Einleitender Impuls:
Was Jesus uns anbietet ist doch genau das, was unsere Seele braucht „Frieden“. Hier gibt es jedoch wieder einmal ein ABER! Dieser Frieden ist kein oberflächlicher Wohlfühlzustand, der vom schönem Wetter abhängt oder von der richtigen Work-Life Balance. Jesus spricht von einer inneren Ruhe, die uns selbst dann noch hält, wenn um uns herum das Chaos tobt. Es ist ein Frieden, den die Welt nicht geben kann, weil er nicht davon abhängt, dass alles perfekt läuft. Dieser Friede ist wie ein innerer Anker – ein Fels, der trägt, selbst wenn nichts anderes mehr hält.
Der Haken? Diesen Frieden können wir nicht „erzeugen“ oder „verdienen“. Jesus bietet ihn uns als Geschenk an, das wir nur empfangen können, wenn wir auch bereit sind, Kontrolle abzugeben. Klingt paradox, oder? Loslassen, um gehalten zu werden. Es geht darum, nicht ständig um unsere Ängste und Sorgen zu kreisen, sondern Raum für diesen tiefen Frieden zu schaffen, der uns innerlich stark macht.
Wenn du heute merkst, dass dich irgendetwas bedrängt oder aus der Ruhe bringt, dann mach einen kleinen Test: Nimm dir einen Moment, atme durch und sag dir bewusst, dass dieser Friede, den Jesus verspricht, bedingungslos ist. Vielleicht ist es Zeit, das „Herz-bestürzt-sein“ mal zur Seite zu schieben und zu sehen, wie sich dieser Friede anfühlt – als eine Art innerer Anker, der nicht davon abhängt, ob das Leben gerade mitspielt oder nicht.
Fragen zur Vertiefung oder für Gruppengespräche:
- Welche Sorgen oder Ängste hindern dich oft daran, innerlich zur Ruhe zu kommen?
- Wo findest du in deinem Alltag Momente, um diesen tiefen Frieden zu erleben?
- Was wäre anders, wenn du Jesu Frieden tatsächlich als inneren Anker hättest?
Parallele Bibeltexte als Slogans:
Philipper 4:7 — „Der Friede Gottes übersteigt alles Verstehen“
Jesaja 26:3 — „Gott bewahrt in Frieden, dessen Herz fest auf ihn vertraut“
Kolosser 3:15 — „Lass den Frieden Christi dein Herz bestimmen“
Psalm 23:4 — „Selbst im finsteren Tal – fürchte dich nicht, denn Gott ist bei dir“
Und !? Möchtest du dich noch weiter in dieses Thema vertiefen? Im Anschluss findest du die Schritte die ich für diesen Impuls gegangen bin. Die Informationen hole ich mir meistens aus BibleHub.com damit auch du es nachschlagen kannst.
Schön, dass wir uns gemeinsam in die Tiefe von Johannes 14,27 begeben und uns einen Moment Zeit nehmen, innerlich still zu werden. Lass uns die Betrachtung mit einem Gebet beginnen:
Lieber Vater, es ist gut, in deiner Gegenwart zur Ruhe zu kommen und die Worte von Jesus über den Frieden auf uns wirken zu lassen. Hilf uns, deine Botschaft so aufzunehmen, dass sie nicht nur unser Verstand, sondern auch unser Herz erreicht. Schenk uns die Klarheit, zu verstehen, was es bedeutet, den Frieden zu empfangen, den die Welt nicht geben kann. Lass uns entdecken, wie dieser göttliche Friede in uns Gestalt annehmen kann, selbst wenn um uns herum Unruhe herrscht.
In Jesu Namen beten wir,
Amen.
Der Text:
Zunächst werfen wir einen Blick auf den Text in verschiedenen Bibelübersetzungen. Dadurch gewinnen wir ein tieferes Verständnis und können die unterschiedlichen Nuancen des Textes in den jeweiligen Übersetzungen oder Übertragungen besser erfassen. Dazu vergleichen wir die Elberfelder 2006 (ELB 2006), Schlachter 2000 (SLT), Luther 2017 (LU17), Basis Bibel (BB) und die Hoffnung für alle 2015 (Hfa).
