Fettgedrucktes für schnell Leser…
Einleitender Impuls:
Ganz ehrlich: Wenn ich den Satz höre „Tu alles zur Ehre Gottes“, dann zuckt in mir manchmal was zusammen. Weil das klingt, als müsste ich mein ganzes Leben in einen sakralen Goldrahmen packen. Als wäre mein morgendlicher Kaffee plötzlich ein liturgischer Akt – und mein Wäscheberg eine geistliche Disziplin. Aber 1. Korinther 10,31 meint nicht, dass ich ab sofort mit Bibelversen auf dem Brotbelag durch den Tag laufen soll. Der Text fordert keine religiöse Daueranspannung, sondern schlägt eine andere Blickrichtung vor: Nicht mehr tun – sondern bewusster. Nicht alles wird heilig, wenn ich es „fromm“ nenne – aber manches wird bedeutungsvoll, wenn ich es in Liebe tue.
Mich trifft das, weil ich merke, wie schnell ich Gott aus dem Gewöhnlichen rausrechnen will. Es gibt Momente, da bete ich laut – und lebe leise an ihm vorbei. Ich plane Projekte „für ihn“, vergesse ihn aber beim Essen, Reden, Scrollen. Paulus’ Vers erinnert mich: Gottes Gegenwart ist nicht ortsgebunden – sie ist herzensgebunden. Was zählt, ist nicht das Etikett auf der Handlung, sondern die Ausrichtung dahinter. Ellen White bringt’s wunderbar auf den Punkt: „Selbst der gewöhnlichste Dienst, wenn aus Liebe getan, ist Gott wertvoller als große Opfer.“ Vielleicht ist die Entscheidung, heute freundlich zu bleiben, wenn’s in mir brodelt, geistlich wirksamer als jede glänzende Tat, die nur meinem Image dient.
Und ja, dieser Vers sagt nicht, dass alles gleichwertig ist – oder dass ich tun kann, was ich will, solange ich ein „Zur Ehre Gottes“ dranhänge. Zur Ehre Gottes leben heißt: Mich selbst nicht zum Maßstab machen. Es heißt, mein Handeln durch den Filter der Liebe zu schicken – nicht durch den der Bequemlichkeit. Das ist nicht immer leicht, und es klappt sicher nicht jeden Tag. Aber vielleicht reicht schon der Gedanke: „Was, wenn auch das hier – genau hier – ein Ort ist, an dem Himmel auf Erde trifft?“ Nicht perfekt. Aber bewusst. Und irgendwie… schön.
Fragen zur Vertiefung oder für Gruppengespräche:
- In welchen Momenten deines Tages denkst du selten oder nie an Gottes Gegenwart – und warum ist das so?
- Welche alltägliche Entscheidung war dir im Rückblick geistlich bedeutsamer, als du es beim Handeln wahrgenommen hast?
- Was würde sich in deinem Leben verändern, wenn du jeden Bereich – sogar dein Einkaufsverhalten – unter die Frage stellst: „Ehrt das Gott?“?
Parallele Bibeltexte als Slogans mit Anwendung:
Kolosser 3,17 – „Alles in Jesu Namen.“ → Jeder Gedanke, jedes Tun – verbunden mit Christus wird alles bedeutungsvoll.
Sprüche 3,6 – „Erkenne ihn auf allen Wegen.“ → Nicht nur im Gebet, sondern beim Pendeln, Planen und Putzen.
Römer 12,1 – „Euer Leben – ein Opfer.“ → Gott sucht keine Show, sondern ein hingegebenes Leben.
1. Samuel 2,30 – „Wer mich ehrt, den ehre ich.“ → Gottes Ehre ist keine Einbahnstraße – sie verändert auch dich.
Wenn du spüren willst, wie echtes geistliches Leben auch zwischen Kühlschrank und Kalender wächst, dann nimm dir 20 Minuten Zeit und lies die ganze Betrachtung – es könnte deinen Blick auf deinen Alltag für immer verändern.
Schön, dass wir uns gemeinsam 1. Korinther 10,31 widmen – einem Vers, der so kurz klingt und doch die ganze Haltung unseres Lebens hinterfragt. Bevor wir uns dem näher nähern, lass uns kurz innehalten und gemeinsam beten.
Liebevoller Vater, manchmal drehen wir uns so sehr um uns selbst, dass wir gar nicht merken, wie sehr wir an dir vorbeileben. Unsere Entscheidungen, unsere Worte, sogar unsere scheinbar harmlosen Alltagsroutinen – alles hat Richtung. Und genau da hinein sprichst du: „Ob ihr nun esst oder trinkt oder sonst etwas tut – tut alles zur Ehre Gottes.“
Nicht als Last, sondern als Einladung, unser Leben mit dir zu füllen.
Hilf uns, das heute zu begreifen. Mach uns bereit, auch die kleinen Dinge groß zu sehen – weil du drin vorkommst.
In Jesu Namen beten wir,
Amen.
Der Text:
Zunächst werfen wir einen Blick auf den Text in verschiedenen Bibelübersetzungen. Dadurch gewinnen wir ein tieferes Verständnis und können die unterschiedlichen Nuancen des Textes in den jeweiligen Übersetzungen oder Übertragungen besser erfassen. Dazu vergleichen wir die Elberfelder 2006 (ELB 2006), Schlachter 2000 (SLT), Luther 2017 (LU17), Basis Bibel (BB) und die Hoffnung für alle 2015 (Hfa).
