Inmitten unserer schnelllebigen Welt stellt Johannes 12:8 eine zentrale Frage: Wie leben wir echte Nachfolge? Jesus spricht von einer bedeutsamen Prioritätensetzung zwischen der Hingabe an ihn und dem Dienst an den Armen. Diese Worte bieten uns einen lebensnahen Kompass für unser Handeln und unser geistliches Leben. Doch wie integrieren wir diese Weisheit in unseren Alltag, wo Herausforderungen und Bedürfnisse so vielfältig sind?
Dietrich Bonhoeffer, dessen Leben eine tiefe Reflexion über Kosten und Konsequenzen der Nachfolge war, zeigt uns, dass wahrer Glaube sich in der aktiven Liebe manifestiert – eine Liebe, die sowohl in stiller Andacht als auch im lauten Einsatz für Gerechtigkeit lebt. Es geht nicht nur darum, was wir glauben, sondern wie dieser Glaube unsere Beziehungen und unser Handeln formt. Bonhoeffers Verständnis von Nachfolge lädt uns ein, unseren Glauben immer wieder praktisch zu erproben und zu leben.
Lassen wir uns daher inspirieren, sowohl unsere spirituelle Praxis zu vertiefen als auch unsere Augen für die Not in unserer Welt zu öffnen. Es ist Zeit, aktiv Schritte zu gehen, die zeigen, dass unser Glaube mehr ist als Worte – es ist eine Lebensweise, die Jesus in den Mittelpunkt stellt und seine Liebe in jedem Winkel unserer Existenz widerspiegelt. Auf diesem Weg sind wir berufen, Zeichen der Hoffnung und des Friedens zu sein, mutig und mit offenem Herzen.
Tiefgreifende Fragen zur Reflexion oder für Gruppengespräche:
- Wie kann ich meine spirituelle Praxis so gestalten, dass sie mich sowohl zu persönlicher Hingabe als auch zu aktivem Dienst an anderen führt?
- In welchen Bereichen meines Lebens bin ich aufgerufen, mutiger und aktiver meinen Glauben zu leben?
- Wie kann ich in meinem täglichen Leben ein lebendiges Zeugnis der Liebe Christi sein, sowohl in Worten als auch in Taten?
Parallel Bibeltexte zur Vertiefung:
- Markus 12:30-31: „Liebe ganz: Gott und den Nächsten als dich selbst“
- Galater 5:13-14: „Frei zu lieben: Dienst durch Liebe“
- Petrus 4:8-10: „Liebe deckt zu: Dient einander mit euren Gaben“
- Johannes 13:34-35: „Liebt, wie Ich: Das Zeichen wahrer Jünger“
Möchtest du dich noch weiter in dieses Thema vertiefen? Im Anschluss findest du die Schritte die ich für diesen Impuls gegangen bin. Die Informationen hole ich mir meistens aus BibleHub.com damit auch du es nachschlagen kannst.
Gebet:
Beginnen wir unsere heutige Vertiefung mit einem Gebet.
Lieber und liebender Jesus, wir bitten Dich, hilf uns durch deinen Geist, unsere Herzen und unseren Verstand für die Botschaft, die Du uns durch Johannes 12:8 mitteilen möchtest zu öffnen. Hilf uns zu verstehen, wie wir diese Worte in unserem Leben anwenden können, um tiefer in die Nachfolge einzutreten.
Amen.
Kontext des Textes:
Johannes 12:8 steht in einem intensiven und emotional aufgeladenen Kontext. Unmittelbar davor, in derselben Szene, begegnen wir Maria, die kostbares Nardenöl über Jesu Füße gießt und sie mit ihren Haaren trocknet – ein Akt tiefster Hingabe und Anbetung. Judas Iskariot kritisiert diese Verschwendung, da das Öl verkauft und das Geld den Armen gegeben hätte werden können. Jesus antwortet mit den Worten unseres heutigen Fokustextes, um die Bedeutung des Moments und Marias Handlung zu verteidigen.
Diese Szene offenbart Jesu Verständnis von Prioritäten im Licht seiner nahenden Passion. Er unterstreicht, dass die Gelegenheit, ihm unmittelbar zu dienen und ihn zu ehren, zeitlich begrenzt ist, im Gegensatz zu den immerwährenden Bedürfnissen der Armen, denen man jederzeit dienen kann. Dies bedeutet jedoch nicht, dass die Fürsorge für die Armen unwichtig ist, sondern vielmehr, dass es Zeiten gibt, in denen die unmittelbare Anbetung und der Dienst an Jesus Vorrang haben. Es ist eine Lektion über die Erkennung heiliger Momente und die richtige Einordnung unserer Handlungen nach Gottes Willen.