Johannes 14,27
ELB 2006 Frieden lasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch; nicht wie die Welt gibt, gebe ich euch. Euer Herz werde nicht bestürzt, sei auch nicht furchtsam.
SLT Frieden hinterlasse ich euch; meinen Frieden gebe ich euch. Nicht wie die Welt gibt, gebe ich euch; euer Herz erschrecke nicht und verzage nicht!
LU17 Frieden lasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch. Nicht gebe ich euch, wie die Welt gibt. Euer Herz erschrecke nicht und fürchte sich nicht.
BB Zum Abschied schenke ich euch Frieden: Ich gebe euch meinen Frieden. Ich gebe euch nicht den Frieden, wie ihn diese Welt gibt. Lasst euch im Herzen keine Angst machen und lasst euch nicht entmutigen.
HfA Auch wenn ich nicht mehr da bin, wird doch der Friede bei euch bleiben. Ja, meinen Frieden gebe ich euch – einen Frieden, den euch niemand sonst auf der Welt geben kann. Deshalb seid nicht bestürzt und habt keine Angst!
Der Kontext:
In diesem Abschnitt geht es darum, die grundlegenden Fragen – das „Wer“, „Wo“, „Was“, „Wann“ und „Warum“ – zu klären. Das Ziel ist es, ein besseres Bild von der Welt und den Umständen zu zeichnen, in denen dieser Vers verfasst wurde. So bekommen wir ein tieferes Verständnis für die Botschaft, bevor wir uns den Details widmen.
Kurzgesagt: Jesus bereitet seine Jünger in einer Zeit großer Verunsicherung auf seinen bevorstehenden Abschied vor und verspricht ihnen einen Frieden, den die Welt nicht kennt und den nur er geben kann. Johannes 14:27 ist Teil eines größeren Gesprächs, in dem Jesus versucht, seine Freunde zu beruhigen und ihnen Trost für die stürmischen Zeiten zu geben, die auf sie zukommen.
Um das Ganze besser zu verstehen, müssen wir uns die Szene vorstellen: Wir befinden uns in den letzten Stunden, bevor Jesus verraten und gefangen genommen wird – es ist das letzte Abendmahl. Die Jünger sitzen mit ihm zusammen, und die Stimmung ist angespannt. Sie spüren, dass etwas Großes im Gange ist, aber so richtig begreifen sie noch nicht, was passieren wird. Jesus redet in diesen Momenten viel über den „Weg zum Vater“, über Liebe und über das, was nach seinem Abschied kommen wird. Für die Jünger ist das eine verwirrende Mischung aus Abschied und Verheißung. Sie verstehen kaum, warum Jesus ständig vom Gehen spricht, wo sie doch gehofft haben, dass er als Messias die römische Unterdrückung beenden und Israel wieder in alter Stärke aufbauen wird.
Jetzt zum eigentlichen Anlass des Verses: Jesus weiß, dass seine Jünger bald durch eine schwere Zeit gehen werden. Sein Tod, die Enttäuschung und die Angst, alles verloren zu haben, was sie in den letzten Jahren aufgebaut haben, werden ihnen ziemlich zusetzen. Um ihnen eine innere Stütze zu geben, spricht er in diesem Abschnitt über den Frieden, den er ihnen hinterlassen möchte. Es ist ein Frieden, der nicht von der politischen oder sozialen Situation abhängt – und das ist der Clou. Während die Welt Frieden meist als „Abwesenheit von Konflikten“ versteht, spricht Jesus hier von einer inneren Ruhe, die bleiben kann, selbst wenn äußerlich das Chaos regiert.
Die Schlüsselwörter:
In diesem Abschnitt wollen wir uns genauer mit den Schlüsselwörtern aus dem Text befassen. Diese Worte tragen tiefere Bedeutungen, die oft in der Übersetzung verloren gehen oder nicht auf den ersten Blick ersichtlich sind. Wir werden die wichtigsten Begriffe aus dem ursprünglichen Text herausnehmen und ihre Bedeutung näher betrachten. Dabei schauen wir nicht nur auf die wörtliche Übersetzung, sondern auch darauf, was sie für das Leben und den Glauben bedeuten. Das hilft uns, die Tiefe und Kraft dieses Verses besser zu verstehen und ihn auf eine neue Weise zu erleben.