1 . Korinther 10,31
ELB 2006 Ob ihr nun esst oder trinkt oder sonst etwas tut, tut alles zur Ehre Gottes!
SLT Ob ihr nun esst oder trinkt oder sonst etwas tut – tut alles zur Ehre Gottes!
LU17 Ob ihr nun esst oder trinkt oder was ihr auch tut, das tut alles zu Gottes Ehre.
BB Wie gesagt: Ob ihr esst oder trinkt oder etwas anderes tut, tut das alles zur Ehre Gottes!
HfA Darauf will ich antworten: Ob ihr esst oder trinkt oder was immer ihr sonst tut – alles soll zur Ehre Gottes geschehen.
Der Kontext:
In diesem Abschnitt geht es darum, die grundlegenden Fragen – das „Wer“, „Wo“, „Was“, „Wann“ und „Warum“ – zu klären. Das Ziel ist es, ein besseres Bild von der Welt und den Umständen zu zeichnen, in denen dieser Vers verfasst wurde. So bekommen wir ein tieferes Verständnis für die Botschaft, bevor wir uns den Details widmen.
Kurzgesagt: In Korinth geht’s um mehr als nur Steak vom Götzenaltar – es geht ums große Ganze: Wie lebt man glaubwürdig mit Gott, wenn links und rechts die Welt mit ihren eigenen Göttern winkt? Paulus bringt in einem Vers auf den Punkt, was sonst ganze Bücher füllt: Ein Leben zur Ehre Gottes – auch beim Mittagessen.
Stell dir vor: Es ist laut in den Gassen von Korinth. Händler rufen, Räucherwerk hängt in der Luft, der Tempel des Apollon wirft seinen Schatten auf den Marktplatz. Und dazwischen du – frisch im Glauben, neu in der Gemeinschaft, innerlich hin- und hergerissen. Dein Onkel, den du liebst, hat dich zum Festmahl eingeladen. Es gibt gebratenes Lamm, der Wein fließt – aber du weißt, das Fleisch war vor ein paar Stunden noch Teil eines heidnischen Rituals. Gehst du hin? Sagst du ab? Oder isst du einfach und denkst dir: „Was soll’s – ist doch nur Fleisch?“
Genau in solche Dilemmata schreibt Paulus seinen Brief. Die Christen in Korinth lebten in einem Schmelztiegel religiöser, sozialer und kultureller Strömungen. Es war nicht einfach, den Glauben im Alltag zu leben, ohne ständig irgendwo anzuecken – bei den Nachbarn, bei der Familie oder im eigenen Gewissen. Es war nicht die große theologische Theorie, die sie beschäftigte, sondern der kleine, unangenehme Moment, wenn ein Stück Fleisch plötzlich zur Glaubensfrage wurde.
Paulus begegnet dieser Spannung nicht mit Dogmatik, sondern mit Augenmaß. Er erkennt: Freiheit ist keine Einbahnstraße. Was für dich vielleicht ein gelassener Umgang mit kulturellen Gepflogenheiten ist, kann für den anderen wie ein Rückfall ins Alte wirken. Und das macht’s heikel. Denn Freiheit ohne Rücksicht ist keine Reife, sondern ein geistlicher Bumerang. Es geht also nicht nur darum, was erlaubt ist, sondern was dient. Nicht nur: „Was kann ich tun?“, sondern: „Was bringt es Gott und den anderen, wenn ich es tue?“
Der eigentliche Hammer kommt dann ganz leise: „Ob ihr nun esst oder trinkt oder sonst etwas tut – tut alles zur Ehre Gottes.“ Das klingt schlicht, fast beiläufig – aber genau das ist seine Kraft. Paulus sagt nicht: „Denkt größer.“ Er sagt: „Glaubt tiefer.“ Er zeigt, dass selbst die banalsten Handlungen geistlich aufgeladen sein können, wenn sie aus der richtigen Haltung kommen. Essen. Trinken. Alltag. Gott mittendrin.
Der Brief ist also nicht einfach ein Regelwerk für religiöses Benehmen, sondern eine Einladung zu einer neuen Sichtweise: Dein Leben ist Bühne. Nicht Show. Aber Bühne. Und die Frage ist: Für wen spielst du eigentlich? Für dein Ego? Für die Zuschauer? Oder für den, der dich sieht, selbst wenn niemand sonst hinschaut?
So viel zum Hintergrund – doch Worte wie „Ehre“, „alles“ oder „tut“ klingen schnell vertraut, ohne dass man sie wirklich anschaut. Höchste Zeit also, dass wir uns die Schlüsselwörter dieses Verses mal näher ansehen. Wer weiß – vielleicht steckt in einem kleinen Wort der größte Schatz.
Die Schlüsselwörter:
In diesem Abschnitt wollen wir uns genauer mit den Schlüsselwörtern aus dem Text befassen. Diese Worte tragen tiefere Bedeutungen, die oft in der Übersetzung verloren gehen oder nicht auf den ersten Blick ersichtlich sind. Wir werden die wichtigsten Begriffe aus dem ursprünglichen Text herausnehmen und ihre Bedeutung näher betrachten. Dabei schauen wir nicht nur auf die wörtliche Übersetzung, sondern auch darauf, was sie für das Leben und den Glauben bedeuten. Das hilft uns, die Tiefe und Kraft dieses Verses besser zu verstehen und ihn auf eine neue Weise zu erleben.
