Immanuel heißt: Der unendliche Gott schlägt sein Zelt mitten in deinem Alltag auf – Liebe, die trägt, Wahrheit spricht und dich in verbindliche Nachfolge ruft. Nicht immer Gänsehaut, sondern Zugehörigkeit vor Leistung: Du gehörst – deshalb bist du. Drei kleine Wege heute: einen Vorteil liegen lassen, drei Minuten Präsenz, eine Geste der Nähe. Gott ist mit dir – jetzt. Auch ohne Gefühl bleibt seine Zusage tragfähig.
Diese Andacht ist Teil einer 87-teiligen Serie auf Grundlage von Ellens Buch „Das Leben Jesu“ – kurze Impulse für den Alltag, jeweils mit Vertiefungen, Fragen und Paralleltexten. Ziel: Jesus im Heute entdecken – nicht nur verstehen, sondern leben; Schritt für Schritt, Kapitel für Kapitel.
Neulich nach dem Gottesdienst: Jemand erzählt mir von seinem letzten Chef – laut, ständig unter Strom, spricht in To-dos statt in Sätzen. Irgendwann arbeitet man nicht mehr für etwas, sondern gegen seine Launen. „Und genau so fühlt sich Gott für mich an“, sagt er. Streng. Prüfend. Selten gnädig.
Ich nicke. Ärger, Angst, Erschöpfung – alles verständlich. Wir sehnen uns nach Fairness, Verlässlichkeit, Würde. Und dann ein leiser Gegenvorschlag: Lass uns für einen Moment die Vergleichsbrille absetzen. Immanuel heißt nicht: Chef im Eckbüro. Immanuel heißt: Gott mit uns.
Die Bibel lässt das nicht im Nebel. „Er wurde Mensch und lebte unter uns“ (Joh 1,14). Kein Sicherheitsabstand, kein VIP-Bereich. Und Jesus sagt: „Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen“ (Joh 14,9). Der Hebräerbrief ergänzt nüchtern: Jesus ist „Ausstrahlung von Gottes Herrlichkeit“ und „präziser Abdruck“ seines Wesens (Hebr 1,3). Wenn du wissen willst, wie Gott ist: Schau auf Jesus. Nicht zuerst auf Kirche, Chefs oder Internet – auf ihn. Seine Art richtet verbogene Bilder gerade, ohne dich kleinzumachen.
Kern in einem Satz: Gott mit uns heißt: Der unendliche Gott schlägt sein Zelt mitten in deinem Alltag auf – Nähe, die als selbsthingebende Liebe Wahrheit sagt, Lasten trägt und dich in verbindliche Nachfolge ruft.
Jetzt die Stelle, an der es oft reibt: Zugehörigkeit vor Leistung.
„Allen, die ihn aufnahmen, gab er das Recht, Kinder Gottes zu werden“ (Joh 1,12). Das ist Status, nicht Stimmung. Kein „Reiß dich zusammen“, sondern „Du gehörst“. Und diese Zugehörigkeit ist bezahlt:
„Christus ist für uns gestorben, als wir noch Sünder waren“ (Röm 5,8).
„Den, der keine Sünde kannte, machte Gott für uns zur Sünde“ (2 Kor 5,21).
Hart, ja. Aber genau hier liegt die Brücke, die viele brauchen: Liebe, die Schuld wirklich trägt – nicht als Drohkulisse, sondern zur Wiederherstellung der Beziehung (vgl. Jes 53,5).
Vielleicht spürst du Widerstand – Scham, weil du nicht genügst; Angst vor Kontrollverlust; Ärger über Forderungen. Verständlich. Zugehörigkeit nimmt den Druck raus, bevor der Weg beginnt. Danach trainierst du – aber nicht, um Liebe zu verdienen, sondern weil sie dich trägt.
Und wie kommt Gott so nah? Nicht mit Show, sondern im Abstieg:
„Diese Haltung präge euch … er entäußerte sich … nahm die Gestalt eines Dieners an … bis zum Tod am Kreuz“ (Phil 2,5–8). Kein Gottesverlust – Verzicht auf Vorrecht. Das steht quer zu unserer Logik: Sichtbarkeit, Vorteil, Reichweite. Wenn du innerlich zusammenzuckst – verständlich. Wir alle wollen Würde, Sinn, Gerechtigkeit.
Verzicht auf Vorrecht ist keine Selbstverachtung. Es ist Liebe, die andere groß macht.
Die Schrift zieht dazu eine leise, aber starke Linie: Gott wohnt.
„Sie sollen mir ein Heiligtum machen, damit ich mitten unter ihnen wohne“ (Ex 25,8). Johannes greift das auf: „Er wohnte unter uns“ – wörtlich: zeltete (Joh 1,14). Und am Ziel heißt es: „Gottes Zelt ist jetzt bei den Menschen“ (Offb 21,3).