Schlüsselwörter identifizieren:
Originaltext:
πτωχοὺς γὰρ πάντοτε ἔχετε μεθ‘ ὑμῶν, ἐμὲ δὲ οὐ πάντοτε ἔχετε.
Johannes 12:8 in den meisten Bibelübersetzungen lautet: „Denn die Armen habt ihr allezeit bei euch, mich aber habt ihr nicht allezeit.“
Schlüsselwörter:
- πτωχοὺς (ptōchous) – „die Armen“: Dieses Wort bezieht sich auf Personen, die materiell arm oder bedürftig sind. Im biblischen Kontext wird Armut oft in einem physischen und geistigen Sinn verstanden, wobei die Aufmerksamkeit und Fürsorge für die Armen als wesentlicher Aspekt des Glaubens gesehen wird.
- πάντοτε (pantote) – „allezeit“: Ein Adverb, das „immer“ oder „zu allen Zeiten“ bedeutet. Dies weist auf die fortwährende Präsenz oder Möglichkeit hin, den Armen zu helfen.
- ἔχετε (echete) – „habt ihr“: Dieses Verb steht hier im Präsens und betont eine andauernde oder wiederholbare Handlung.
- μεθ‘ ὑμῶν (meth’ hymōn) – „bei euch“: Diese Phrase bedeutet wörtlich „mit euch“ und unterstreicht die ständige Möglichkeit, auf die Bedürfnisse der Armen einzugehen.
- ἐμὲ (eme) – „mich“: Bezieht sich direkt auf Jesus. In diesem Kontext betont Jesus Seine physische Präsenz unter seinen Jüngern als eine zeitlich begrenzte Gelegenheit.
- οὐ πάντοτε (ou pantote) – „nicht allezeit“: Die Verneinung zusammen mit „allezeit“ stellt die Einzigartigkeit und Begrenztheit der Zeit, die Jesus physisch mit seinen Jüngern verbringen wird, heraus.
Jesus nutzt diese Gelegenheit, um auf den Wert hinzuweisen, den die Zeit mit Ihm hat, im Vergleich zu anderen guten Werken wie der Unterstützung der Armen. Während Er die Wichtigkeit des Dienstes an den Bedürftigen anerkennt, hebt Er hervor, dass Seine physische Präsenz auf Erden einzigartig und zeitlich begrenzt ist. Diese Passage lehrt, dass es kritische Momente gibt, in denen unmittelbare Handlungen erforderlich sind, die nicht verschoben werden können, selbst im Angesicht anderer kontinuierlicher Verpflichtungen und guter Taten.
Kommentar zum Text:
In Johannes 12:8 betont Jesus mit seinen Worten „Arme, die eure Hilfe nötig haben, wird es immer geben, ich dagegen bin nicht mehr lange bei euch.“ eine tiefgründige Wahrheit über die Prioritäten in unserem spirituellen Leben. Dieser Moment, unmittelbar nach der salbungsvollen Hingabe von Maria, beleuchtet die Balance zwischen dienender Nächstenliebe und direkter Hingabe an Christus.
Zuallererst liefert dieser Vers einen klaren Hinweis auf Jesu bevorstehendes Leiden und seinen Tod. Die Aussage „ich bin nicht mehr lange bei euch“ ist ein direkter Verweis auf seine Kreuzigung, eine Zeit, in der er physisch von seinen Jüngern getrennt sein wird. Es ist eine Erinnerung an die Kostbarkeit der Zeit mit Jesus und die Bedeutung, die Augenblicke der Nähe zu ihm zu schätzen und zu nutzen.
Gleichzeitig stellt Jesus eine ewige Wahrheit auf: Die Armen und Bedürftigen werden immer unter uns sein. Dies ist keine Entschuldigung, ihnen nicht zu helfen, sondern vielmehr eine Anerkennung der Realität der menschlichen Bedingung und der fortwährenden Notwendigkeit der christlichen Nächstenliebe. Seine Worte sollen uns nicht von der Verantwortung entbinden, sondern uns vielmehr dazu anspornen, weise zu entscheiden, wie und wann wir dienen, wobei wir die zeitliche und ewige Dimension unserer Handlungen im Auge behalten.
Was Jesus hier lehrt, ist eine Frage der Prioritätensetzung. Es gibt Momente, in denen die unmittelbare Anbetung und Hingabe an Jesus Vorrang haben sollte. Diese Zeiten sind einzigartig und unwiederholbar, wie die Gelegenheit, die Maria nutzte, um Jesus mit ihrem kostbarsten Besitz zu ehren. Es ist eine Einladung, unsere Herzen und unser Handeln immer wieder zu prüfen und zu erkennen, wann es an der Zeit ist, direkt vor Jesus zu stehen, in Hingabe und Anbetung, und wann wir seinen Auftrag erfüllen, indem wir den Armen und Bedürftigen dienen.