Johannes 14,27 Ursprünglicher Text (Nestle-Aland 28: Novum Testamentum Graece)
Εἰρήνην ἀφίημι ὑμῖν, εἰρήνην τὴν ἐμὴν δίδωμι ὑμῖν· οὐ καθὼς ὁ κόσμος δίδωσιν ἐγὼ δίδωμι ὑμῖν. μὴ ταρασσέσθω ὑμῶν ἡ καρδία μηδὲ δειλιάτω.
Übersetzung von Johannes 14,27 Elberfelder 2006:
„Frieden lasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch; nicht wie die Welt gibt, gebe ich euch. Euer Herz werde nicht bestürzt, sei auch nicht furchtsam.“
Semantisch-pragmatische Kommentierung der Schlüsselwörter
- Εἰρήνην (eirēnēn) „Frieden“: Dieses Wort bezeichnet einen Zustand der inneren Ruhe und des Segens, der von Gott geschenkt wird. „Εἰρήνη“ ist mehr als die Abwesenheit von Konflikten; es beschreibt ein inneres Wohlbefinden, das unabhängig von äußeren Umständen ist und das Wohlwollen Gottes widerspiegelt.
- ἀφίημι (aphiēmi) „lasse“: Wörtlich bedeutet „ἀφίημι“ etwas zurückzulassen oder freizugeben. Hier beschreibt es Jesu bewusste Entscheidung, den Frieden bei seinen Jüngern zu „belassen“ oder „zurückzulassen“ – eine Art Vermächtnis, das bleiben soll, auch wenn er selbst geht. Im weiteren Sinn umfasst es auch das Gewähren und Zulassen von Frieden, ein Geschenk, das er ohne Bedingung weitergibt.
- ἐμὴν (emēn) „meinen“: Das Possessivpronomen „ἐμός“ hebt hervor, dass es sich hier nicht um irgendeinen Frieden handelt, sondern um den persönlichen, einzigartigen Frieden Jesu. Dieser Frieden unterscheidet sich grundlegend von dem, was man in der Welt als Frieden erleben könnte, weil er von seiner göttlichen Natur geprägt ist.
- δίδωμι (didōmi) „gebe“: Das Verb „δίδωμι“ bedeutet „geben“ oder „gewähren“ und beschreibt hier den Akt des Schenkens. Jesus gibt seinen Frieden nicht nur einmal, sondern bietet ihn dauerhaft und ohne Einschränkungen an. Es ist ein Geschenk, das im Gegensatz zu den vorübergehenden Versprechungen der Welt steht und eine bleibende Wirkung hat.
- κόσμος (kosmos) „Welt“: „κόσμος“ verweist hier auf das Weltsystem, das menschliche Denken und die gesellschaftlichen Strukturen, die oft oberflächlich und flüchtig sind. Die „Welt“ gibt also Frieden auf ihre Weise – ein Frieden, der oft von äußeren Bedingungen abhängig ist und leicht wieder verloren gehen kann. Im Gegensatz dazu beschreibt Jesus einen Frieden, der nicht von äußeren Umständen abhängt.
- ταρασσέσθω (tarassesthō) „bestürzt sein“: „ταράσσω“ bedeutet im Griechischen „aufwühlen“ oder „beunruhigen“. Jesus spricht hier von einer inneren Unruhe, einer Art Erschütterung, die das Herz heimsuchen kann. Er fordert die Jünger auf, diese innere Beunruhigung nicht zuzulassen, sondern sich stattdessen auf den Frieden zu stützen, den er ihnen gibt.
- καρδία (kardia) „Herz“: Im biblischen Kontext steht „καρδία“ nicht nur für das physische Herz, sondern ist der Sitz von Gedanken, Gefühlen und moralischen Entscheidungen. Das „Herz“ ist hier der Kern des Menschen, und Jesus spricht diesen Kern an, wenn er Ruhe und Zuversicht fordert.
- δειλιάτω (deiliatō) „furchtsam sein“: Das Verb „δειλιάω“ beschreibt eine innere Angst oder Feigheit. Jesus fordert hier Mut und innere Stärke – die Jünger sollen nicht in Verzagtheit oder Angst versinken, sondern den Mut aus dem göttlichen Frieden schöpfen, den er ihnen schenkt.