1. Korinther 10,31 – Ursprünglicher Text (Nestle-Aland 28):
Εἴτε οὖν ἐσθίετε εἴτε πίνετε εἴτε τι ποιεῖτε, πάντα εἰς δόξαν θεοῦ ποιεῖτε.
Übersetzung 1. Korinther 10,31 (Elberfelder 2006):
„Ob ihr nun esst oder trinkt oder sonst etwas tut, tut alles zur Ehre Gottes.“
Semantisch-pragmatische Kommentierung der Schlüsselwörter
- ἐσθίετε (esthiete) – „esst“: Das griechische Verb ἐσθίω ist so bodenständig wie es nur geht: essen, Nahrung aufnehmen – mehr nicht. Aber genau das macht es so bemerkenswert. Paulus beginnt nicht mit Gebet, Mission oder Selbstverleugnung, sondern mit dem Normalsten der Welt: dem Essen. Er zeigt damit: Heiligkeit beginnt nicht erst im Gottesdienst, sondern am Küchentisch. Das Verb steht im Präsens, Aktiv, Indikativ – das heißt: es geht um einen realen, andauernden Vorgang. Paulus will nicht, dass du nur ab und zu fromm isst – sondern dass du immer wieder lernst, darin Gottes Nähe zu entdecken.
- πίνετε (pinete) – „trinkt“: Auch hier dasselbe Spiel: πίνω bedeutet schlicht „trinken“. Nicht mehr, nicht weniger. Es geht um den Alltag – nicht um Ekstase, nicht um Fasten, nicht um Wein als Symbol für irgendwas. Ein Becher Wasser kann ebenso geistlich sein wie ein Psalm. Und weil das Verb ebenfalls im Präsens steht, wird klar: Dies ist kein Sonderfall. Es ist der Rhythmus des Lebens. Paulus sagt: Jede Kleinigkeit kann getragen sein von etwas Größerem – wenn du weißt, warum du sie tust.
- ποιεῖτε (poieite) – „tut“: Hier kommt das zentrale Handlungselement ins Spiel. ποιέω meint mehr als nur „machen“. Es ist das Wort für etwas erschaffen, gestalten, bewusst vollziehen. In der griechischen Welt war das auch der Begriff für schöpferisches Tun – für Kunst, für bewusste Werke. Paulus schreibt hier nicht von Autopilot-Handlungen, sondern von absichtlichem Leben. Der Imperativ (Befehlsform) lässt keinen Zweifel: Das ist nicht optional. Es geht nicht um ein bisschen religiöse Stimmung, sondern um eine Grundhaltung: Tu, was du tust – aber tu es bewusst.
- πάντα (panta) – „alles“: Ein kleines Wort mit riesiger Tragweite. πᾶς bedeutet „alles“, aber nicht im Sinne von „ungefähr“, sondern im griechischen Denken: jede einzelne Sache, ohne Ausnahme. Paulus meint nicht: „Hauptsache, du meinst’s gut“, sondern: Jede Handlung, jedes Wort, jeder Schluck, jede Geste – alles gehört dazu. Das Leben ist kein Flickenteppich aus „heilig“ und „neutral“. Alles ist Bühne. Und alles ist Gelegenheit, Gott zu ehren – oder eben nicht.
- δόξαν (doxan) – „Ehre“: Jetzt kommt das Herzstück. δόξα ist ein schweres Wort – wörtlich bedeutet es „Glanz, Herrlichkeit, Ansehen“. Aber es ist mehr als äußerer Schein. Im biblischen Denken geht es um den sichtbaren Ausdruck dessen, wer Gott ist. Wenn du etwas „zur Ehre Gottes“ tust, dann spiegelt deine Handlung etwas von Gottes Wesen wider. Es geht nicht darum, dass du Gott damit schöner machst – sondern dass du ihn sichtbar machst. Ehre heißt hier: Gott in den Fokus rücken – nicht dich. Und das kann selbst durch ein Butterbrot geschehen, wenn es in Liebe geteilt wird.
- θεοῦ (theou) – „Gottes“: Ganz am Ende steht der, um den sich alles dreht: θεός – Gott. Der Genitiv betont, wem die Ehre gehört. Nicht dir. Nicht deiner Gruppe. Nicht deinem guten Gewissen. Es geht um Gott – nicht als Idee, sondern als Person. In einem kulturellen Umfeld, das von Konkurrenz der Götter geprägt war, ist das eine klare Aussage: Was du tust, soll nicht dem Apollon gefallen, nicht dem Zeitgeist, nicht deinem Image – sondern dem einen, lebendigen Gott.
Also was macht Paulus hier? Er entmystifiziert den Glauben – nicht, um ihn zu verkleinern, sondern um ihn alltagstauglich zu machen. Er sagt: Die Frage ist nicht, ob du geistlich bist – sondern wo du es bist. Und seine Antwort lautet: Überall. Immer. In allem.
Und genau da steigen wir jetzt ein – in den theologischen Kommentar. Was bedeutet das alles zusammen? Und was will Paulus uns damit über das Wesen Gottes und die Haltung des Herzens sagen?