Persönliche Identifikation mit dem Text:
In Johannes 12:8 bietet Jesus eine mächtige Lektion in Bezug auf unsere persönlichen und gemeinschaftlichen spirituellen Reisen. Seine Worte rufen uns dazu auf, eine Balance zwischen der Hingabe an ihn und dem Dienst an anderen, besonders den Armen, zu finden. Doch in der Einladung, diese Balance zu finden, liegt auch die tiefere Aufforderung, die Augenblicke der Nähe mit Jesus nicht zu übersehen oder zu vernachlässigen.
Die Herausforderung, die sich aus Jesu Worten ergibt, ist eine Einladung zur Reflexion über unsere eigenen Prioritäten. Wie Maria, die Jesus mit kostbarem Öl salbte, sind auch wir aufgefordert, die Momente zu erkennen und zu ergreifen, in denen wir Jesus unsere tiefste Anbetung und Hingabe anbieten können. Gleichzeitig erinnert uns Jesus daran, dass der Dienst an den Armen und Bedürftigen ein integraler Bestandteil unseres Glaubenslebens ist. Dies ist kein Entweder-Oder, sondern ein Sowohl-Als-Auch, das die Tiefe und Breite unseres Glaubens ausdrückt.
Diese dynamische Spannung zwischen Hingabe an Christus und Dienst an den Armen ist ein wesentlicher Aspekt der christlichen Nachfolge. Sie fordert uns heraus, tief über die Art und Weise nachzudenken, wie wir unser Leben gestalten, unsere Ressourcen nutzen und unsere Zeit verbringen. In dieser Spannung liegt die Einladung, in einer Weise zu leben, die sowohl unserem Herrn Ehre macht als auch dem zweiten großen Gebot entspricht, unseren Nächsten wie uns selbst zu lieben.
Eine mögliche Perspektive aus Dietrich Bonhoeffers Theologie
In der Perspektive Dietrich Bonhoeffers würde eine Kommentierung zu Johannes 12:8 nicht nur die Balance zwischen Hingabe an Christus und Dienst an den Armen betonen, sondern auch tief in das Konzept der Kosten der Nachfolge eintauchen. Bonhoeffer, dessen Theologie stark von der Idee geprägt ist, dass Glaube in der Welt Wirklichkeit werden muss, würde hervorheben, dass wahre Hingabe an Christus und Dienst an den Armen untrennbar miteinander verbunden sind. Für ihn wäre die Salbung Jesu durch Maria ein Ausdruck tiefster Hingabe, die sich nicht in der Absonderung von der Welt, sondern in der konkreten Nachfolge Christi im Alltag manifestiert.
Bonhoeffer würde möglicherweise argumentieren, dass die Nachfolge Christi immer auch ein Leben für andere bedeutet. In seinem Werk „Nachfolge“ verdeutlicht er, dass die Nachfolge nicht nur eine individuelle spirituelle Reise ist, sondern auch eine Gemeinschaft derjenigen, die bereit sind, für ihre Überzeugungen Opfer zu bringen. Der Dienst an den Armen ist somit kein zusätzliches Element des christlichen Lebens, sondern ein zentraler Aspekt der Identifikation mit Christus. Die Armen zu dienen heißt, Jesus zu dienen, weil Jesus sich mit den Geringsten identifiziert hat.
Bonhoeffer würde sehr wahrscheinlich auch die Bedeutung der Gemeinschaft hervorheben, in der die gegenseitige Unterstützung und das Teilen der Lasten gelebt werden. Seine Zeit im Finkenwalder Predigerseminar, wo das gemeinschaftliche Leben nach den Prinzipien des Neuen Testaments gestaltet wurde, zeugt von seinem tiefen Verständnis für die Praxis des Glaubens in der Gemeinschaft. Hier lernte und lehrte er, dass das christliche Leben ein Leben miteinander und füreinander ist, geprägt von Gebet, Bibelstudium und praktischer Nächstenliebe.
In einer Zeit, die von politischen und sozialen Umwälzungen gezeichnet war, sah Bonhoeffer den unbedingten Anspruch Jesu auf unser ganzes Leben. Seine Teilnahme am Widerstand gegen das Nazi-Regime ist ein dramatisches Beispiel für seine Überzeugung, dass Christsein bedeutet, in den Herausforderungen der Zeit mutig und entschlossen für Gerechtigkeit und Frieden einzutreten.