Ein Kommentar zum Text:
Jesus beginnt in Johannes 14,27 mit einem scheinbar einfachen Versprechen: Frieden. Doch dieser „Frieden“ hat es in sich, denn Jesus spricht nicht einfach nur von Ruhe oder der Abwesenheit von Konflikt, sondern von einer inneren, unerschütterlichen Stabilität. Der griechische Begriff „εἰρήνη“ (eirēnē) geht tief und bedeutet mehr als nur ein gutes Gefühl. Eirēnē entspricht dem hebräischen „שָׁלוֹם“ (shalom), was im Alten Testament nicht nur Frieden, sondern auch Ganzheit, Vollständigkeit und eine Art des Heilseins meint. Dieser Friede ist also kein Luxusprodukt, das wir nur in guten Zeiten genießen können, sondern eine tragende Substanz, die auch in Krisen zum Tragen kommt. Ein schöner Gedanke, oder? Der Friede, den Jesus uns anbietet, ist nicht an Umstände gebunden – und das macht ihn so besonders.
Jesus spricht in diesem Vers von „meinem Frieden“, ein Konzept, das auf den ersten Blick seltsam wirkt. Was macht den Frieden Jesu einzigartig? Schauen wir uns die Situation an: Die Jünger sind in einer schweren, beinahe traumatischen Lage. Ihr Lehrer spricht von Abschied, Verrat und Leiden. Jesus könnte ihnen Trost durch Versprechungen geben, dass alles gut wird, aber stattdessen schenkt er ihnen Frieden. Es ist ein Frieden, der nicht „wie die Welt gibt“ (griechisch: „οὐ καθὼς ὁ κόσμος δίδωσιν“) – sprich, ein Frieden, der nicht von äußeren Sicherheiten, Status oder Komfort abhängt. Hier scheint Jesus eine klare Grenze zu ziehen zwischen dem Frieden, den Gott gibt, und dem Frieden, den die „Welt“ anbietet. Die Welt – „κόσμος“ (kosmos) im Griechischen – ist hier nicht nur die physische Welt, sondern steht oft für ein System von Werten und Prioritäten, die im Widerspruch zu Gottes Werten stehen. Die Welt gibt Frieden, aber immer mit einem „wenn“ oder „aber“: Frieden, solange alles nach Plan läuft, solange die Finanzen stimmen, solange die Beziehungen stabil sind. Jesus’ Frieden hingegen kommt ohne diese Bedingungen.
Und hier wird es theologischer: In Jesu Verständnis ist Frieden ein Geschenk, das im Glauben angenommen wird. Ähnliche Gedanken finden sich in Philipper 4,7, wo Paulus schreibt, dass der „Friede Gottes, der alles Verstehen übersteigt“, unsere Herzen und Gedanken in Christus Jesus bewahrt. Es ist ein Friede, der sich nicht „logisch“ erklären lässt, weil er tiefer greift als jede rationale Analyse. Man könnte sogar sagen, er ist eine Form der göttlichen Gegenwart in uns – ein bisschen so, als wäre dieser Friede eine Art „spirituelles Immunsystem“, das uns vor den Viren der Verzweiflung und Angst schützt.
Dennoch stößt dieser Gedanke auch an eine gewisse Grenze: Wie passt ein Friede, der angeblich immer da ist, zu den realen Erfahrungen von Leid, Angst und Zweifel? Eine Herausforderung, die viele hier spüren könnten, ist die Diskrepanz zwischen der Zusage Jesu und der erlebten Realität. Der Frieden, von dem Jesus spricht, ist kein Versprechen eines immer glücklichen Lebens. Es wäre also falsch, diesen Frieden mit einem glückseligen Dauergrinsen zu verwechseln. Stattdessen scheint Jesus hier von einer Art innerem Fundament zu sprechen – einem Anker, der uns festhält, wenn der Sturm des Lebens tobt. Auch Paulus, der keineswegs ein „leichtes“ Leben führte, spricht immer wieder von dieser inneren Ruhe und standfesten Zuversicht (vgl. Römer 5,1-2; Kolosser 3,15).