Ein Kommentar zum Text:
„Ob ihr nun esst oder trinkt oder sonst etwas tut – tut alles zur Ehre Gottes.“ (1. Korinther 10,31)
Ein Satz, so unaufgeregt, dass man fast darüber hinwegliest – und doch ist er wie ein gut geworfener Stein in ruhiges Wasser: Er zieht Kreise. Große Kreise. Denn wenn Paulus diesen Satz an das Ende einer langgezogenen Debatte stellt, meint er nicht bloß Tischmanieren, sondern eine Ethik, die vom Alltag bis in die Ewigkeit reicht.
Zunächst lohnt sich ein Blick auf den griechischen Wortlaut: ἐσθίετε – esthiete (ihr esst) und πίνετε – pinete (ihr trinkt) stehen in der Präsensform – es geht also nicht um einen Einzelfall, sondern um wiederkehrende Handlungen. Der Imperativ ποιεῖτε – poieite (von ποιέω – poieō) ist der Dreh- und Angelpunkt: „tut“, im Sinne von bewusst handeln, gestalten, etwas hervorbringen. In der Bibel ist dieses Wort tief verwurzelt – schon im Schöpfungsbericht steht es für das kreative Tun Gottes (vgl. Genesis 1,31). Paulus benutzt hier also kein banales Tätigkeitswort, sondern eins, das einen gewissen Schöpfungsatem in sich trägt.
Wenn er dann sagt: πάντα εἰς δόξαν θεοῦ – panta eis doxan theou, dann bringt er die Handlung in Verbindung mit dem Ziel. „Eis“ ist hier die Ziel-Präposition – das, worauf alles zuläuft. Und „δόξα – doxa“, das bedeutet nicht bloß „Ruhm“, sondern im biblischen Verständnis Gewicht, Bedeutung, der sichtbare Ausdruck göttlicher Realität (vgl. 2. Mose 33,18; Johannes 1,14). Paulus stellt damit eine Verbindung her: Nicht jede Tat ist automatisch bedeutungsvoll – aber jede Tat kann bedeutungsvoll werden, wenn sie auf Gott verweist.
Doch wie kam es zu diesem Satz? Was steckt dahinter? Die Kapitel 8 bis 10 des ersten Korintherbriefs kreisen um das Thema Götzenopferfleisch, um persönliche Gewissensfragen und um die Spannung zwischen christlicher Freiheit und gemeindlicher Rücksichtnahme. Die Korinther – klug, kultiviert, meinungsstark – hatten ihre eigene Maxime: „Alles ist erlaubt“ (vgl. 1. Korinther 6,12; 10,23). Paulus widerspricht nicht frontal, aber er relativiert. Er sagt: „Nicht alles ist nützlich.“ Und noch mehr: Nicht alles, was erlaubt ist, bringt Gott Ehre oder hilft dem anderen. (vgl. Römer 14,19–21)
Hier zeigt sich eine Ethik, die nicht gesetzlich, aber auch nicht beliebig ist. Freiheit ohne Liebe ist gefährlich. Liebe ohne Wahrheit ist schwach. Paulus hält beides in der Schwebe – und genau das macht ihn so anspruchsvoll. Er fordert nicht das „Recht haben“, sondern das „Rechthandeln“: den anderen im Blick haben, nicht das eigene Prestige. Glaube wird zur Beziehungskunst. Das ist mehr als Moral – das ist Nachfolge.
Besonders brisant: Paulus wählt mit Essen und Trinken ganz bewusst Beispiele aus dem Alltag. Er hätte über Gebet, Fasten oder Evangelisation sprechen können. Aber nein – es geht um die banalsten Dinge. Warum? Weil dort die echten Entscheidungen getroffen werden. Nicht im Ausnahmezustand, sondern im Immer-und-Immer-wieder. Und gerade darin klingt ein tiefer biblischer Gedanke an: „Erkenne ihn auf allen deinen Wegen“ (Sprüche 3,6). Oder: „Alles, was ihr tut, tut von Herzen als dem Herrn und nicht den Menschen“ (Kolosser 3,23).
Auch Römer 12,1 schwingt hier mit – die Vorstellung des Lebens als lebendiges Opfer: „Stellt euren Leib zur Verfügung – als einen Gottesdienst.“ Paulus sieht Essen und Trinken nicht als Nebensache, sondern als Teil des Kultgeschehens. Der Altar steht nicht nur im Tempel, sondern auch im Esszimmer.
Doch Vorsicht: Das bedeutet nicht, dass Gott uns mit moralischem Kontrollblick beim Zähneputzen beobachtet. Es geht nicht um Perfektion, sondern um Ausrichtung. Der Fokus liegt nicht auf der Handlung selbst, sondern auf dem, worauf sie verweist. Ellen White bringt es in „Steps to Christ“, Kapitel 8 so auf den Punkt: „Selbst der gewöhnlichste Dienst, wenn aus Liebe getan, ist Gott wertvoller als die größten Opfer, die aus Stolz oder Pflichtgefühl gebracht werden.“ Es ist die Herzenshaltung, die die Handlung heiligt – nicht umgekehrt.