Zelt statt Luxusvilla: beweglich, ansprechbar, mitten im Lager. Nachbarschaft.
Das korrigiert zwei Reflexe:
- Event-Hochs jagen (viel Gefühl, wenig Alltag)
- Distanz kultivieren (viel Form, wenig Nähe)
Zelt-Nähe überlebt den Montag. Luxusvilla-Gänsehaut nicht.
Vielleicht trägst du Kirchenfrust: Trauer über verpasste Nähe, Ärger über Spielchen, Müdigkeit vom Funktionieren. Verstanden. Und doch: Immanuel bleibt ein Ruf ins Heute – keine Drohkulisse, sondern Einladung.
Nähe als Verbindlichkeit. Nicht Klick, nicht Story – Bleiben. Jesus ruft nicht: „Mach dich nützlich!“, sondern: „Komm, folge mir nach.“
Und ja, er legt dabei freundlich den Finger auf Rollen, die uns festhalten: den religiösen Performer, den braven Funktionär, den innerlich Abwesenden.
Er beschämt nicht. Er ruft heraus.
Ellen sagt schlicht: „Nur Liebe weckt Liebe.“ (Das Leben Jesu, Kap. 1)
Konkreter – klein, machbar, ohne Heldenpose:
Erster Schritt:
Vorteil ablegen. Heute einmal nicht den schnellsten Weg zum eigenen Vorteil wählen – in der Schlange, im Meeting, im Kommentar.
Benenne ehrlich, was passiert ist, spüre kurz, was es auslöst, erinnere dich, was du brauchst (Respekt, Ruhe, Klarheit). Dann handle. Kein Drama.
(vgl. Phil 2,3–8)
Zweiter Schritt:
Zelt-Moment. Drei Minuten still.
„Gott, du bist da. Ich bin da.“ Kein Trick. Nur Gegenwart.
(Joh 1,14)
Dritter Schritt:
Eine Nähe-Geste. Ruf heute eine Person an – statt Emoji.
Hör zu, statt zu liefern. Halte eine Träne aus, statt sie zu moderieren.
Wiederherstellung wächst oft im Leisen.
(vgl. Jak 5,16)
Wenn du prüfen willst, ob die Linie trägt:
Lies Joh 1; Kol 1; Hebr 1; Phil 2 am Stück. Markiere, wo dein Leben hakt. Schreib daneben: Immanuel. Nicht als Zauberspruch, sondern als Erinnerung.
Und frag dich zum Schluss – ohne fromme Verpackung:
Welchen Satz über Gott würdest du Jesus heute erlauben, aus deinem Kopf zu streichen?
Was sähe man heute Abend konkret, wenn „Ich bin Gottes Kind“ 5 % ernster wäre?
Woran merkst du morgen Mittag, dass Nähe geblieben ist?
Falls du dich fragst, ob Gott eher wie dein letzter Chef ist:
Schau auf Jesus.
Da steht kein Kontrolleur. Da steht einer, der bleibt, trägt und ruft.
Gott mit uns – nicht gegen uns, nicht über uns drüber.
Mitten in deinem Montag. Bis ans Ende der Zeit.
Fragen zur Vertiefung oder für Gruppengespräche:
- Welche Sätze über Gott steuern heute deine Entscheidungen – und welcher davon stammt nicht aus dem Blick auf Jesus? Ziel: systemisch sichtbar machen, welche Narrative (Erfahrungen, Autoritäten) dein Gottesbild prägen – und wie der Fokus auf Jesus sie korrigiert.
- Wo fühlst du heute Leistungsdruck – und was wäre ein kleiner, konkreter Schritt „Zugehörigkeit vor Leistung“ in genau dieser Situation? Ziel: gewaltfrei vom Text in den Alltag übersetzen; Mikro-Schritt definieren statt große Vorsätze.
- Wenn Gott „zeltet“ – was würdest du in deinem „Palast der Frömmigkeit“ abbauen, damit Nähe Platz hat – eine Sache, heute? Ziel: unerwartet das zentrale Motiv wenden; Formen prüfen, Raum für echte Gegenwart schaffen.
Parallele Bibeltexte als Slogans mit Anwendung:
- Johannes 1,14 – „Gott schlägt sein Zelt auf.“ → Nimm dir heute 3 stille Minuten und sag: „Du bist da. Ich bin da.“ Präsenz vor Produktivität.
- Philipper 2,5–8 – „Runter ist der Weg der Liebe.“ → Lass einmal bewusst ein Vorrecht liegen. Wähle den dienenden Schritt – klein, aber echt.
- Römer 5,8 – „Geliebt, bevor du leistest.“ → Starte aus Annahme: handle als Geliebter, nicht um Liebe zu verdienen.
- Offenbarung 21,3 – „Nähe, die bleibt.“ → Halte deine Hoffnung alltagsnah: Gott bleibt. Richte daran deine Woche aus.