Eine weitere Herausforderung ergibt sich in der Aufforderung Jesu: „Euer Herz werde nicht bestürzt und sei nicht furchtsam.“ Hier kommt das griechische „ταράσσω“ (tarassō) ins Spiel, was wörtlich bedeutet, „innerlich aufgewühlt“ oder „erschüttert“ zu sein. Jesus fordert seine Jünger also dazu auf, sich nicht aus der Ruhe bringen zu lassen. Doch wie realistisch ist diese Aufforderung? Gerade in schwierigen Zeiten ist es menschlich, sich Sorgen zu machen oder von Furcht ergriffen zu werden. Die Spannung hier liegt in der Erwartung eines „übernatürlichen“ Friedens inmitten von Chaos – ein Paradoxon, das leicht wie ein zu hoher Anspruch klingt. Doch hier scheint Jesus eher eine Einladung auszusprechen, als eine Forderung zu stellen. Sein Frieden wird nicht als Leistung von uns erwartet, sondern als Geschenk, das uns angeboten wird. Jesus lädt uns ein, diesen Frieden zu empfangen und in ihm zu ruhen – selbst wenn die Umstände uns herausfordern, genau das Gegenteil zu tun.
Interessanterweise könnte man auch sagen, dass Jesus hier einen Paradigmenwechsel anstößt. Der Fokus wird von äußeren Sicherheiten auf eine innere Stabilität verschoben. Anstatt nach Kontrolle über das Äußere zu suchen, fordert Jesus eine innere Haltung der Zuversicht, die unabhängig von äußeren Faktoren ist. Für die Jünger, die in einer unsicheren Zeit lebten und von der römischen Besatzung umgeben waren, war das sicherlich eine Provokation. Der Friede, den Jesus beschreibt, ist kein Aufruf zum Eskapismus oder zur Realitätsflucht, sondern eine radikale neue Art, auf die Realität zu blicken.
Am Ende ist dieser Frieden ein theologisches Mysterium und zugleich eine praktische Realität, die zur Entfaltung kommt, wenn wir uns darauf einlassen. Jesus lädt seine Jünger – und damit auch uns – ein, seinen Frieden zu erfahren, nicht indem wir die Welt kontrollieren, sondern indem wir lernen, uns innerlich zu verankern. Dieser Friede ist letztlich ein Geschenk Gottes, das uns nicht immer vor den Stürmen des Lebens schützt, aber uns die Kraft gibt, in ihnen zu bestehen. Jesus ruft uns dazu auf, diesen Frieden in unser Herz aufzunehmen, als würde er sagen: „Der Friede, den ich gebe, ist nicht dafür da, die Welt zu ändern, sondern dich zu stärken, damit du der Welt in Frieden begegnen kannst.“
Die SPACE-Anwendung*
Die SPACE-Anwendung ist eine Methode, um biblische Texte praktisch auf das tägliche Leben anzuwenden. Sie besteht aus fünf Schritten, die jeweils durch die Anfangsbuchstaben von „SPACE“ repräsentiert werden:
SPACE-Analyse zu Johannes 14,27
S – Sünde (Sin):
Dieser Text thematisiert keine spezifische „Sünde“ in dem Sinne, dass eine direkte Verfehlung angesprochen wird. Dennoch können wir implizit etwas erkennen, das eine Art „verpasste Chance“ für inneren Frieden ist: die Neigung, uns von Ängsten und Sorgen beherrschen zu lassen. Jesus sagt ja, dass unser Herz nicht bestürzt sein soll und wir nicht in Angst verfallen sollen. Diese Einladung erfordert eine bewusste Entscheidung, und wenn wir den Frieden, den er uns anbietet, ablehnen oder ignorieren, laufen wir Gefahr, stattdessen von Sorgen überwältigt zu werden. In gewisser Weise ist es, als würden wir uns selbst vom Guten ausschließen, das Jesus uns anbietet. Der Text legt nahe, dass wir uns in eine bessere, lebensfördernde Richtung entwickeln könnten, indem wir aktiv daran arbeiten, unseren inneren Frieden zu bewahren – unabhängig davon, was um uns herum passiert.