Und was heißt das nun konkret? Es bedeutet, dass dein Butterbrot ein Zeugnis sein kann – wenn es mit Dankbarkeit geteilt wird. Dass dein Verzicht auf ein gutes Argument zugunsten des anderen ein kleines Spiegelbild Christi ist. Und dass ein abgelehntes Glas Wein auf einer Party nicht nur deine Überzeugung schützt, sondern vielleicht jemandem zeigt, dass man anders leben kann – ohne Verurteilung, aber mit Haltung. (vgl. 1. Petrus 4,11)
Dabei entstehen Spannungen – natürlich. Die Bibel verschweigt sie nicht. Götzenopferfleisch war nicht nur eine theologische Frage, sondern ein soziales Pulverfass. Wie viel Anpassung ist zu viel? Wie viel Abgrenzung zu wenig? Paulus löst das nicht in einem Gesetzestext, sondern mit einem Prinzip: Was fördert die Ehre Gottes – und was dient dem Anderen?
Das ist übrigens kein Gegensatz. Liebe zu Gott und Liebe zum Nächsten sind nicht zwei Gebote, sondern zwei Seiten derselben Münze (vgl. Matthäus 22,37–39). Und das bedeutet: Ein Verhalten, das dem anderen schadet, kann nie geistlich sein – auch wenn es sich noch so frei anfühlt.
Doch in all dem bleibt der Text nicht bei uns stehen. Paulus führt zur Nachfolge. Er selbst lebt, was er predigt – und verweist dabei auf Christus. Der, der alles hatte, aber nichts für sich behielt. Der, der im Garten Gethsemane nicht nach Bequemlichkeit fragte, sondern betete: „Nicht mein Wille, sondern dein Wille geschehe.“ (Lukas 22,42). In ihm wird Gottes Ehre greifbar – nicht durch Macht, sondern durch Liebe.
Wenn also jemand fragt: „Wie kann ich Gott ehren?“ – dann lautet die Antwort nicht: „Mach mehr!“, sondern: „Lebe aus der Verbindung mit Christus.“ In Ministry of Healing, Kapitel 7 schreibt meine liebe Tante Ellen: „Die Kraft für ein geheiligtes Leben kommt aus der Verbindung mit Christus – nicht aus eigenem Bemühen.“
Am Ende ist der Satz aus 1. Korinther 10,31 kein Maßstab, den du erst erfüllen musst, um Gottes Nähe zu verdienen – sondern eine Frucht seiner Gegenwart in deinem Leben. Ein Leben, das ihn ehrt, ist nicht fehlerfrei, aber ausgerichtet. Nicht perfekt, aber geprägt. Nicht laut, aber leuchtend.
Und genau das lädt uns ein zur nächsten Frage: Was heißt das für mich – heute, jetzt, konkret?
Zeit für die SPACE-Methode – sie hilft uns, diesen Vers nicht nur zu verstehen, sondern zu leben.
Die SPACE-Anwendung*
Die SPACE-Anwendung ist eine Methode, um biblische Texte praktisch auf das tägliche Leben anzuwenden. Sie besteht aus fünf Schritten, die jeweils durch die Anfangsbuchstaben von „SPACE“ repräsentiert werden:
S – Sünde (Sin)
Wenn Paulus sagt, dass wir selbst beim Essen und Trinken Gott ehren sollen, dann klingt das erstmal harmlos. Wer könnte schon beim Frühstück sündigen? Doch genau hier liegt das Problem. Sünde ist nicht immer laut und dramatisch – sie tarnt sich gern als Gleichgültigkeit. Wenn wir Gott aus den kleinen Dingen unseres Lebens heraushalten, entsteht ein schleichendes geistliches Vakuum. Es geht also nicht darum, dass ein belegtes Brötchen moralisch fragwürdig ist, sondern dass unsere Haltung dazu irgendwann lautet: „Ist doch egal.“ Und genau das ist es nicht.
Die eigentliche Sünde, die der Text anspricht, ist nicht ein konkretes Fehlverhalten, sondern ein geteiltes Herz. Wenn Gott nur in den großen Momenten vorkommt – im Gottesdienst, bei Entscheidungen, in Krisen – aber nicht im Alltag, dann führen wir ein Leben in geistlicher Teilzeit. Es ist diese Art von funktionalem Atheismus, bei der wir glauben, Gott sei irgendwie da, aber nicht im Kühlschrank oder in der Art, wie wir mit anderen reden, arbeiten, essen, denken. Die Ehre Gottes bleibt auf der Strecke – nicht, weil wir sie ablehnen, sondern weil wir sie vergessen. Und Vergessen ist oft die stillste Form der Untreue.
P – Verheißung (Promise)
Der Text selbst ist eher nüchtern – Paulus gibt hier kein „Versprechen“, sondern eine Einladung. Aber wenn wir in die Bibel hineinhören, klingt an dieser Stelle ein großes Echo mit: „In allem, was du tust, wird er dich leiten.“ (Sprüche 3,6) oder auch „Wenn ihr nun esst oder trinkt oder was ihr tut – tut alles im Namen des Herrn Jesus“ (Kolosser 3,17). Die Verheißung ist subtil, aber kraftvoll: Wenn du Gott im Alltäglichen ehrst, wird dein Leben geordnet, verbunden, klar. Du lebst nicht mehr auf mehreren Bühnen – du bekommst ein ganzes Herz.