Daher würde eine Kommentierung aus Bonhoeffers Perspektive sehr wahrscheinlich betonen, dass die Einladung Jesu, ihm zu folgen, uns dazu aufruft, unser Leben radikal zu überdenken und zu gestalten. Es geht darum, Gottes Willen in der Welt zu suchen und ihm in der Nachfolge, im Dienst an den Armen und in der mutigen Auseinandersetzung mit den Mächten der Ungerechtigkeit zu begegnen. So werden wir zu Zeugen der Liebe und Gnade Gottes in einer Welt, die verzweifelt nach Hoffnung sucht.
SPACE*-Anwendung:
- Sünde identifizieren: Die Neigung, entweder die persönliche Hingabe an Jesus oder den Dienst am Nächsten zu übersehen, ist eine ständige Herausforderung. Die Sünde liegt darin, den Ruf zur Ganzheitlichkeit der Nachfolge zu ignorieren, was bedeutet, sowohl in enger Beziehung mit Jesus zu leben als auch seinen Auftrag, die Bedürftigen zu lieben und zu unterstützen, ernst zu nehmen.
- Versprechen festhalten: Die ewige Gegenwart Jesu und die fortwährende Gelegenheit, ihm durch unseren Dienst an anderen nahe zu sein. Trotz seiner physischen Abwesenheit erinnert uns Jesus daran, dass wir ihm in den Armen und Bedürftigen begegnen können – eine Verheißung, dass unser Dienst und unsere Hingabe eine tiefe, kontinuierliche Beziehung mit ihm ermöglichen.
- Aktiv werden: Aktiv nach Wegen suchen, um unsere spirituelle Hingabe und unseren sozialen Einsatz zu integrieren. Dies könnte bedeuten, bewusster Zeit in Gebet und Anbetung zu verbringen, während man sich gleichzeitig für soziale Gerechtigkeit einsetzt, oder konkrete Aktionen zu planen und durchzuführen, die sowohl den geistlichen als auch den materiellen Bedürfnissen der Gemeinschaft gerecht werden.
- Appell verstehen: Jesus gebietet uns, die Bedürfnisse der Armen nicht zu ignorieren, während wir gleichzeitig unsere persönliche Beziehung zu ihm pflegen. Er fordert uns auf, eine lebendige, dynamische Balance zwischen Hingabe und Dienst zu finden, die den Kern unserer Nachfolge ausmacht.
- Beispiel folgen: Jesus selbst ist das größte Beispiel für diese Balance – er zog sich zurück, um zu beten und enge Gemeinschaft mit dem Vater zu suchen, und widmete sein Leben dem Dienst an denen, die ihn brauchten. Maria, die Jesus mit Nardenöl salbt, zeigt uns, wie wertvoll die Momente persönlicher Hingabe sind, während Bonhoeffer uns lehrt, dass echte Nachfolge bedeutet, das Evangelium in jedem Aspekt unseres Lebens zu leben, auch wenn es Opfer kostet.
Diese SPACE-Analyse unterstreicht die Komplexität und die Schönheit der Nachfolge Jesu, die sowohl unsere innerste Hingabe als auch unseren aktiven Einsatz für die Welt umfasst.
*Die SPACE-Analyse ist eine Methode, um biblische Texte praktisch auf das tägliche Leben anzuwenden. Sie besteht aus fünf Schritten, die jeweils durch die Anfangsbuchstaben von „SPACE“ repräsentiert werden:
Sünde (Sin): In diesem Schritt überlegst du, ob der Bibeltext eine spezifische Sünde aufzeigt, vor der du dich hüten solltest. Es geht darum, persönliche Fehler oder falsche Verhaltensweisen zu erkennen, die der Text anspricht.
Verheißung (Promise): Hier suchst du nach Verheißungen in dem Text. Das können Zusagen Gottes sein, die dir Mut, Hoffnung oder Trost geben. Diese Verheißungen sind Erinnerungen an Gottes Charakter und seine treue Fürsorge.
Aktion (Action): Dieser Teil betrachtet, welche Handlungen oder Verhaltensänderungen der Text vorschlägt. Es geht um konkrete Schritte, die du unternehmen kannst, um deinen Glauben in die Tat umzusetzen.
Appell (Command): Hier identifizierst du, ob es in dem Text ein direktes Gebot oder eine Aufforderung gibt, die Gott an seine Leser richtet. Dieser Schritt hilft dir, Gottes Willen für dein Leben besser zu verstehen.
Beispiel (Example): Schließlich suchst du nach Beispielen im Text, die du nachahmen (oder manchmal auch vermeiden) solltest. Das können Handlungen oder Charaktereigenschaften von Personen in der Bibel sein, die als Vorbild dienen.
Diese Methode hilft dabei, die Bibel nicht nur als historisches oder spirituelles Dokument zu lesen, sondern sie auch praktisch und persönlich anzuwenden. Sie dient dazu, das Wort Gottes lebendig und relevant im Alltag zu machen.