P – Verheißung (Promise):
Die Verheißung hier ist eindeutig: Jesus bietet uns seinen Frieden an, und zwar in einer Form, die die Welt nicht kennt. Das ist eine Zusage, die uns daran erinnert, dass Gott sich um unser Herz und unser Wohlergehen kümmert. Diese Art von Frieden ist nicht wetterabhängig, nicht verhandelbar und wird nicht durch äußere Umstände diktiert. Es ist, als würde Jesus uns versprechen: „Wenn du mein Geschenk annimmst, dann wirst du eine innere Ruhe erleben, die über das bloße Gefühl hinausgeht.“ Diese Verheißung gibt uns die Gewissheit, dass Gott uns nicht nur in guten Zeiten nahe ist, sondern auch in den Herausforderungen. Ein schöner Paralleltext hierzu wäre Philipper 4,7, der ebenfalls von diesem übernatürlichen Frieden spricht, „der alles Verstehen übersteigt“. Wir können also darauf vertrauen, dass Gott uns in unseren Stürmen nicht allein lässt, sondern eine beständige Quelle der Ruhe und Zuversicht ist.
A – Aktion (Action):
Es wäre gut, wenn wir uns dazu entschließen könnten, aktiv nach diesem Frieden zu streben. Das mag praktisch bedeuten, dass wir uns weniger von Sorgen und Negativität einnehmen lassen und stattdessen kleine Schritte unternehmen, um diesen Frieden in unserem Alltag zu integrieren. Vielleicht durch Gebet, durch Meditation über diese Verheißung oder indem wir uns regelmäßig daran erinnern, dass wir nicht allein sind in unseren Herausforderungen. Eine konkrete Handlung könnte sein, Momente des Innehaltens in den Tag einzubauen, in denen wir bewusst unseren „inneren Frieden-Check“ machen. In solchen Momenten könnten wir uns fragen: „Bin ich in der Ruhe, die Jesus mir anbietet, oder stehe ich gerade auf wackeligem Boden?“ Manchmal ist es ein kleines Gespräch mit Gott, das uns hilft, wieder Stabilität zu finden.
C – Appell (Command):
Hier finden wir eine liebevolle Aufforderung: „Euer Herz werde nicht bestürzt und sei nicht furchtsam.“ Es ist, als würde Jesus uns sanft ermahnen, uns nicht von den äußeren Umständen dominieren zu lassen. Natürlich ist das leichter gesagt als getan, und Jesus weiß das. Der Appell ist daher keine starre Erwartung, sondern eher eine Einladung, uns auf den Frieden einzulassen, den er uns schenken möchte. Dieser Aufruf erinnert uns daran, dass wir die Wahl haben, wie wir auf das reagieren, was in der Welt passiert. Es wäre gut, wenn wir uns von diesem Appell dazu inspirieren lassen, innerlich ruhig und gefestigt zu bleiben, selbst wenn das Leben stürmisch ist. Jesus spricht uns Mut zu und lädt uns ein, mit ihm diese innere Gelassenheit zu finden.
E – Beispiel (Example):
Ein klassisches Beispiel für diesen tiefen Frieden finden wir bei Paulus und Silas, die im Gefängnis von Philippi gefangen gehalten werden (Apostelgeschichte 16,25). Trotz ihrer Ketten singen sie Loblieder und zeigen eine Ruhe und Freude, die für Außenstehende völlig unerklärlich ist. Sie lassen sich nicht von der Situation entmutigen, sondern finden Frieden in ihrem Glauben. Ein weniger bekanntes Beispiel ist Stephanus, der erste Märtyrer, der trotz der bevorstehenden Steinigung in Frieden betet und seinen Mördern vergibt (Apostelgeschichte 7,60). Sein innerer Frieden ist so tief, dass er sich nicht einmal vor dem Tod fürchtet und sich ganz in die Hände Gottes gibt. Beide Beispiele zeigen uns, dass dieser göttliche Frieden uns sogar in den schwierigsten Momenten tragen kann – ein Frieden, der jenseits menschlichen Verständnisses liegt und der auf Vertrauen in Gottes Gegenwart basiert.
