein Ungenügen sind nicht zu fern für seine Nähe.
- Es verändert meine Art zu glauben.
- Glaube wird kein Projekt mehr. Keine Leistung. Keine fromme Leistungsschau. Sondern ein Gespräch, das ich nicht angefangen habe, aber beantworten darf. Mit Ehrlichkeit. Mit Zweifel. Mit Vertrauen.
Der Mehrwert dieser Erkenntnis
- Ich kann loslassen, immer alles selbst beginnen zu müssen – weil ich verstehe, dass ich selbst aus einem göttlichen Anfang komme.
- Ich kann tiefer ruhen, weil ich nicht das Zentrum bin – aber ich bin im Blick des Einen, der alles hält.
- Ich kann meinen Glauben neu hören – nicht als Pflichtenheft, sondern als Einladung: Werde mein Gegenüber.
- Ich kann den Sabbat wiederentdecken, nicht als Pflicht, sondern als wöchentliche Erinnerung an meinen Ursprung – und daran, dass ich nicht Gott bin.
Kurz gesagt: Wenn 1. Mose 1,1 nicht nur ein theologischer Satz, sondern ein göttlicher Ruf ist,
dann bedeutet das: Ich bin nicht allein. Ich bin angesprochen. Ich bin gewollt.
Und das verändert alles – nicht auf einmal, aber mit jedem Hören ein wenig mehr.
*Die SPACE-Analyse im Detail:
Sünde (Sin): In diesem Schritt überlegst du, ob der Bibeltext eine spezifische Sünde aufzeigt, vor der du dich hüten solltest. Es geht darum, persönliche Fehler oder falsche Verhaltensweisen zu erkennen, die der Text anspricht. Sprich, Sünde, wird hier als Verfehlung gegenüber den „Lebens fördernden Standards“ definiert.
Verheißung (Promise): Hier suchst du nach Verheißungen in dem Text. Das können Zusagen Gottes sein, die dir Mut, Hoffnung oder Trost geben. Diese Verheißungen sind Erinnerungen an Gottes Charakter und seine treue Fürsorge.
Aktion (Action): Dieser Teil betrachtet, welche Handlungen oder Verhaltensänderungen der Text vorschlägt. Es geht um konkrete Schritte, die du unternehmen kannst, um deinen Glauben in die Tat umzusetzen.
Appell (Command): Hier identifizierst du, ob es in dem Text ein direktes Gebot oder eine Aufforderung gibt, die Gott an seine Leser richtet. Dieser Schritt hilft dir, Gottes Willen für dein Leben besser zu verstehen.
Beispiel (Example): Schließlich suchst du nach Beispielen im Text, die du nachahmen (oder manchmal auch vermeiden) solltest. Das können Handlungen oder Charaktereigenschaften von Personen in der Bibel sein, die als Vorbild dienen.
Diese Methode hilft dabei, die Bibel nicht nur als historisches oder spirituelles Dokument zu lesen, sondern sie auch praktisch und persönlich anzuwenden. Sie dient dazu, das Wort Gottes lebendig und relevant im Alltag zu machen.