Und es geht noch weiter. Gott ehrt die, die ihn ehren. (vgl. 1. Samuel 2,30) Das heißt nicht, dass alles glatt läuft. Aber es heißt: Dein Alltag wird durchlässig für das Heilige. Die Ehre Gottes ist kein entfernter Glanz, sondern ein leiser Trost. Ein Friede in der Spülküche. Eine Freude im Verzicht. Ein „Ich bin bei dir“ in den Dingen, die sonst keiner sieht.
A – Aktion (Action)
Was tun mit so einem Vers? Es wäre zu einfach zu sagen: „Dann mache halt alles zur Ehre Gottes.“ Die größere Herausforderung ist: Was bedeutet das in meiner Haltung? Vielleicht ist ein Anfang, sich diese Frage öfter zu stellen: „Was spiegelt das, was ich gerade tue – mich oder ihn?“ Und zwar nicht im Sinne eines inneren Kontrollsystems, sondern als freundliche Erinnerung: Meine Handlung ist eine Gelegenheit zur Verbindung.
Das kann bedeuten, dass du das nächste Mal vor dem Essen nicht einfach nur „Danke“ sagst, sondern innerlich still wirst und bewusst anerkennst: „Auch das kommt aus seiner Hand.“ Oder dass du im Konflikt mit jemandem nicht einfach „gewinnst“, sondern dich fragst: „Wie kann ich in dieser Auseinandersetzung Gott groß machen – durch Geduld, Wahrheit oder Schweigen?“ Vielleicht fängst du an, dir morgens beim Anziehen zu sagen: „Auch dieser Tag gehört ihm.“ Keine große Predigt – nur ein Gedanke. Doch genau solche kleinen Gedanken ändern den inneren Kurs.
Ein zweiter Schritt wäre, sich ehrlich zu hinterfragen, wo du Gott ausklammerst – nicht weil du dagegen bist, sondern weil du ihn da nicht erwartest. Beruf? Ernährung? Freizeit? Medien? Humor? Wenn du anfängst, Gott auch in diese Räume einzuladen, passiert etwas: Dein Leben wird nicht „frommer“, sondern echter. Du fängst an, nicht zwischen „heilig“ und „normal“ zu unterscheiden. Und genau das macht dich ganz.
C – Appell (Command)
Leb nicht auf mehreren Bühnen. Tu nicht so, als gäbe es heilige und neutrale Bereiche. Was du tust – tu es bewusst. Und wenn du es tust – tu es mit Blick auf ihn. Nicht, weil du beobachtet wirst. Sondern weil du geliebt bist. Gottes Ehre ist keine Prüfung, die du bestehen musst – sie ist die Einladung, dein Leben auf ein Ziel auszurichten, das größer ist als du selbst. Wenn du das annimmst, wirst du merken: Auch das Kleine zählt. Und das verändert alles.
E – Beispiel (Example)
Ein großartiges Beispiel für gelebte Ehre Gottes im Alltag ist Daniel. Nicht, weil er Löwengruben überlebte, sondern weil er sich im Herzen vornahm in Sachen Essen und Trinken, Gott treu zu bleiben (Daniel 1,8) weil er – trotz Verbot – dreimal am Tag betete. Still. Gewöhnlich. Treu. (Daniel 6,11). Er ehrte Gott, nicht durch Heldentaten, sondern durch Treue im Gewöhnlichen. Und genau das war sein Zeugnis. Nicht laut, aber klar.
Das Gegenbeispiel? König Saul. Der hatte einen starken Start, aber vergaß schnell, für wen er eigentlich handelt. Als er Gott nicht ehrt, sondern lieber seine Macht absichert und sich selbst rechtfertigt, verliert er das Königtum (vgl. 1. Samuel 15). Er wollte gefallen – und vergaß, wem er gefallen sollte. Es ist ein warnendes Beispiel: Wenn die Ehre Gottes nicht der Maßstab bleibt, verliert das Handeln seine Richtung. Selbst gute Absichten werden dann beliebig.
Und jetzt geht’s ans Eingemachte – nicht im Kopf, sondern im Herzen. Wie berührt dich dieser Text? Was ruft er in dir wach? Wo hast du Sehnsucht, wieder bewusst zu leben – nicht perfekt, aber ehrlich? Lass uns das im nächsten Schritt gemeinsam erkunden: der persönlichen Identifikation mit dem Text.
Persönliche Identifikation mit dem Text:
In diesem Schritt stelle ich mir sogenannte „W“ Fragen: „Was möchte der Text mir sagen?“ in der suche nach der Hauptbotschaft. Dann überlege ich, „Was sagt der Text nicht?“ um Missverständnisse zu vermeiden. Ich reflektiere, „Warum ist dieser Text für mich wichtig?“ um seine Relevanz für mein Leben zu erkennen. Anschließend frage ich mich, „Wie kann ich den Text in meinem Alltag umsetzen/anwenden?“ um praktische Anwendungsmöglichkeiten zu finden. Weiterhin denke ich darüber nach, „Wie wirkt sich der Text auf meinen Glauben aus?“ um zu sehen, wie er meinen Glauben stärkt oder herausfordert. Schließlich frage ich, „Welche Schlussfolgerungen kann ich für mich aus dem Gesagten ziehen?“ um konkrete Handlungen und Einstellungen abzuleiten.