Persönliche Identifikation mit dem Text:
In diesem Schritt stelle ich mir sogenannte „W“ Fragen: „Was möchte der Text mir sagen?“ in der suche nach der Hauptbotschaft. Dann überlege ich, „Was sagt der Text nicht?“ um Missverständnisse zu vermeiden. Ich reflektiere, „Warum ist dieser Text für mich wichtig?“ um seine Relevanz für mein Leben zu erkennen. Anschließend frage ich mich, „Wie kann ich den Text in meinem Alltag umsetzen/anwenden?“ um praktische Anwendungsmöglichkeiten zu finden. Weiterhin denke ich darüber nach, „Wie wirkt sich der Text auf meinen Glauben aus?“ um zu sehen, wie er meinen Glauben stärkt oder herausfordert. Schließlich frage ich, „Welche Schlussfolgerungen kann ich für mich aus dem Gesagten ziehen?“ um konkrete Handlungen und Einstellungen abzuleiten.
Eine Kontroverse die ich in Johannes 14,27 sehe ist die scheinbar „leichte“ Aussage von Jesus: „Euer Herz werde nicht bestürzt und sei nicht furchtsam.“ Wenn man das liest, könnte man fast denken, Jesus gehe davon aus, dass es ganz einfach sei, Ruhe und Frieden zu finden – als wäre das etwas, was man nach Belieben ein- und ausschalten kann. Aber wenn wir ehrlich sind: Das Leben spielt selten so mit, wie wir es uns wünschen. Probleme, Zweifel und Ängste kommen nicht gerade höflich an die Tür und fragen, ob sie eintreten dürfen. Sie stürmen rein und nehmen oft jede Ecke unseres Herzens in Beschlag. Was soll man also mit einem Text anfangen, der einen fast unverschämt ruhig bittet, sich „nicht bestürzen“ zu lassen? Vielleicht liegt der Schlüssel darin, dass Jesus uns nicht einen einfachen Ausweg aus den Herausforderungen anbietet, sondern eine Einladung, uns ihnen auf eine neue Art zu stellen.
Die Aufforderung, Frieden zu finden, ist tief mit unserem Menschsein verwoben. Wir alle kennen das Bedürfnis nach Sicherheit, nach einem Ort, wo unser Herz zur Ruhe kommen kann. Doch das Leben hat eine eigenwillige Art, uns genau diesen Frieden streitig zu machen. Zwischen Erwartungen, die wir an uns selbst stellen, und den Anforderungen, die von außen an uns herangetragen werden, entsteht oft eine Art innere Unruhe, die schwer zu stillen ist. Hier kommt eine weitere Dimension des Textes ins Spiel: Der Frieden, den Jesus anbietet, ist nicht an das geknüpft, was wir tun oder kontrollieren können. Er kommt als Geschenk – und das ist der Knackpunkt. Es könnte gut sein, dass dieser Friede dann am stärksten wirkt, wenn wir aufhören, krampfhaft danach zu suchen und stattdessen bereit sind, ihn zu empfangen.
Ich merke, dass der Text mich dazu einlädt, meine eigenen Grenzen neu zu betrachten. Das Leben ist voll von „Muss“- und „Sollte“-Gedanken – Aufgaben, die ich mir selbst auferlege oder die von anderen kommen. Aber dieser Friede, von dem Jesus spricht, scheint sich außerhalb dieser Bedingungen zu befinden. Es geht hier nicht um einen Frieden, den ich „verdiene“ oder „verdienen müsste“. Stattdessen erinnert mich der Text daran, dass es Momente gibt, in denen es gut wäre, Dinge einfach loszulassen und darauf zu vertrauen, dass ich auch ohne ständige Kontrolle ruhig und sicher sein kann. Es ist wie ein inneres Ausatmen, ein Moment, in dem ich mich daran erinnern darf, dass ich nicht alles regeln muss. Hier zeigt sich eine gewisse Demut – die Bereitschaft zu akzeptieren, dass ich nicht alles in der Hand habe, und dass das auch okay ist.
Eine Frage, die in mir aufkommt, ist: Was könnte das in meinem Alltag bedeuten? Vielleicht ein Umdenken in Bezug auf die Art, wie ich Herausforderungen begegne. Wenn ich mich mit Menschen oder Situationen konfrontiert sehe, die mir Unruhe bereiten, kann ich mich daran erinnern, dass ich diesen inneren Frieden nicht erst dann haben kann, wenn alles „perfekt“ läuft. Es wäre gut, mich an diesen Text zu halten wie an einen Anker, besonders in stressigen Momenten. Ich könnte beispielsweise versuchen, in solchen Situationen bewusst innezuhalten und zu atmen, anstatt sofort in den „Kampf-oder-Flucht-Modus“ zu verfallen. So wie Jesus mich einlädt, dem Frieden Raum zu geben, könnte ich diesen Frieden in meinen Alltag einladen, indem ich mir bewusst mache, dass ich nicht allein bin in den Herausforderungen.
Was der Text mir nicht sagt, ist, dass ich meine Probleme oder Ängste ignorieren sollte. Der Friede, von dem Jesus spricht, ist kein Wegsehen, kein Überdecken von Schwierigkeiten. Er ist eine tiefere Ruhe, die mich befähigt, den Herausforderungen ins Auge zu sehen, ohne von ihnen überrollt zu werden. Das erinnert mich an die Prinzipien der Gewaltfreien Kommunikation: Wenn ich meine Bedürfnisse und die der anderen klar benennen und anerkennen kann, dann verliere ich mich nicht in inneren Kämpfen. Der Friede, den Jesus anbietet, könnte genau das sein – ein ruhiger Platz im Herzen, von dem aus ich klarer sehen und handeln kann. Diese Haltung hilft mir, besser mit meinen eigenen Grenzen umzugehen und auch die Grenzen anderer zu respektieren. In der Praxis könnte das bedeuten, dass ich weniger reagiere und mehr überlege, dass ich mehr frage und weniger fordere – mit mir selbst und mit anderen.
Am Ende scheint dieser Text nicht nur ein Angebot zu sein, sondern eine Einladung zu einem ganz neuen Lebensstil. Es wäre gut, wenn ich mir bewusst mache, dass ich jederzeit zu diesem inneren Frieden zurückkehren kann, wie zu einem vertrauten Ort. Wenn ich aufhöre, ihn in äußeren Bedingungen zu suchen, entdecke ich vielleicht, dass dieser Friede in mir schon da ist – wie eine verborgene Quelle, die immer zugänglich ist, wenn ich nur bereit bin, mich zu öffnen. Jesus scheint mir zu sagen: „Du musst das Leben nicht allein meistern. Du darfst loslassen und darauf vertrauen, dass ich dich in all dem begleite.“ Diese Erkenntnis nimmt mir den Druck, perfekt zu sein, und schenkt mir die Freiheit, jeden Moment so anzunehmen, wie er ist – im Bewusstsein, dass ich gehalten werde.
*Die SPACE-Analyse im Detail:
Sünde (Sin): In diesem Schritt überlegst du, ob der Bibeltext eine spezifische Sünde aufzeigt, vor der du dich hüten solltest. Es geht darum, persönliche Fehler oder falsche Verhaltensweisen zu erkennen, die der Text anspricht. Sprich, Sünde, wird hier als Verfehlung gegenüber den „Lebens fördernden Standards“ definiert.
Verheißung (Promise): Hier suchst du nach Verheißungen in dem Text. Das können Zusagen Gottes sein, die dir Mut, Hoffnung oder Trost geben. Diese Verheißungen sind Erinnerungen an Gottes Charakter und seine treue Fürsorge.
Aktion (Action): Dieser Teil betrachtet, welche Handlungen oder Verhaltensänderungen der Text vorschlägt. Es geht um konkrete Schritte, die du unternehmen kannst, um deinen Glauben in die Tat umzusetzen.
Appell (Command): Hier identifizierst du, ob es in dem Text ein direktes Gebot oder eine Aufforderung gibt, die Gott an seine Leser richtet. Dieser Schritt hilft dir, Gottes Willen für dein Leben besser zu verstehen.
Beispiel (Example): Schließlich suchst du nach Beispielen im Text, die du nachahmen (oder manchmal auch vermeiden) solltest. Das können Handlungen oder Charaktereigenschaften von Personen in der Bibel sein, die als Vorbild dienen.
Diese Methode hilft dabei, die Bibel nicht nur als historisches oder spirituelles Dokument zu lesen, sondern sie auch praktisch und persönlich anzuwenden. Sie dient dazu, das Wort Gottes lebendig und relevant im Alltag zu machen.