Ich sag’s mal so: Wenn Paulus heute mit mir einen Kaffee trinken würde, würde er wahrscheinlich irgendwann diesen einen Satz sagen – nicht als Vorwurf, sondern als stille Erinnerung: „Denk dran, Dante: Auch das hier kann zur Ehre Gottes geschehen.“ Und ich würde vielleicht grinsen, den Keks wieder auf den Teller legen und nicken – nicht weil ich es verstanden habe, sondern weil ich weiß, dass er recht hat. Denn 1. Korinther 10,31 trifft mich. Nicht, weil ich’s nicht kenne, sondern weil ich’s manchmal vergesse. Und genau das scheint Paulus zu kennen – dieses schleichende Vergessen der Gegenwart Gottes mitten im ganz Normalen.
Was der Text sagt, ist eigentlich simpel: Es gibt keine neutralen Zonen in deinem Leben. Jeder Gedanke, jede Geste, jedes Gespräch hat ein Potenzial – entweder es spiegelt etwas von Gottes Wesen wider, oder es zieht den Vorhang davor zu. Das klingt erstmal überfordernd, aber vielleicht meint Paulus genau das Gegenteil: Nicht mehr Stress, sondern mehr Bewusstsein. Die Frage ist nicht: „Ist das fromm genug?“ Sondern eher: „Bin ich wach genug, um Gott in diesem Moment zu ehren?“ Und diese Frage brennt. Sie trifft mich beim Scrollen durchs Handy, beim Griff zur Tüte Chips, bei einem Kommentar über jemanden, der nicht im Raum ist. Es ist nicht die große „Sünde”, die mich herausfordert – es ist der leise Egoismus, der sich bequem eingerichtet hat.
Und ja, der Text sagt eben nicht, dass alles gleich viel wert ist, solange ich’s nur irgendwie „fromm“ deklariere. Er ist keine Einladung zum geistlichen Etikettenschwindel. Paulus schreibt das ja nicht in ein Vakuum, sondern im Streit um Götzenopferfleisch – ein echtes ethisches Dilemma. Darf ich etwas tun, das für mich okay ist, obwohl es andere verletzen könnte? Und seine Antwort ist bestechend: „Freiheit ohne Liebe ist keine Freiheit. Und Erkenntnis ohne Rücksicht ist keine Weisheit.“ (vgl. 1. Kor 8,1–13). Was ich also nicht rauslesen sollte: Dass ich immer „mein Ding“ machen kann, solange ich’s mit einem Bibelvers absegne. Zur Ehre Gottes leben heißt nicht, sich selbst zu rechtfertigen – sondern sich selbst nicht zum Maßstab zu machen.
Das kratzt an meinem Bild von geistlicher Reife. Ich dachte lange, die sei daran erkennbar, dass man viel weiß, wenig sündigt und viel betet. Aber vielleicht ist sie daran zu erkennen, dass ich beim Essen an andere denke. Dass ich meine Stimme nicht nur für mich erhebe. Dass ich, wie Tante Ellen es ausdrückt, „im Kleinsten treu bin, weil ich im Geringsten Gottes Willen liebe“. Das fordert mich. Weil es mich nicht zu einem geistlichen Hochleistungswesen machen will, sondern zu einem Menschen, der im Kleinen echt wird. Und das beginnt nicht in der Gebetszeit – sondern manchmal beim Müll rausbringen.
Das verändert mein Glauben. Oder besser gesagt: Es rückt ihn zurecht. Weg von der Bühne, hin zur Küche. Weg vom Ideal, hin zum Alltagsboden. Und plötzlich wird Kolosser 3,17 mehr als ein Vers: „Alles, was ihr tut in Wort oder Werk, tut im Namen des Herrn Jesus.“ Alles. Auch der Smalltalk. Auch die Art, wie ich mein Handy weglege, wenn jemand den Raum betritt. Auch der Moment, in dem ich mich entscheide, ob ich zuhören will oder nur antworten. Und ja – auch, wie ich mit meinen eigenen Fehlern umgehe. Ob ich mich klein mache oder ehrlich werde.
Was heißt das konkret? Vielleicht nichts Revolutionäres – aber etwas Echtes. Dass ich mir morgens Zeit nehme, Gott in meinen Kalender zu lassen, nicht nur in mein Gebet. Dass ich beim Scrollen eine Grenze ziehe, die nicht auf Verboten, sondern auf Würde basiert. Dass ich mich frage, ob mein Humor erhebt oder zerstört. Und dass ich lerne, im Verzicht nicht Verlust zu sehen, sondern Freiheit. Johannes 15,5 erinnert mich: Ich kann nichts von bleibendem Wert tun, wenn ich nicht in ihm bleibe. Auch dann nicht, wenn ich äußerlich „recht“ habe.
Am Ende bleibt bei mir kein frommes Hochgefühl zurück, sondern eine Mischung aus Erschrecken und Ermutigung. Weil ich merke, wie oft ich danebenliege – und wie sehr Gott trotzdem dabei bleibt. Der Text lädt mich nicht ein, perfekt zu leben. Sondern bewusst. Nicht um jeden Preis zu glänzen, sondern leise zu lieben. Und manchmal beginnt das mit einer Gabel. Oder einem Satz, den ich nicht sage.
Zentrale Punkte der Ausarbeitung zu 1. Korinther 10,31
- Gottes Ehre ist nicht fern – sie wohnt im Alltäglichen.
- Paulus ruft uns nicht zu religiöser Höchstleistung auf, sondern zu einem Leben, das bewusst wird.
- Es geht nicht um zusätzliche Frömmigkeit, sondern darum, alltägliche Entscheidungen geistlich wahrzunehmen – selbst Essen, Trinken und Spülen.
- Nicht alles, was erlaubt ist, dient auch dem Leben.
- Freiheit ist kein Freifahrtschein – sie braucht Liebe, Rücksicht und ein waches Gewissen.
- Paulus stellt klar: Zur Ehre Gottes leben bedeutet, sich selbst nicht zum Maßstab zu machen.
- Vergessen ist eine stille Form von Untreue.
- Die größte Gefahr liegt nicht im „großen Abfall“, sondern im schleichenden Abdriften – wenn Gottes Gegenwart im Alltag untergeht.
- Der Text lädt ein, spirituell wach zu werden – nicht als Druck, sondern als Einladung zur Beziehung.
- Geistliches Leben geschieht nicht neben dem Alltag, sondern mittendrin.
- Ob Kühlschrank, Kaffeemaschine oder WhatsApp – Gottes Ehre kann dort wohnen, wo ich bewusst, liebevoll und präsent handle.
- Es geht nicht um religiöse Zonen, sondern um ein durchdrungenes Leben – „geistlich“ ist nicht eine Art, Dinge zu tun, sondern eine Art, sie zu sehen.
- Treue zeigt sich in kleinen Dingen.
- Was ich tue, zählt – nicht wegen seiner Größe, sondern wegen seiner inneren Haltung.
- Ellen White erinnert uns daran, dass die Liebe in den unscheinbaren Handlungen der größte Ausdruck geistlichen Lebens ist.
Warum ist das wichtig für mich?
- Es entkoppelt Glauben von religiösem Leistungsdenken. Ich darf aufhören, mein geistliches Leben an spektakulären Momenten zu messen. Der Alltag wird zur Bühne der Nachfolge – leise, aber kraftvoll.
- Es rückt meine Prioritäten zurecht. Ich erkenne, dass es nicht nur um mein gutes Gewissen oder meine persönliche Freiheit geht – sondern um Gottes Ehre und das Wohl der anderen.
- Es schenkt mir geistliche Wachsamkeit ohne geistlichen Druck. Ich werde eingeladen, wach zu leben – nicht, um alles richtig zu machen, sondern um in Verbindung zu bleiben.
- Es stärkt mein Vertrauen in Gottes Nähe. Ich muss ihn nicht suchen wie ein fernes Signal – er ist schon da. Im Alltäglichen. Im Unscheinbaren. Im ganz normalen Leben.
Der Mehrwert dieser Erkenntnis
- Ich kann meinen Alltag neu deuten – nicht als geistlich belanglos, sondern als geistlich bedeutsam.
- Ich kann ehrlich mit meiner Zerstreuung und meinen blinden Flecken umgehen, weil Gott mich gerade da zur Wachheit ruft – nicht zur Perfektion.
- Ich kann meinen Glauben ganzheitlich leben, ohne künstlich spirituell zu wirken – sondern einfach, echt, aufrichtig.
- Ich kann klein anfangen – mit einem Glas Wasser, einem geschenkten Lächeln oder einem Verzicht – und trotzdem etwas tun, das Ewigkeitswert hat.
Kurz gesagt: Wenn selbst mein Essen und Trinken Gott ehren kann, dann ist keine Sekunde meines Lebens geistlich irrelevant. Und das verändert alles.
*Die SPACE-Analyse im Detail:
Sünde (Sin): In diesem Schritt überlegst du, ob der Bibeltext eine spezifische Sünde aufzeigt, vor der du dich hüten solltest. Es geht darum, persönliche Fehler oder falsche Verhaltensweisen zu erkennen, die der Text anspricht. Sprich, Sünde, wird hier als Verfehlung gegenüber den „Lebens fördernden Standards“ definiert.
Verheißung (Promise): Hier suchst du nach Verheißungen in dem Text. Das können Zusagen Gottes sein, die dir Mut, Hoffnung oder Trost geben. Diese Verheißungen sind Erinnerungen an Gottes Charakter und seine treue Fürsorge.
Aktion (Action): Dieser Teil betrachtet, welche Handlungen oder Verhaltensänderungen der Text vorschlägt. Es geht um konkrete Schritte, die du unternehmen kannst, um deinen Glauben in die Tat umzusetzen.
Appell (Command): Hier identifizierst du, ob es in dem Text ein direktes Gebot oder eine Aufforderung gibt, die Gott an seine Leser richtet. Dieser Schritt hilft dir, Gottes Willen für dein Leben besser zu verstehen.
Beispiel (Example): Schließlich suchst du nach Beispielen im Text, die du nachahmen (oder manchmal auch vermeiden) solltest. Das können Handlungen oder Charaktereigenschaften von Personen in der Bibel sein, die als Vorbild dienen.
Diese Methode hilft dabei, die Bibel nicht nur als historisches oder spirituelles Dokument zu lesen, sondern sie auch praktisch und persönlich anzuwenden. Sie dient dazu, das Wort Gottes lebendig und relevant im Alltag zu machen.
